Kommentar: Frust machen nicht nur die Spritpreise

ADAC-Mitglieder – ich gehöre dazu – erwarten zu Recht, dass der Klub ihre Interessen vertritt und beispielsweise gegen anhaltend schamloses Abkassieren an deutschen Tankstellen energisch protestiert; zuerst natürlich dort, wo die Wahnsinnspreise gedrechselt werden. Aber den anhaltenden Unmut der Fahrzeugbesitzer muss auch die Bundesregierung zu spüren bekommen, die zufrieden zuzusehen scheint, wie der Spritpreiswucher Tag um Tag die Steuereinnahmen verbessert.Wiederholt gab es den erwarteten verbalen Protest in der ADAC-Zeitschrift unter der Überschrift „Jetzt reicht’s!“ Es wurde auch schon mal medienwirksam ein Korb voller Protestpost, von verärgerten Klubmitgliedern stammend, am Regierungssitz in Berlin abgeladen. Die bei solcher Gelegenheit mit der Postflut konfrontiert wurden, gaben das Versprechen ab, dem Spritpreiswucher in Deutschland nicht länger tatenlos zuzuschauen. Doch was ist die Situation? –Tankstellenkunden finden sich mit immer unverschämteren Preisen für Super und Diesel zwangsläufig murrend ab, bleibt ihnen doch meistens keine Wahl.

Genau darauf bauen Politiker, auf den Abnutzungseffekt von Protest und Zorn. Immer dann, wenn im Volk ein neuer vermeintlich unheiliger Geist meuternd aus der Flasche drängt, scheint die Devise zu gelten: Erst einmal Stöpsel drauf! Kein öffentliches Wort dazu! Von vornherein scheint Kalkül zu sein, dass sich das aufgebrachte Volk von ganz allein wieder beruhigt.

Dabei geht es ja überhaupt nicht allein um die Kraftstoffpreise, obwohl davon sicher jeder Bürger in irgendeiner Form betroffen ist. Einigermaßen wachen Politikern kann eigentlich nicht verborgen bleiben, wie reichlich vielschichtiger Unmut inzwischen in der Bevölkerung nistet. Denen, die dafür ein Ohr haben müssten, nützt nicht, sich taub zu stellen. Weil abgeschotteten Ignoranten, egal, ob Einzelgänger oder Partei, spätestens die erschütternden Ergebnisse der Meinungsforschung auf die Sprünge helfen. Unbedingt zu empfehlen wäre Bundesregierung und Opposition, auch aufmerksam zu verfolgen, wie sich Unzufriedene zunehmend im Internet Luft verschaffen, um angehäuften Frust wenigstens auf diese Weise loszuwerden. In unzähligen abgegebenen Kommentaren wird deutlich, dass sich die große Mehrheit der Deutschen offensichtlich einig ist: So geht es nicht weiter.

Noch fährt die Politik ihren eigenwilligen Kurs selbst in nationalen Schicksalsfragen ungerührt weiter, als sei des Volkes Meinung Nebensache. Und die Masse der Medien pflegt derweil emsig „political correctness. Ein unsichtbarer Regisseur scheint vorzugeben: Nur keine amtlichen Statements zu brisanten Themen; erst recht keine spontanen! Schweigen im Wald ist „oben“ angesagt, offenbar getragen von der Hoffnung, dass sich das aufmüpfige Volk von allein wieder beruhigt. Im Übrigen lässt sich Unangenehmes ja durchaus aussitzen. Entsprechende Selbstversuche sind selbst bei der Bundeskanzlerin zu beobachten.

Was bleibt als Fazit? – Unser aller Erfahrung ist, dass vieles, was auch Fahrzeugbesitzer in Deutschland anhaltend beschäftigt, von den Regierenden ignoriert wird. Dabei spielt keine Rolle, wer oben gerade am Ruder ist. Den Kopf in den Sand stecken sie alle. Man fragt sich, wie lange eine Politik des feigen Wegduckens vor ernsten Problemen gutgehen soll. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)

—–Autodino unterwegs

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