Smart wird noch sparsamer

Mikro-Hybrid: Der Smart wird noch sparsamer

Nach dem sparsamen Diesel bringt Smart den Fortwo-Benziner als verbrauchsoptimierten Mikro-Hybrid auf den Markt. Dank einer Start-Stopp-Funktion soll der Verbrauch unter optimalen Bedingungen auf bis zu 4,3 Liter pro 100 Kilometer sinken. Das sind 0,4 Liter weniger als ohne die automatische Motorenabschaltung. Die DaimlerChrysler-Tochter stellte den Smart Fortwo mhd (micro hybrid drive) jetzt in London vor. Die Präsentation fand nicht ohne Grund in der englischen Hauptstadt statt, denn dort ist eine noch sparsamere Smart-Variante unterwegs.

Die Start-Stopp-Funktion sorgt dafür, dass sich der Motor bei Stillstand, etwa beim Halt an der Ampel oder dem Stopp vor dem Zebrastreifen, automatisch abschaltet. Anstelle eines Anlassers arbeitet im Smart Fortwo mhd ein riemengetriebener Starter-Generator. Er versorgt den Wagen nicht nur mit Strom, sondern dient nebenbei dazu, den Motor in Sekundenbruchteilen wieder anzulassen.

Gesteuert wird die Zündabschaltung über das Bremspedal. Steht der Fuß auf der Bremse und sinkt die Geschwindigkeit dann auf unter 8 km/h, schaltet sich der Motor einfach aus. Sobald das Pedal wieder gelöst wird, springt der Benziner ebenso schnell an. Das geschieht so rasch, dass der Motor bereits läuft, wenn der Fuß das Gaspedal noch gar nicht erreicht hat. So arbeitet der Mikro-Hybrid-Antrieb absolut verzögerungsfrei.

Die zügige und störungsfreie Umsetzung von Start und Stopp macht das System auf Anhieb für Neulinge sympathisch, weil es absolut unspektakulär funktioniert. Schon nach zwei Abschaltungen hat sich der Fahrer daran gewöhnt. Bei Bedarf lässt sich die Start-Stopp-Automatik über einen Knopf neben dem Schalthebel deaktivieren.

Neben der temporären Motorabschaltung unterstützt eine leicht geänderte Getriebeübersetzung die Bemühungen, den Verbrauch des 52 kW / 71 PS starken Dreizylinders um im Schnitt etwa acht Prozent zu senken. Im Stadtverkehr, wo die Start-Stopp-Automatik häufiger zum Einsatz kommt, rechnet die DaimlerChrysler-Tochter mit bis zu 13 Prozent weniger Kraftstoff. Der CO2-Ausstoß wird um den selben Anteil auf etwa 103 g/km reduziert.

Der Smart Fortwo mhd ist mit 145 km/h Spitzengeschwindigkeit genauso schnell wie die gleichmotorisierte Variante ohne Abschaltung. Die Produktion wird am 15. Oktober 2007 anlaufen. Die Markteinführung soll Ende des Jahres erfolgen. Verfügbar ist der Mikro-Hybrid für Coupé und Cabrio in allen drei bekannten Ausstattungsvarianten Pure, Pulse und Passion. Wie viel mehr der mhd kosten wird, wollte Smart noch nicht sagen. Fest steht aber, dass es zur Markteinführung eine limitierte Sonderserie mit Preisvorteil geben wird.

Dass es noch sparsamer geht, beweist Smart mit einem Pilotprojekt in London. Dort sind zurzeit 100 Fortwo mit reinem Elektroantrieb im Einsatz. Partner des Flottenversuchs sind etwa 30 lokale Unternehmen vom Apotheker, über Botendienste und Immobilienmakler bis hin zu Stadtbezirksverwaltungen und Baufirmen.

Um die Kosten im Rahmen zu halten und das Konzept hinter dem Smart zu unterstreichen, wurde so wenig wie möglich verändert. Bis auf die Batterie und die wegen des höheren Gewichts verstärkten Federn wurde so gut wie alles vom herkömmlichen Smart übernommen. Das Getriebe stammt ebenfalls aus der normalen Serienproduktion und wurde ganz einfach bis auf den zweiten Gang und den Rückwärtsgang gesperrt. Selbst der Drehzahlmesser ist ein alter Bekannter, zeigt dank geänderter Skala nun aber den Ladezustand der Batterie und nicht die Drehzahl des Motors an.

Die in Fahrzeugmitte angebrachte Natrium-Nickel-Chlorid-Batterie reicht für etwa 115 Kilometer und beschleunigt den Smart Fortwo ed (eletric drive) auf bis zu 112 km/h. Der in der ganz normalen Hinterachse untergebrachte Elektromotor leistet 30 kW / 41 PS. Den Sprint von 0 auf 60 km/h erledigt der völlig geräuschlose und emissionsfreie E-Smart genauso flink wie der Benziner. Mit einem Drehmoment von 140 Nm sticht er aber alle anderen Smart aus. Wer weiter als nur bis zur Steckdose denkt und die Stromerzeugung mit einbezieht, kommt bei dem Null-Emissions-Auto nach Schätzungen von Projektleiter Dr. Tilo Schweers auf einen CO2-Ausstoß von umgerechnet 60 g/km.

Zwei Euro kostet eine Komplettaufladung, die über Nacht erfolgen kann. Neben einem unerreichten Kilometerpreis von etwa zwei Cent sparen die Nutzer im Londoner Verkehrschaos vor allem die zwölf Euro City-Maut am Tag, denn Elektroautos sind von der Gebühr befreit. Außerdem können sie in einigen Parkhäusern kostenlos abgestellt werden.

Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt, in denen beide Seiten Erfahrungen im Alltagsgebrauch von E-Fahrzeugen sammeln wollen. Die Smarts werden an die Firmen vermietet. Sollte sich das Londoner Projekt bewähren, sind Einsätze auch in anderen europäischen Großstädten angedacht.

Der Fortwo ed bleibt eine von Hand gefertigte Kleinserie. An einen Verkauf der Fahrzeuge denkt DaimlerChrysler in absehbarer Zukunft nicht. Vorstellbar sei eher ein Miet-Modell. (ar/jri) (autoreporter)

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