Fahrbericht Dacia Duster Prestige dCi

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Getönte Heck- und Seitenscheiben gibt es beim Duster Prestige serienmäßig, auch die Zentralverriegelung mit der Funkfernbedienung. Foto: B. Riedel/Auto-Reporter.NET

Der Provokateur

Sie kann es nicht lassen, Renaults Tochter Dacia. Bei Preiswertangeboten dreht sie ein Ding nach dem anderen. Mittlerweile ist sie bei Verführungsnummer sieben angekommen: Gefolgt waren dem ersten Modell Logan in rascher Folge Logan MCV, Sandero, Sandero Stepway, Logan Express, Logan Pick-up und zuletzt als kompaktes SUV der Duster. Dacia startete quasi einen Generalangriff von Modellen mit Einstiegespreisen deutlich unter 10.000 Euro oder etwas darüber. Immer aber als harte Nuss für die Wettbewerber. Dacia geht der Atem nicht aus; man kann es fühlen. Die Marke ist für weitere Überraschungen gut.

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Duster Prestige mit attraktiver Lackierung in Mahagoni-Braun. Foto: B. Riedel/Auto-Reporter.NET

Der Testwagen Duster Prestige markiert das Spitzenniveau, dem motorisch recht bescheiden mit einen 1,4-Liter-Turbodiesel entsprochen wird. Er leistet 81 kW (107 PS). Bei der Antriebsformation hielt sich das Testobjekt zurück. Es stand als Fronttriebler (4×2) zur Verfügung (Einstiegspreis: 11.990 Euro). Der Allradler (Diesel oder Benziner, maximal 77 kW/105 PS oder 81 kW/110 PS) lockt mit einem Einstiegspreis von 13.890 Euro. Beim Vierfüßler werden bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterräder geleitet.

Den 4×4-Varianten (mit Technikanleihen von Nissan), aber auch der stärkeren frontgetriebenen Dieselvariante dCi 110 FAP wird ein Sechsgang-Schaltgetriebe mitgegeben. Der sehr kurz übersetzte erste Gang soll das Anfahren unter erschwerten Bedingungen erleichtern.

Ganz dem SUV-Trend folgend, bietet Dacia den Duster wahlweise mit Frontantrieb an. Und damit trägt man vermutlich dem Wunsch der meisten Duster-Interessenten Rechnung. Schließlich ist nicht auf automobile Verwöhnung aus, wer sich für einen Dacia entscheidet. Sein Auto soll alles haben, was man unbedingt braucht, mehr aber nicht. Die Kaufentscheidung dreht sich um Preis und Vernunft. Fällt die Wahl auf den Duster, haben sicher dessen SUV-Gene, durchaus aber auch sein ansprechendes Exterieurdesign gezündet. Das Auto präsentiert sich als ein werbender Dacia-Botschafter mit guter Figur. Man guckt sich öfter nach ihm um.

Mit 4,31 Meter Länge ist der Duster kein Riese, aber langer Radstand und respektable Höhe verhelfen zu unerwartet großzügigem Innenraum, von dem auch Knie- und Kopffreiheit von Fondpassagieren profitieren. Alle Personen an Bord können entspannt sitzen und haben dank der erhöhten Position gute Sicht nach allen Seiten. Während der Auftritt des Testwagens in attraktivem „Mahagoni-Braun“ (Metallic) eine zusätzliche Werbung war, konnte sein Innenleben, von durchgängiger Plastiklandschaft geprägt, allerdings wenig begeistern, zumal die Kunststoff-Ausdünstungen – je nach Intensität der Sonneinstrahlung – mehr oder weniger in die Nase stiegen.

Voll daneben geht die schwelende Vermutung, dass im Niedrigpreissegment nicht viel los sein kann mit der Fahrwerksqualität. Ein Duster steckt Fahrbahnunebenheiten sehr viel besser weg als gedacht. Daran lässt sich ein weiteres Mal ablesen: Dacia-Fahrzeuge sind so konzipiert, dass sie auch dort noch zur Zufriedenheit ihrer Besitzer funktionieren, wo es eigentlich keine Straßen im herkömmlichen Sinne gibt. Einen umso unerschütterlicheren Eindruck hinterlässt ein Dacia dann dort, wo ihm vergleichsweise harmlose Anforderungen zugemutet werden. Ihm kann man ordentlich was abverlangen, vermutlich erst recht als Allradler. Der Turbodiesel nimmt seine Arbeit relativ geräuschvoll auf, macht dieses Benehmen aber wieder gut, wenn er den Duster so richtig in Fahrt bringt; etwa auf der Autobahn. Trotz der offenkundig eher spärlichen gezielten Maßnahmen zur Geräuschdämpfung im Innenraum verliert sich das Geräusch des Selbstzünders in Windgeräuschen.

Der Duster entpuppt sich als Provokateur, attackiert er doch im unteren Preissegment die Phalanx sehr viel teurerer, entsprechend stolzer SUV-Repräsentanten. Die mögen einen wie den Duster überhaupt nicht. Denn wer den Dacia erwirbt, fällt ja als Käufer eines anderen SUVs weg.

Für die erhabenen Platzhirsche im Segment könnte es noch peinlicher werden. Dann nämlich, wenn Dacia ein wenig motorische Aufrüstung betriebe und nicht bei 110 PS und 240 Newtonmeter Drehmoment Schluss wäre. Denn als SUV mit geballter Muskelkraft kommt der Duster wahrlich nicht daher. Motorische Bescheidenheit passt aber nicht so recht zu einem SUV, insbesondere nicht zu einem vermeintlich unerschrockenen mit Allradantrieb. Dacia sollte sich zu ein wenig mehr Mumm aufraffen.

Die Ausstattung Prestige, beste im Angebot, dürfte die meisten Käuferwünsche erfüllen. ESP bleibt allerdings selbst hier lediglich Option. Zur optischen Aufwertung des Spitzenmodells tragen 16-Zoll-Leichtmetallfelgen bei, elektrische Außenspiegel und eine Dachreling in Matt-Chrom. Zu den Feinheiten des Modells zählen neben getönten Heck- und Seitenscheiben u.a. auch ein Lederpaket und das „Klang & Klimapaket MP3“. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)

Daten Dacia Duster Cdi 110 FAP:

Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,31 x 1,82 x 1,62
Motor (Bauart, Hubraum): Turbodiesel-Vierzylinder,1.461 ccm
Max. Leistung: 79 kW/107 PS
Max. Drehmoment: 240 Nm bei 1.750 U/min
Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert) 5,3 l/100 km
CO2-Emission: 139 g/km
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,8 s
Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 1.280 kg/1.755 kg
Gepäckraum: 475 Liter, maximal 1.636 Liter
Preis : 16.890 Euro
Testwagenpreis: 17.850 Euro

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