Den neuen Ford Focus unter die Lupe genommen


Ford Focus. Foto: Auto-Reporter/Ford

Ford Focus neu: Alles Brave ist dahin

Ford griff die Gelegenheit beim Schopf. Wo andere zur Mitte des Lebenszyklus eines Automodells sich auf wenige Korrekturen und Retuschen beschränken, hat Ford den aktuellen Focus für seine zweite „Lebens“-Hälfte gründlich über- und umgearbeitet. Jürgen Strackmann, Marketing-Geschäftsführer von Ford Deutschland, jedenfalls ist froh, seinen Bestseller Focus nun ab 2008 im neuen Stil des Hauses auf den Markt rollen zu sehen.

Nicht, dass der Ford Focus so viel Zuwendung nötig gehabt hätte. Mit ihm stellt Ford immerhin bei fünf Millionen verkauften Exemplaren die Nummer eins in Europa. Technisch gab es nur äußerst wenig zu bemängeln, und nett anzusehen war er auch. Doch Ford will nicht nur ein nettes und vernünftiges Auto. Mit dem „Kinetic Design“ genannten neuen Stil des Hauses, wie wir ihn schon vom S-Max und vom neuen Mondeo her kennen, wollen die Kölner den Sprung hin zum emotional ansprechenden Design schaffen.

Dieser Sprung ist gelungen. Der Focus wirkt nun wie ein kleiner Bruder der beiden anderen, nur sportlicher und muskulöser. Die neue Frontpartie mit den großen Lufteinlässen, kräftige Sicken auf der Motorhaube und jeweils eine an der Seite verschaffen dem Focus einen starken Auftritt, unterstrichen von Schweller, Dachspoiler, coupéartigem Dach und aufsteigender Fensterunterkante. Der Focus profiliert sich mit kräftigen Strichen als Mitglied der Leistungsgesellschaft. Alles Brave ist dahin.

Auch innen durften sich die Designer austoben. Das Armaturenbrett hat ihnen dabei offenbar besonderes Vergnügen bereitet. Dort leisteten sie viel Detailarbeit mit herausragenden Elementen, die der Armaturentafel mehr Kontur in der Tiefe geben und mit Materialien, die sich erstens gut anfühlen und zweitens gut aussehen. Auch Chrom-Akzente und Unterstreichungen mit mattem Metall hat man den Designern erlaubt. So erkennt der Focus-Neuling, dass er ein Auto bestiegen hat, das mehr sein möchte als andere.

Mehr sein als scheinen war nicht das Motto für das Design des Neuen. Vielmehr hat Ford nun auch bei der Kompaktklasse die bisherige Zurückhaltung und die Orientierung an einem in der Breite akzeptierten Stil aufgegeben und sich der alten Weisheit erinnert, nach der man ohne Bescheidenheit weiterkommt. Strackmann freut sich am Erreichten. Er hält es für wesentlich, dass das von den Stückzahlen her für Ford in Europa so wichtige Auto auch die aktuellen Kernwerte der Marke in sich birgt und nach außen trägt. Dazu zählen nun einmal ein attraktives, emotionales Design und der Hauch vom großen Luxus für möglichst kleines Geld.

Glücklicherweise zählt das Fahrwerk des Focus nicht zu den Elementen, die es zu verändern galt. Da hätte Ford nur verschlimmbessern können; denn das Focus-Fahrzwerk zählt immer noch zu dem Besten, was diese Klasse zu bieten hat. Gut, dass Ford im für diesen neuen Focus nur eine etwa direkt und präziser arbeitende Lenkung zu Seite gestellt hat.

Bei den Motoren bieten die Kölner gleich sieben Benziner und vier Diesel. Das Spektrum reicht bei den Benzinern von 1,4 Liter Hubraum und 59 kW / 80 PS bis hin zum 2,5-Liter-Motor mit 166 kW / 225 PS, der dem Sportmodell Focus ST vorbehalten bleibt, das Ford im Frühjahr 2008 nachschieben will.

Ford Focus. Foto: Auto-Reporter/Ford

Zum Thema CO2-Einsparung bekennt sich Ford zum Dieselmotor, und dabei besonders zum 1,6-Liter mit 80 KW / 109 PS. In dieser Maschine sieht Ford den für Deutschland erfolgreichsten Antrieb. Deswegen haben sich die Kölner bemüht, besonders hier Umwelterfolge hinlegen zu können: 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer oder 4,5 Liter pro 100 Kilometer, gemessen als Durchschnittswert nach der EU-Norm, sprechen eine deutliche Sprache. Mit dem „Econetic“-Paket für rund 500 Euro extra setzt Ford noch eins drauf: Verbesserte Aerodynamik, Änderungen im Motormanagement, Leichtlaufreifen und ein Leichtlaufgetriebeöl verbessern den Verbrauch noch einmal um durchschnittlich 0,2 Liter pro 100 Kilometer und den CO2-Wert auf 115 g/km.

Am meisten Spaß bietet der stärkere der beiden Zwei-Liter-Diesel mit einem wunderbar schnell und anstoßlos zu schaltendem Sechsganggetriebe. Der braucht im Schnitt auch nur 5,5 Liter pro 100 km bietet dafür aber 100 kW / 136 PS und ein maximales Drehmoment von 320 Newtonmeter, das uns auch in den Bergen im Hinterland der französischen Riviera nie hat hängenlassen.

Was gibt es ansonsten über den neuen Focus neues zu berichten, außer, dass er im Frühjahr 2008 auch mit einem Doppelkupplungsgetriebe zu haben sein wird? Es gibt ihn wie bisher dreitürig, viertürig und fünftürig sowie als Kombi. Sein Gepäckraum misst mindestens 396 Liter (bei der drei- und fünftürigen Limousine), bei der er sich auf 1258 Liter erweitern lässt, beim Turnier sogar auf 1546 Liter. Die Zuladung reicht – je nach Motor – von knapp 550 Kilogramm bis zu mehr als 700 kg bei den großen Dieseln.

Wieder werden vier Ausstattungsvarianten angeboten: „Ambiente“, „Sryle“, „Ghia“ und „Titamium“. Die Preise reichen von 15 000 Euro bis 24 250 Euro, wobei die Preise für den Sportler ST noch nicht genannt werden. Den „Econetic“ bietet Ford ab 21 000 Euro an, also für die besagten 500 Euro mehr als für einen vergleichbaren „normalen“ Diesel. Diese Preisgestaltung wiederum ist so brav wie die beim alten Focus. (ar/Sm)

Daten: Ford Focus 2,0 l Duratorq TDCi (5tütig)

Länge x Breite x Höhe: 4,34 m x 2,02m x 1,50 m
Leergewicht, Zuladung: 1438 kg / 637 kg
Motor (Bauart, Hubraum): 2,0 Liter Duratorq TDCi
Max. Leistung: 100 kW / 136 PS bei 4000 U/min
Max. Drehmoment: 320 Nm (bei 2000 U/min)
Verbrauch NEFZ im Mittel: 5,5 Liter Diesel
CO2-Emission: 144 g/km
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 203 km/h
Kofferraum: 396 bis 1258 Liter
Basispreis: 23 000 Euro
Von Peter Schwerdtmann (autoreporter)

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