Bagger_G1

Autodinos „Bau“-Plan oder: Wer mutig ist, versucht zu bauen. Humoreske

Ich lege Wert darauf festzustellen, dass der Baggerunternehmer im Bild nichts mit meinem (übrigens frei erfundenen Text) zu tun hat. Das Bild wurde mir freundlicherweise von einem „bauenden“ Mopedkollegen zur Verfügung gestellt und gefiel mir besonders wegen des Namens auf dem Bagger!!  Viel Glück!! Wem die Geschichte ein wenig gefallen hat – in Zukunft werden weitere Kurzgeschichten dieser Art in der neuen Kategorie „Fun“ erscheinen. Schaut doch öfters mal rein!

Im Übrigen – wer jemals dringend auf einen Handwerker wartete, wird verstehen, wieso diese Kurzgeschichte entstehen musste…

Der Bau-Plan

Ich weiß heute nicht mehr, wer derjenige war, der mir damals riet, schnellstens zu bauen. Ich weiß nur, dass er so lange auf mich einredete, bis ich mir ohne eigenes Haus wie ein Obdachloser, in der Gegend herumstreunender Vagabund vorkam.
„Nur Dummköpfe“, so mein freundlicher Ratgeber, „würden sich die jetzt absolut günstigen Marktchancen entgehen lassen.“
Auch meinen Einwand der überteuerten Grundstückspreise und der hohen Bankzinsen, ließ er nicht gelten. Das sei alles relativ und im Übrigen würden nur Dummköpfe…„So, jetzt, mit Ihrer Unterschrift ist alles abgesichert, Herr Schneider“, sagte er. „Ich erteile Ihnen über meine Bank den notwendigen Rahmenkredit, mein Vater übernimmt den architektonischen Teil, Großvater gewährleistet die saubere Ausführung der notwendigen Baggerarbeiten, meine Brüder ziehen Ihnen schnell die Fassade hoch und meine Mutter -“

„Deckt das Dach?“ unterbrach ich ihn.
„Nein. Meine Mutter stellt das Bier kalt. Oder dachten Sie etwa, wir wären ein Familienclan im Hausbau?“
„Keineswegs.“
„Dann ist’s ja gut!“
„Aber wer deckt dann das Dach?“
„Remscheidt!“
„Wer ist Remscheidt?“
„Der Stiefvater meiner Ex-Frau.“
„Aha.“
„Ja.“

„Und wann beginnen die Arbeiten? Nicht, dass ich Sie drängeln wollte, keineswegs. Ich frage nur Spaß halber.“
„Schon gut. Die Aushubarbeiten beginnen spätestens wenn Großvater den Lehrgang beendet hat.“
„Aha. Und wann denken Sie etwa, wird – “
„Weiß der Himmel. Die Baggerscheinprüfungen werden immer schwerer und Großvater ist auch nicht mehr der Jüngste.“
„Ich verstehe!“
„Ich denke aber, dass wir nächsten Monat, spätestens in einem Jahr mit den notwendigen Arbeiten beginnen werden. Nur damit Sie einen groben Zeitplan haben!“
„Ich danke Ihnen!“
„Gern geschehen.“

Die Monate vergingen und ich begann langsam nervös zu werden. Nicht, dass ich ein ausgemachter Dummkopf wäre, aber die Zinsen stiegen nun doch ins Uferlose und warfen sämtliche finanziellen Pläne über den Haufen. Also rief ich meinen Berater an:
„Entschuldigen Sie bitte die Störung. Hier Schneider, ich wollte nur mal nachfragen, wann… “
„Leider“, begann mein Gesprächspartner, „leider ist Großvater durch die Prüfung gefallen, wenn auch schuldlos!“
„Wie konnte das passieren?“
„Ein Fehler der Prüfungskommission. Sie parkten Ihre Wagen direkt unter der Abrissbirne von Großvaters Bagger.“
„Sie meinen – “
„Genau das. Nur ein Moment der Unachtsamkeit, ein leichtes Zittern am falschen Hebel und – Matsch.“
„Ich verstehe. Kann er wiederholen?“
„Auf keinen Fall. Nach dem vierten Mal ist Schluss! Sie können nicht zufällig Bagger fahren?“
„Ich?“
„Ja.“
„Nein!“
„Schlecht. Dann werde ich eben meine Frau mit den Ausgrabungen beauftragen!“
„Ihre Frau? Aber ist das nicht – “
„Zu schwer?“
„Ja.“
„Auf keinen Fall. Sie ist gut gebaut und körperliche Arbeit gewohnt. Also, bis dann!“

