Die Bio-Illusion löst sich in Rauch auf

Kommentar: Die Bio-Illusion löst sich in Rauch auf

Gar nicht mehr lange und Deutschland wird wieder gelb. In vielen Regionen dominiert der Raps die Felder, um später als Rapsöl den Bedarf an Mineralöl und die Emissionen an Kohlendioxid zu senken. Doch nun stellt sich heraus, dass die gelbe Invasion auf deutschen Äckern nicht einmal für die fünf Prozent Beimengung zu unserem heutigen Dieselöl reicht. Ein Fünftel stammt aus Südamerika, fand Greenpeace jetzt heraus. Urwälder müssen weichen, damit wir mit Rapsöl versorget werden können…

Das war aber nicht die einzige schlechte Nachricht dieser Woche für den Biosprit. Bundesumweltminister Siegmar Gabriel wankt, angesichts der Aussage des ADAC, mindestens drei Millionen in Deutschland zugelassene Autos würden den Alkoholzusatz im Benzin nicht vertragen. Auch dieser Biokraftstoff hat also seine Tücken.

Es ist zu einfach, nun öko-populistisch Gabriel und seine Beimischungen für gescheitert zu erklären und von ihm nun die Knebelung der Automobilhersteller zu verlangen. Gabriel hätte leichtfertig gehandelt, hätte er den Ersatz von Mineralöl durch nachwachsende Rohstoffen nicht erwogen. Was man dem Bundes- und vielen Länderumweltministern samt ihren Stäben vorwerfen muss, ist das unprofessionelle Abwägen von Vor- und Nachteilen.

Politik und Behörden sind gesetzlich verpflichtet, alle Entscheidungen auf die Folgen für die Umwelt hin abzuklopfen. In diesem Fall war man offenbar zu schnell und zu engstirnig. Sowohl bei Diesel mit Bioanteilen als auch beim alkoholhaltigen Benzin waren die mahnenden Stimmen nicht leicht zu überhören. Aber die Versuchung war offensichtlich zu groß, der Lösungsansatz zu verlockend. Aber „nachwachsend“ ist eben nicht immer auch „nachhaltig“.

Bei der Abwägung der Folgen geht es zunächst darum, den Wettbewerb zwischen Nahrungsproduktion und Energieträgern zu vermeiden. Dann muss eine ehrliche Bilanz her, die alle Faktoren mit einbezieht und eben nicht nur die Vorteile sieht, die wir in Deutschland genießen, wenn das fertige Öl oder der fertige Alkohol hier ankommt.

Nun wissen wir, dass die Biokraftstoffe der ersten Generation diesem Anspruch nicht gerecht werden. Das Öl schädigt das Klima, und der Alkohol unsere heutigen Autos. Aber auch die Biokraftstoffe der zweiten Generation, die aus pflanzlichen Abfällen hergestellt werden können, werden das Problem nicht schnell lösen. Und wer will sich schon ganz Südamerika als eine einzige Zuckerrohr-Monokultur vorstellen? Wir werden also noch lange mit dem Verbrennungsmotor und seinen klassischen Treibstoffen leben. Glücklicherweise sinkt der Durchschnittsverbrauch unserer Fahrzeuge erstaunlich schnell, und die Mineralölvorräte wachsen, allen Unkenrufen zum Trotz. (ar/Sm) Von Peter Schwerdtmann(autoreporter)

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