Erd- und Autogas werden immer attraktiver

rund 70 000 Autofahrer tanken in Deutschland Erdgas. Foto: Auto-Reporter/Trägerkreis Erdgasfahrzeuge

Erd- und Autogas werden immer attraktiver

Mit den steigenden Kraftstoffpreisen und der nur noch geringen Preisdifferenz zwischen Diesel und Benzin werden Erdgas- und Autogasfahrzeuge zunehmend attraktiver. Viele Autokäufer scheuen jedoch den Umgang mit den beiden alternativen Treibstoffen, da die Handhabung beim Tanken etwas umständlicher ist. Oft schreckt auch eine gewisse Angst vor Explosionsgefahr vom Kauf eines Gasfahrzeuges ab. Für beide Varianten spricht nicht nur die Kosten-, sondern auch die Umweltseite. Vielfach werfen Autofahrer Erd- und Autogas, das auch als Flüssiggas bezeichnet wird, in einen Topf. Es gibt aber einige deutliche Unterschiede…

Rund 70 000 Erdgas- und über 200 000 Autogasfahrzeuge sind mittlerweile auf deutschen Straßen unterwegs. Für beide gilt, dass sie nach wie vor auch mit Benzin betrieben werden können. Als Typenbezeichnung haben sich auch in Deutschland die Abkürzungen CNG für Compressed Natural Gas (Erdgas) und LPG für Liquified Petroleum/Gas (Autogas) eingebürgert.

Während Erdgas tatsächlich gasförmig ist, wird Autogas flüssig. So werden die Preise an der Tankstelle in dem einen Fall auch in Kilogramm, im anderen wie gewohnt in Liter angegeben. Wichtigstes Argument für die alternativen Treibstoffe bleibt der Preis. So kostet ein Kilogramm Erdgas derzeit im Bundesdurchschnitt rund 93 Cent, für Autogas werden etwa 67 Cent pro Liter fällig. Eine Umrechnung 1:1 auf Benzin ist allerdings in beiden Fällen nicht gegeben. So hat ein Kilogramm Erdgas einen höheren Energiegehalt als ein Liter Benzin oder Diesel. Nach Angaben des Trägerkreises Erdgas im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft entspricht der Preis für ein Kilogramm derzeit umgerechnet rund 0,70 Cent für einen Liter Benzin. Beim Autogas liegt die Rechnung wiederum anders: Der Verbrauch ist zwischen zehn bis 30 Prozent höher als im Benzinbetrieb. Dennoch bleibt auch hier unterm Strich eine deutliche Ersparnis. In beiden Fällen gilt als beliebte Parole: Tanken für die Hälfte. Bei dieser Rechnung müssen allerdings erst einmal die höheren Anschaffungskosten berücksichtigt werden.

Der ADAC hat 19 aktuelle Erdgas- und 35 Autogasmodelle verglichen. Bei 15 000 Kilometern Fahrleistung im Jahr und einer Haltedauer von vier Jahren sparen Erdgasfahrer im Durchschnitt 3,2 Cent pro Kilometer oder 480 Euro pro Jahr gegenüber dem vergleichbaren Benziner. Gegenüber dem Diesel fährt das Erdgasauto um drei Cent günstiger (450 Euro im Jahr). Ähnlich positiv fällt die Bilanz für die Autogasfahrer aus: Sie sparen im Schnitt 3,2 Cent pro Kilometer gegenüber dem Benziner (480 Euro im Jahr) und 2,8 Cent pro Kilometer gegenüber dem Diesel (420 Euro im Jahr).

Das größte Sparpotenzial bei den Erdgasautos bietet laut ADAC der VW Touran Ecofuel, der um 855 Euro im Jahr günstiger ist als der vergleichbare Benziner. Ähnlich hoch ist der Spareffekt beim Opel Zafira 1.6 CNG Ecoflex. Mit ihm können Autofahrer bis zu 795 Euro im Jahr gegenüber Benziner und Diesel sparen. Auf Platz drei landet der VW Caddy Ecofuel mit 780 Euro im Jahr. Bei Autogas liegen die beiden Chevrolet-Modelle Nubira Wagon 1.8 LPG und Epica 2.5 LPG mit 750 Euro vor dem VW Sharan 2.0 LPG mit einem Vorteil von rund 730 Euro gegenüber Diesel und Benziner.

