Tankwartservice bei Shell

Tankstellenservice in der Kritik. Foto: Auto-Reporter.NET

Kommentar: „Haste mal ‘nen Euro?”

Abgewöhnt haben sich die meisten Autofahrer schon lange, nach einer Tankstelle zu fahnden, die den Liter Sprit um zwei, drei Cent billiger abgibt. Deshalb innerstädtische Suchfahrten zu starten, lohnt sich nicht. Weil dabei mehr Geld verfahren wird, als man eigentlich sparen wollte.
Ohnehin sind marktwirtschaftlich orientierte deutliche Preisunterschiede auf der Strecke geblieben. Zufall? – Nein, es lässt sich fühlen, dass sich Mineralölgesellschaften und deren Tankstellen in Deutschland in Sachen Benzin- und Dieselpreis regelmäßig auf gemeinsame Aktionen verständigen. Wettbewerb stellt man sich irgendwie anders vor…

Sei’s drum! Endet langes Fahnden nach einer vermeintlich günstigen(!) Tankgelegenheit (ein Witz bei heutigen Spritpreisen!) schließlich auf einer Tankoase mit der Shell-Muschel, müssen Pfennigfuchser ihre Hoffnung auf ein Schnäppchen beim Tanken sowieso von vornherein begraben. Es mag zwar vorkommen, dass an Shell-Tanksäulen Super und Diesel tatsächlich zu etwas günstigeren Literpreisen gezapft werden können, zu Buche schlägt aber auch Shells Tankwartservice. Denn wer die Dienste des freundlichen Tankwarts in Anspruch nimmt, wird, wenn er mitspielt, in Handumdrehen einen Euro los. Obwohl niemand verpflichtet ist, diesen Standard-Obolus zu entrichten, zahlen ihn darauf Angesprochene bereitwillig, wie sich beobachten lässt.

Shell sieht das so: „Der Tankwart gibt dem Kunden eine „Zufriedenheits-Karte“ in die Hand, mit der er zur Kasse geht und dort entscheidet, ob er für die Inanspruchnahme des Service einen Euro zahlt oder nicht.“ Die Zahlung sei folglich freiwillig. Festgestellt worden sei, dass „85 Prozent der Kunden den Euro gern zahlen“.

Vermutlich gibt es niemand, der Shells Service-Männern (Frauen wurden noch nicht gesichtet) das „Spendengeld“ missgönnte. Mit dem Begriff „Service“ sollten Unternehmen jedoch weder in direkter noch indirekter Form eine Art Trinkgeld-„Verpflichtung“ ins Spiel bringen. Man hat doch seine Zweifel, ob bereits das flinke Ergreifen der Zapfpistole durch den Tankwart, noch ehe der Fahrer ausgestiegen ist, eine Belohnung wert sein soll.

Als richtig toll lässt sich Service wohl nur empfinden, wenn der Gedanke an ein vielleicht erwartetes Trinkgeld gar nicht aufkommen kann. So aber ist Shells Tankwartservice nicht angelegt. Kritische Kunden sprechen von „aufgedrängten Leistungen“, für die auch noch eine Bezahlung erwartet werde. Und es gibt den Vorschlag: Wer wirklich Unterstützung wünscht, sollte den Tankwartservice über einen Rufknopf anfordern können.
Der Buschfunk trommelt, dass auch bei Aral über einen Tankwartservice nachgedacht werde. Vielleicht könnte der Versuch, es anders, sprich: besser als Shell zu machen, dem offensichtlich eingeschlafenen Wettbewerb an der Tankstellenfront wieder ein wenig auf die Sprünge helfen. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)

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