Ein weiteres ereignisloses Jahr, was unseren Hausbau betrifft verging, ehe ich wieder anrief:
„Es tut mir leid, erneut zu stören. Ich bin’s wieder, wissen Sie noch? Das Haus am Ende der Stadt?“
„Ja und warum rufen Sie an? Stimmt was nicht?“
„Nein, nein. Ich wollte eigentlich nur wissen, wann sie beginnen?“
„Ach so, darum geht’s also!“ antwortete er erleichtert. „Ja, es tut mir sehr leid, aber leider hat mich meine Frau verlassen, sonst hätten wir schon längst begonnen. Mein Vater und meine Brüder sitzen schon in den Startlöchern, glauben Sie mir. Ich würde ja selbst Hand anlegen, aber Erna hat alles mitgenommen, auch Pickel und Schaufel!“
„Das ist ja schrecklich!“
„Nicht wahr? Aber wenn Sie wollen, sehe ich mir das Grundstück persönlich einmal an. Ist das ein Wort?“
Von soviel Hilfsbereitschaft begeistert, fehlten mir die Worte.
„Das wäre nett, vielen Dank. Wissen Sie, ich will nicht drängeln, aber unser Vermieter wird schon ungeduldig, Sie verstehen?“
„Selbstverständlich. Wie gesagt, ich schaue sofort, spätestens nächsten Monat mal nach dem rechten! Auf Wiederhören!“
„Auf – “ Aufgelegt!

Wieder einige Monate später, der Räumungsbefehl lag uns schon vor, rief ich erneut an:
„Hören Sie. Wegen dem Haus. Sie hatten doch versprochen sich die Sache anzusehen!“
„Hab‘ ich ja auch!“
„Und?“
„Wunderbar. Phänomenal. Ein super Grundstück. Tolle Aussicht!“
„Was nützt mir die Aussicht ohne Haus?“
„Sehr viel! Viele Camper würden ein Vermögen zahlen, bei Ihnen ihre Zelte aufschlagen zu dürfen!“
„Wie meinen Sie das?“
„Wie ich’s sage. Ihr Grundstück eignet sich mehr als jedes andere, einen Campingplatz daraus zu machen!“
„Meinen Sie?“
„Aber selbstverständlich. Mir können Sie glauben. Ich bin vom Fach. Mein Onkel hat selbst mehrere Campingplätze, aber keiner liegt so schön, wie möglicherweise der Ihre.“
„Aber das Haus?“
„Vergessen Sie das Haus. Heutzutage muss man flexibel sein. Mobil, verstehen Sie?“
„Ja schon, aber – “
„Kein Problem, das schönste Zelt am Platze haben natürlich Sie. Dafür sorge ich, beziehungsweise mein Neffe Bernd. Bernd ist Zeltverkäufer, Sie verstehen?“
„Ich verstehe.“
„Also, was brauchen Sie? Reicht ein 5-Mann Zelt?“
„Moment, wir sind drei. Meine Frau, die Tochter und ich – “
„Tiere?“
„Einen Hund?“
„Dacht‘ ich’s mir. Da brauchen sie ein 100-Mann Zelt. Sie kommen nicht umhin. Allein wegen der einschlägigen Tierschutzbestimmungen, so ein Tier braucht doch genügend Auslauf, Sie verstehen?“
„Ich verstehe!“

Und so entdeckten wir die Freude am Campen. Der Kredit, der eigentlich für unser Häuschen gedacht war, reichte gerade eben für unseren neuen Wigwam.
Für Freunde und Verwandte, die uns besuchen wollen, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass uns das rot-weiße Tausend-Mann Festzelt gehört. Im Übrigen ist es gar nicht zu verfehlen, da es das einzige auf unserem Campingplatz ist! (Copyright AUTODINO)

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