Während bei CNG-Autos die Erdgastanks aufwändig unter dem Fahrzeugboden oder im Kofferraum eingebaut werden, landet der LPG-Tank üblicherweise einfach in der Reserveradmulde. Wegen des geringeren technischen Aufwands eignet sich Autogas auch zur Nachrüstung von älteren Fahrzeugen. Die Kosten liegen bei rund 2500 Euro und das Tankstellenetz zudem deutlich dichter als beim Erdgas, das aber auch ständig ausgebaut wird. Der Steuersatz von 9,7 Cent pro Liter ist bis 2018 festgeschrieben. Durch die sauberere Verbrennung soll sich außerdem die Lebensdauer des Motors erhöhen.

Wer 20 000 Kilometer und mehr im Jahr fährt, für den lohnt sich nach Berechnungen der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) der Umstieg auf Autogas auf alle Fälle. Da der Benzintank unangetastet bleibt, erhöht sich zudem die Reichweite deutlich. Wer mit Autogas fährt, fährt außerdem sauberer. Es produziert nach GTÜ-Angaben 85 Prozent weniger Stickstoffe, 50 Prozent weniger Kohlenwasserstoffe, 19 Prozent weniger Kohlendioxid sowie weniger Schwefel und Ruß. Entgegen vieler Vorurteile und Bedenken sei Autogas ungefährlicher und sicherer als Benzin. Falsch ist auch, dass Fahrzeuge mit Autogas nicht in Garagenanlagen und Parkhäusern stehen dürfen. Gleiches gilt für Erdgasautos.

Erdgas bleibt aus Umweltgründen ebenfalls bis 2018 steuerlich begünstigt. Als Faustregel galt lange Zeit, dass ein CNG-Fahrzeug 50 Prozent weniger Tankkosten verursacht als ein Benziner und 30 Prozent günstiger tankt als ein Diesel. Dieses Verhältnis dürfte sich durch die Entwicklung des Rohölpreises noch weiter verbessert haben. Im Bundesschnitt kostet Erdgas derzeit etwa 93 Cent pro Kilogramm. Dabei muss allerdings zwischen dem teureren H-Gas und dem günstigeren L-Gas mit geringerem Energiegehalt unterschieden werden. Viele Energieunternehmen fördern den Kauf eines Erdgasfahrzeuges – das bis zu 4000 Euro teurer sein kann als das vergleichbare Benzinmodell – mit einem Tankkostenzuschuss.

Erdgas, das mit höherem Druck im Fahrzeug gespeichert wird als Autogas, verbrennt sauberer und umweltfreundlicher als Benzin oder Diesel. So nennt Volkswagen beispielsweise für den Touran Ecofuel bis zu 80 Prozent weniger Kohlenmonoxid und Stickoxide, 73 Prozent weniger methanhaltige Kohlenwasserstoffe und 23 Prozent weniger Kohlendioxid. Schwefeloxid und Russpartikel werden nahezu vollständig vermieden.

Die meisten auf dem Markt angebotenen Erdgasmodelle sind monovalent ausgelegt. Das bedeutet, dass der Motor für den Alternativbetrieb optimiert wurde und der Benzintank nur noch für den Notfall mit etwa 14 Litern Inhalt mit an Bord ist. Die Reichweite im reinen Erdgasbetrieb liegt normalerweise bei 350 bis 400 Kilometern. Auch reicht die Leistung nicht ganz an einen vergleichbar motorisierten Benziner heran. Erdgas-Turbomotoren von Opel und Volkswagen sollen dem aber ab 2009 ein Ende setzen. Dann wird Erdgasfahren nochmals attraktiver. Bei bi-valent ausgelegten Fahrzeugen, wie dem ab Herbst erhältlichen Mercedes-Benz B 170 NGT (Natural Gas Technology) bleibt der herkömmliche Kraftstofftank in vollem Umfang erhalten. Durch die zusätzlichen Erdgasbehälter erhöht sich die Reichweite bei diesem Modell auf etwa 1000 Kilometer.

In einem sind sich Erd- und Autogasfahrzeuge gleich. Sie können jederzeit durch einfachen Knopfdruck vom Alternativtreibstoff während der Fahrt wieder auf Benzinbetrieb umgestellt werden (ar/jri)

Von Jens Riedel
(auto-reporter.net)

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