TÜV-Plakette trotz schwerer Mängel

AutonewsPrüforganisationen erteilen auch unsicheren Autos HU-Plakette / AUTO BILD testet fünf Prüfer: große Unterschiede bei TÜV, GTÜ und Co

Trotz schwerer Mängel erteilen Prüforganisationen Autos die HU-Plakette. Das berichtet AUTO BILD in Ausgabe (Heft 28/2011). Ein AUTO
BILD-Redakteur hatte einen gebrauchten Porsche 928 S gekauft. Der Händler legte beim Kauf ein zwei Wochen altes Gutachten des TÜV Nord aus Bad Oeynhausen bei, das bescheinigte, dass das Fahrzeug mängelfrei sei – und das trotz Steinschlägen in der Frontscheibe, Reifen an der Verschleißgrenze und einer knarrenden Lenkung…

AUTO BILD brachte den Wagen danach zur Routineinspektion in eine freie
Porsche-Werkstatt. Das Ergebnis: „Dieser 928 hat eine Reihe schwerer, auch sicherheitsrelevanter Mängel“, sagt Peter Eckert, Besitzer der Porsche-Werkstatt in Neuburg an der Donau. Zu dem gleichen Schluss kamen auch die Prüfer des TÜV Süd, bei dem AUTO BILD den Porsche ebenfalls begutachten ließ: Sie stellten schwere Mängel fest. „Diese können zu einer Verkehrsgefährdung führen“, so der Prüfer in seinem
Gutachten. TÜV Nord Sprecher Rainer Camen kommentierte gegenüber AUTO BILD: „Im Rahmen der Qualitätssicherung ist der Sachverständige vielfach überprüft worden. Die Ergebnisse waren stets positiv. Es ergibt sich kein Grund, an seinen fachlichen Kenntnissen und der guten Qualität der Ergebnisse zu zweifeln.“

Um ein Bild von der Arbeitsqualität der Prüfer zu bekommen, hat AUTO BILD den Porsche verschiedenen Prüforganisationen vorgeführt. Ergebnis: Bei drei von vier Prüfstellen bekam der Porsche keine Plakette. Weder der GTÜ Hamburg, TÜV Hanse noch die Dekra befanden den Porsche für verkehrstauglich. Anders sieht das die KÜS. Zwar bescheinigen die Sachverständigen dem Fahrzeug geringe Mängel – dennoch bekommt der
Sportwagen die Fahrerlaubnis für die nächsten zwei Jahre. KÜS-Sprecher Hans-Georg Marmit zu dem Ergebnis: „Wir werden den Prüfingenieur zunächst zum Sachverhalt anhören. Gab es eine Verfehlung, wird ein Ruhen der Prüferlaubnis bis hin zum endgültigen Entzug angeordnet.“ Er sieht in dem schlechten Abschneiden seiner Prüfer jedoch einen Einzelfall.

Hintergrund: Um die 25,3 Millionen Autos in Deutschland herrscht ein großer Konkurrenzkampf zwischen TÜV, GTÜ, DEKRA, KÜS und Co. „Wer sich das Image erprüft, besonders streng zu sein, hat schnell Probleme, ausreichend Kunden zu finden“, sagt ein Prüfer, der anonym bleiben will, zu AUTO BILD. Aus internen Kreisen verlautete zudem, dass es bei der Hauptuntersuchung gelegentlich zu engen Beziehungen zwischen
Autohändlern und Prüfern kommt. So werde bei der HU auch „schon mal ein Auge zugedrückt“, sagt ein Insider gegenüber AUTO BILD. [auto bild]

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