Gefahrenzone Rücksitzbank

AutonewsErschreckende Bilanz bei Auffahrunfall-Test von AUTO BILD / Schwere Verletzungen bei Passagieren im Fond / Hersteller sehen keinen Handlungsbedarf

Kracht ein Auto ins Heck, droht Lebensgefahr im Fond. Passagiere auf der Rücksitzbank sind bei Auffahrunfällen nicht ausreichend geschützt. Das belegt ein Crashtest, den AUTO BILD gemeinsam mit der Überwachungs-organisation DEKRA durchgeführt hat. An zwei Neuwagen wurden Auffahrunfälle simuliert: Beim Toyota iQ als Vertreter der Kleinstwagen und beim Renault Grand Scénic für die Klasse der modernen Kompaktvans mit drei Sitzreihen. Bei beiden Fahrzeuggattungen sind die Knautschzonen im Heck nur sehr klein, ein Auffahrunfall deshalb besonders folgenschwer…

Beim Toyota iQ fuhr im Test ein Opel Vectra Caravan mit Tempo 50 auf. Die Analyse des hinten sitzenden Dummys ergab: Wirbelfrakturen und Brüche an Becken, Oberschenkeln und Kniescheiben. Besonders brisant: Ein Airbag im Heck bleibt an der Kopfstütze hängen und ist somit wirkungslos. Ähnlich verheerend endet der Test beim Scénic, obschon der Van im NCAP-Crashtest fünf von fünf möglichen Sternen erreicht hatte. Die Passagiere der dritten Sitzreihe hätten Gehirnverletzungen sowie schwere Wirbel- und Rippenfrakturen davongetragen. Beim Scénic war ein schwerer SUV mit 64 Stundenkilometern aufgefahren.

Heckcrashs werden in den meisten Sicherheitstests – beispielsweise beim Euro-NCAP – bisher vernachlässigt. Während AUTO BILD eine Crashnorm für Auffahrunfälle fordert, sehen die Automobilhersteller keinen Handlungsbedarf. So wies etwa Renault darauf hin, dass Heckunfälle nur einen kleinen Anteil aller Unfälle mit Verletzten ausmachen würden. Auch ein Toyota-Sprecher äußert gegenüber AUTO BILD, dass Frontal- und
Seitenunfälle als Unfallszenarien ausreichend seien, weil sie „nachweislich die höchsten Unfallquoten mit den schwersten Verletzungen aufweisen“. Anders sieht man das mittlerweile im Bundesverkehrsministerium, das den Heckcrash nun auf europäischer Ebene auf die Agenda bringen will: „Wir werden das Thema Heckaufprall, insbesondere für neue Fahrzeugkonzepte wie Kleinstfahrzeuge, im Rahmen des Euro-NCAP zur Diskussion stellen“, so ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums auf Anfrage von
AUTO BILD.

Experten des DEKRA-Crashtest-Centers Neumünster haben die Tests für AUTO BILD durchgeführt und die Belastungswerte der Dummys gemessen. Analysiert wurden die Belastungswerte von Biomechanikern. Vertreter von Toyota und Renault waren bei den Tests vor Ort und haben die Auswertungen der Unfälle mit allen Daten erhalten. Alle Ergebnisse des Crashtests veröffentlichte AUTO BILD in der Ausgabe Heft 7/2011. [autobild]

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