Interview: Der Mercedes SLS AMG ist ein perfektes GT3-Auto

Bernd SchneiderAMG-Markenbotschafter und Ex-DTM-Champion Bernd Schneider mit Formel 1-Reporter Peter Hartmann nach einer Testfahrt im Merceds SLS AMG GT3 auf dem Circuit Paul Ricard. Foto: wmd/Auto-Reporter.NET

Beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring (25.-26. Juni 2011)zählt der neue Mercedes SLS AMG GT3 zu den Top-Favoriten um den prestigeträchtigen Gesamtsieg. Maßgeblich an der Entwicklung des modernen Flügeltürers steht Bernd Schneider – ein Fahrername, der den deutschen Rennsportfans bestens bekannt ist. Der AMG-Markenbotschafter sowie Test- und Entwicklungsfahrer erzielte seine größten Erfolge in der DTM für Mercedes-Benz. Zwei Jahre startete Schneider für Zakspeed in der Formel 1, zahlreiche Einsätze in Sportwagen und GT-Fahrzeugen folgten. Mit fünf DTM-Titeln und zahlreichen Rennsiegen zählt der 46-jährige zu den erfolgreichsten deutschen Rennfahrern aller Zeiten. Wir stellten Bernd Schneider einige Fragen zum neuen AMG-Projekt…

Derzeit sind Sie als Markenbotschafter sowie Test- und Entwicklungsfahrer für Mercedes-AMG im Einsatz, greifen aber nicht selbst ins Renngeschehen ein. Kribbelt es Sie nicht in den Fingern, selbst ins Cockpit zu steigen und ins Renngeschehen einzugreifen?

Bernd Schneider: „Natürlich kribbelt es ein wenig – aber nicht so stark, dass ich unbedingt selbst mitfahren müsste. Sonst würde ich es ja auch machen. Es ist interessant, das Renngeschehen von außen zu betrachten, meine Aufmerksamkeit gilt einer Reihe von Teams und Autos. Ich muss zugeben. Ich vermisse das Fahren nicht so sehr, wie ich es vorher vermutet hatte.“

Wer hatte die Idee, den SLS als GT3-Rennfahrzeug zu entwickeln?

Schneider: „Die Idee wurde mit dem Debüt des SLS als Straßenauto geboren. Das Projekt ging dann schließlich vom früheren Mercedes-AMG-Chef Volker Mornhinweg aus. Wir haben damals gesagt, dass ein Kundensportprogramm eine lukrative Herausforderung wäre. Jetzt haben wir dazu das passende Auto und mit der Nordschleife sowie dem 24h-Rennen eine perfekte Bühne.“

Welche Funktion haben Sie bei diesem AMG-Projekt?

Schneider: „Ich bin AMG-Markenbotschafter sowie Test- und Entwicklungsfahrer, aber auch als Instruktor bei Lehrgängen unserer Academy tätig. Zudem war ich wesentlich an der Mitentwicklung des SLS GT3 beteiligt. Mittlerweile haben wir 33 Exemplare verkauft, mehr als wir uns erträumt hatten. Zudem betreue ich unsere Kunden, häufig vier bis fünf Teams, die bei verschiedenen Rennen an den Start gehen. Das ist eine besondere und vor allem neue Herausforderung für mich. Mir wird also nicht langweilig.“

Ist der SLS AMG GT3 ein besonderes Auto?

Schneider: „Der SLS GT3 ist ein ganz spezielles Auto mit einer ausgeklügelten Gewichtsverteilung, die perfekt für ein GT3-Fahrzeug ist. Der Gewichtsschwerpunkt ist ziemlich tief und insgesamt ähnelt seine Verteilung der eines DTM-Autos. Der SLS AMG ist gut zu fahren und passt außerdem ausgesprochen gut zur Nordschleife.“

Überrascht Sie der gute Start in die Rennsaison, typisch für Mercedes-Benz?

Schneider: „Nicht unbedingt typisch, denn diesmal hatten wir ganz andere Voraussetzungen. Mercedes-Benz engagiert sich zum ersten Mal im Kundenmotorsport, während das Unternehmen in der Formel 1 und in der DTM als Werksteam am Start ist. Nun stehen Kundenservice und die Kundenzufriedenheit im Vordergrund. Das ist für uns wichtiger als der Speed.“

Der SLS AMG GT3 fährt ohne große Erfahrung auf der Nürburg-Nordschleifen Erfahrung an der Spitze. Für Außenstehende sieht das einfach aus….?

Schneider: „Es steckt unglaublich viel Arbeit dahinter. Wir mussten ja ein Auto bauen und entwickeln und auch noch eine neue Abteilung und damit personelle und organisatorische Veränderungen ins Leben rufen. So etwas gab es noch nie zuvor. Das ganze Projekt ist eine Riesenherausforderung.“

Ein Kundensportprojekt bedeutet, das neben der Fahrzeugentwicklung auch die Betreuung der Teams im Vordergrund steht. Wie kann Mercedes-AMG unterstützen?

Schneider: „Grundsätzlich kaufen die Teams den SLS AMG GT3. Dann können sie sich mit ihren speziellen Fragen an uns wenden, und wir gehen ausführlich darauf ein. Dabei gibt es viele Fahrer, Fahrstile und Besonderheiten der Teams, auf die wir uns einstellen müssen. Weitere Unterstützung erhalten die Teams durch unsere Lieferung von Ersatzteilen. Es kann auch vorkommen, dass sie uns gezielt nach Fahrern fragen. Gemeinsam mit erfahrenen, erfolgreichen Piloten gehen die Teams dann in die Weiterentwicklung und Datenanalyse. Ich werde selbst bei den 12 Stunden in Malaysia auf Wunsch eines Teams an den Start gehen und so meine Erfahrung direkt an das Team weitergeben. Es gibt aber auch Teams, etwa in Frankreich, die hochprofessionell arbeiten und uns somit nur selten ansprechen.“

Wie lautet Ihre Prognose für das 24h-Rennen? Der Mercedes SLS AMG GT3 soll zu den siegfähigen Autos gezählen….

Schneider: „Wir wollen definitiv nach vorne. Damit Porsche, BMW und Audi den Sieg nicht unter sich ausmachen. Unsere Hoffnung ist ein Platz auf dem Podium. Das ist natürlich auch mit viel Glück verbunden. Das ganze Projekt bringt einen enormen Aufwand mit sich, wir haben ja viele Werksteams gegen uns. Zwei bis drei Autos in den Top 10 zu haben, das wäre ein Erfolg. Ich denke, dass wir in jedem Fall zuverlässig sind. An einen Sieg aus eigener Kraft glaube ich aber nicht.“ (Auto-Reporter.NET/pha)

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