Porsche Turbo Cabrio Vorstellung

Porsche 911 Turbo Cabrio. Foto: Auto-Reporter/autodino/Porsche

Vorstellung: Porsche Turbo Cabrio Allrad
150 862 Euro zzgl. Mwst.

Was ist das zweitschönste Gefühl beim Cabrio-Fahren? Die Vorfreude auf das nächste Wolkenloch. Darin waren sich alle Teilnehmer der Präsentation des Porsche Turbo Cabrio einig, die zwischen Unwettern über Königstein ihre ersten Runden mit dem Neuen durch den Taunus drehten. Schade, so ein schönes Auto mit geschlossenem Verdeck zu fahren. Man sieht ja nichts und wird nicht gesehen.

Viele hatten auf dieser ersten Tour schon Gelegenheit zu überprüfen, ob es wirklich stimmt, dass das dreilagige Stoffverdeck auch bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h noch automatisch geschlossen werden kann. Es funktioniert. Aber auch 20 Sekunden können ganz schön lange werden, wenn der dicke Gewitterschauer einen überrascht.

Aber Schaden richten auch die dicksten Tropfen im Inneren nur bei der Psyche von Fahrer und Beifahrer an. Da dort alles in Porsche-Art mit Leder bezogen ist, reicht es, die Brille, das Hemd, die Sitze trocknen zu lassen und die Seele auf nächste Mal zu vertrösten.

133,3 PS pro Liter – nicht Regen, sondern Hubraum – bietet der 3,6 Liter große Sechszylinder-Boxer, insgesamt 480 PS, genug um die nur 70 Kilogramm Mehrgewicht vom Verdeck vergessen zu lassen. Die insgesamt 1655 Kilogramm des handgeschalteten Cabrios wuchtet der Motor in vier Sekunden von null auf 100 km/h. Nach 12,8 Sekunden fällt die Tempo-200-Marke, und der Tacho bleibt erst bei 310 km/h stehen. Mit der Tipptronic ist der Turbo sogar noch zwei Zehntel schneller auf 100 km/h.

Porsche preist sein neues Cabrio als das verwindungssteifste Cabrio seiner Klasse. Als Wert nennt das Unternehmen 9000 Newtonmeter (Nm) pro Grad. Beim Turbo-Coupé sind das mehr als 30 000 Nm. Doch grau ist alle Theorie, nicht nur bei Regen. Porsche jedenfalls sagt, das Cabrio stehe dem Coupé in Sachen Fahrdynamik in nichts nach. Und wir haben auch in schnellen Kurven keine Verwindungen der Karosserie spüren oder hören können. Mögen andere dem Knistern nachspüren, wir jedenfalls waren wieder überzeugt von der Porsche-typischen Fahrdynamik mit Allradantrieb und dem Sport Chrono Paket Turbo, mit dem alles noch ein bisschen schärfer und schneller wird.

Rund 90 Prozent der Turbo-Käufer entscheiden sich für dieses Paket. Dabei schaffen die 620 Nm Drehmoment zwischen 1950 und 5000 Umdrehungen pro Minute auch ohne den Druck auf die Sport-Taste in der Mittelkonsole schon einen unglaublichen Vortrieb, der noch viel brachialer wirkt als die Zahlen für die Beschleunigung erwarten lassen. Unwiderstehlich ist wohl der richtige Begriff, um das Gefühl zu beschreiben.

Als unwiderstehlich, zumindest als ungewöhnlich attraktiv, lässt sich auch das Äußere des Porsche beschreiben. Mit der jetzigen Generation haben die Zuffenhausener den 911 auch auf ästhetische Höhe getrieben. Es sei denn, man mag das Unauffällige. Aber selbst der Fahrer mit Neigung zum Understatement wird sich dem Reiz der Rennkarosse kaum entziehen können. Schon der Blick in den Rückspiegel erinnert einen stets daran, was für ein Auto man gerade bewegt; denn die Radhäuser der dicken Hinterräder sind beim Blick nach hinten nicht zu übersehen. Dort drehen sich Reifen der Dimension 305/30 ZR 19. Dagegen nehmen sich die Reifen auf der Vorderachse fast bescheiden aus: 235/35 ZR 19.

Klar ist das hart. Wer etwas anderes erwartet, sollte sich besser mit einem Sportwagen des anderen Stuttgarter Automobilherstellers befassen. Hier geht’s straff zur Sache. Aber auch das Gleiten ist keine ungewöhnliche Gangart für das Cabrio. Porsche legt in seinen Presseunterlagen sogar ausdrücklich Wert darauf, dass sich das Turbo Cabrio zum Cruisen eignet. Der Text mahnt sogar zu sparsamer Fahrweise; denn der Fahrer sei entscheidend für den Verbrauch verantwortlich. Laut Porsche liegt der Verbrauch nach der neuen EU-Norm bei 12,9 Liter Super Plus pro 100 Kilometer beim Cabrio mit dem serienmäßigen Sechs-Gang-Handschalter. Nicht eben wenig, aber deutlich weniger als das, was andere Sportwagenhersteller in dieser Klasse angeben.

Das Vergnügen kostet 150 862 Euro, natürlich exklusive Mehrwertsteuer. Aber dafür ist der Porsche fast perfekt ausgestattet. Na ja, vielleicht sollte man sich noch das Sport Chrono Paket leisten, oder die Keramikbremsen oder ein Hardtop? Es muss doch zu schaffen sein, die 200 000 Euro-Marke für den Bruttopreis zu schaffen. Porsche rechnet jedenfalls damit, dass im Wirtschaftsjahr 2007/2008, das bei den Zuffenhausenern am 1. Juli 2007 beginnt, 3000 Porsche Turbo Cabrio verkaufen zu können. Man kann getrost davon ausgehen, dass die Planung eher zu kurz gegriffen ist. Schließlich hat Porsche schon lange keine Gewitterstürme mehr erlebt. Das Unternehmen lebt zu Zeit auf der Sonnenseite der weltweiten Automobilkonjunktur. (ar/Sm)Peter Schwerdtmann(autodino/autoreporter)

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