Autodinos kurze Wochenendgeschichte

rechtIch weiß natürlich, dass Köln mehr zu bieten hat, als den Dom und Kölnisch Wasser (Achtung Markenzeichen!). Das war ja auch nur der Aufhänger für die kleine Geschichte. Das Bier das die Rheinländer dort aus Reagenzgläsern trinken schmeckt ja auch ganz gut. Nur der Karneval ist in Düsseldorf besser. Ätsch!!

Kölnisch Wasser

„Warum waren wir eigentlich noch nie in Köln?“ schallte es mir an einem Montagmorgen um halb acht aus dem Badezimmer entgegen.
„Aber Liebling, wie kommst du denn jetzt darauf?“ antwortete ich vorsichtig mit einer Gegenfrage. Das Vibrato in der Stimme meiner Frau gefiel mir gar nicht. Meist war es das Vorspiel zu ihrer „jeder war schon …, jeder hat schon…, nur wir nicht“ These.
„Mein Kölnisch Wasser ist ausgegangen und das brachte mich auf die Idee, einmal für ein paar Tage nach Köln zu fahren. Zumal bestimmt jeder aus unserem Bekanntenkreis schon dort war.“
„Auch Meinheimers?“
„Gerade Meinheimers!“
„Warum gerade?“

„Ralf, Meinheimers sind stadtbekannte Geizhälse. Meinst du, die lassen sich ein Schnäppchen entgehen?“
Nervös hantierte ich an der Kaffeemaschine herum.
„Welches Schnäppchen, Schatz. Ich verstehe nicht.“
„Typisch. Nie hörst du mir zu. Von was habe ich gerade gesprochen?“ fragte sie mich in einem Ton, der mich an meine Schulzeit erinnerte.
„Von Meinheimers?“
„Davor!“
„Von Wasser aus Köln?“
„Eben. Und wo bekommt man Kölnisch Wasser wohl am günstigsten?“
„Im Supermarkt?“
„Dummkopf. In Köln!“
Um es kurz zu machen. 6 Stunden nach dieser Diskussion, saßen wir auf der Terrasse unseres telefonisch vorbestellten Hotels in Köln. Wir hatten es gleich gefunden. Gleich, nachdem wir die Autobahn in Richtung München verlassen und uns für die von mir favorisierte, entgegen gesetzte Richtung entschieden hatten. Die Fahrt hatte uns hungrig gemacht und so begaben wir uns auf die Suche nach einem rustikalen, altdeutschen Restaurant außerhalb unseres Hotels, da dieses geschlossen war.

„Macht nichts, Schatz. Köln ist groß genug. Wir werden schon etwas passendes finden, meinst du nicht?“
„Ich hoffe es“, replizierte meine Gattin. „Was hältst du von einem saftigen Lendenbraten rheinischer Art?“
„Viel!“ antwortete ich knapp, während mir das Wasser im Munde zusammenlief.
Die ersten fünf Lokale, die wir aufsuchten, waren zu unserer Überraschung jugoslawische und türkische Gaststätten. Mit jeder Menge Cevapcici und Kebab, Rasnici und Fladenbrot. Da uns der Sinn, wie gesagt, nach original rheinischer Küche stand, suchten wir hungernd weiter. Eineinhalb Stunden später hatten wir immerhin 8 weitere Wirtshäuser ausgespäht, die von griechischem Gyros bis indischem Mus- Mus mit Curryreis alles boten. Nur eben keinen Lendenbraten. Langsam begannen wir zu verzweifeln.

„Cora, bist du sicher, daß wir noch in Köln sind?“ fragte ich meine Frau voller Selbstzweifel, während wir an einem pakistanischen Restaurant vorbeigingen.
„Theoretisch…“
„Ich halte das nicht mehr aus. Ich bin kurz vorm verhungern!“
Und plötzlich, quasi in letzter Sekunde, entdeckten wir eine Imbissbude am Ende der Straße.
„HAMBURGER RHEINISCHER ART“, stand auf einem Schild im Fenster. Mit tief hängenden Mägen schleppten wir uns in das Stehlokal und bestellten im Vorbeigehen 6 Hamburger erwähnter Art.
„Tut mir leid, Liebling!“
„Macht doch nichts“, brummte ihr Magen zurück. „So sind eben die original kölschen Lokale.“
Nachdem wir die Kölnburger verdrückt und bezahlt hatten, gingen wir gesättigt in Richtung Ausgang.
„Danke viel sehr, hoffentlich kommen wieder!“ verabschiedete uns der türkische Besitzer des „Alt Köln“ freundlich und hielt uns die Tür auf.

Der nächste Tag war nicht weniger anstrengend. Selbst nach stundenlanger Suche konnten wir die Fabrik, in der das weltbekannte Duftwasser hergestellt wird, nicht finden. Und nur durch Zufall entdeckten wir wenigstens den Dom, von dem meine Frau lediglich zu berichten wusste, dass ihn Meinheimers bestimmt schon besucht hätten. Also leisteten wir uns die Profiführung für 55.- € und waren danach über die Bedeutung eines jeden Mosaiksteinchens bestens im Bilde. Außerdem hatten wir die Gewissheit, dass Meinheimers uns hierin nichts vormachen können würden. Erst auf dem Rückweg zu unserem Hotel, plagte mich mein Gewissen und ich fragte mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn wir die Turmführung auch noch mitgemacht hätten.
„Wenn Meinheimer nur nicht -„
„Unsinn, er ist nicht schwindelfrei!“ zerstäubte meine Gattin meine ärgsten Befürchtungen.

Mit Rasnici und Curryreis ließen wir unseren letzten Tag in Köln ausklingen und nachdem sich meine Frau am nächsten Morgen in einem Supermarkt mit Kölnisch Wasser eingedeckt hatte, fuhren wir beruhigt und mit der Gewissheit nach Leibeskräften gespart und mit der rheinländischen Küche bestens vertraut zu sein, nach Hause.

In der nächsten Nacht hatte ich einen furchtbaren Alptraum. Ich stand auf der höchsten Plattform des Kölner Domes. Plötzlich näherte sich mir Meinheimer von hinten, bewaffnet mit Schinkenpizza, Curryreis und Rasnici. Grinsend kam er auf mich zu und befahl mir, alles aufzuessen. Ich wich soweit zurück, bis es nicht mehr ging, stieg auf die Brüstung und fiel in eine schier endlose Tiefe.
Doch kurz bevor ich auf dem Betonboden des Domvorplatzes aufzuklatschen drohte, schob meine Frau ein mit Kölnisch Wasser gefülltes Bassin vor, in das ich laut platschend eintauchte. Danach wachte ich schweißgebadet auf, sah nach meiner fest schlummernden Ehefrau und entsann mich ihrer Worte.
Gott sei Dank. Gott sei Dank ist Meinheimer nicht schwindelfrei, dachte ich, drehte mich herum und schlief beruhigt wieder ein. (copyright autodino)

*Im Gegensatz zu Eau de Cologne ist Original Eau de Cologne eine geschützte Herkunftsbezeichnung und eine beim Deutschen Patent und Markenamt eingetragene Marke der Kölner Hersteller.Wikipedia

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