AUTO BILD: EU-Reifenlabel haben keinerlei Aussagekraft

Guter Kennzeichnungswert kein Garant für gute Qualität / Aktuelle Vorabinformation aus Heft Nr. 49, Erscheinungstermin 7.12.2012

Das neue EU-Ökolabel bietet Kunden beim Reifenkauf keinerlei Orientierung – im Gegenteil: Es verunsichert die Käufer. Wie AUTO BILD in der am Freitag erscheinenden Ausgabe (Heft 49) berichtet, können die Etiketten Verbraucher schnell in die Irre führen. Der Grund: Das Öko-Zertifikat wird nicht von einer Prüforganisation vergeben, sondern von den Herstellern selbst.

Die Prüfnormen gewähren den Herstellern viel Spielraum. Deshalb sind die Ergebnisse nicht miteinander vergleichbar. Auch die Einstufung in eine der Klassen obliegt dem Fabrikanten. Ähnlich der Kennzeichnungen auf Elektrogeräten, werden von November an Autoreifen in den durch die EU vorgeschriebenen Klassen grünes "A" (sehr gut) bis rotes "G" (sehr schlecht) eingestuft. Die Reifen-Kennzeichnungs-Verordnung soll die Informationspflichten zu Kraftstoffeffizienz, Nasshaftung und externem Rollgeräusch
von Reifen festlegen. Durch die unterschiedlichen Standards der Firmen kommt es zu Ungereimtheiten. So stellte AUTO BILD große Qualitätsunterschiede innerhalb der Klassen fest.

Der Nassbrems-Test zeigte beispielsweise, dass einige Reifen, die bei der Nasshaftung mit einem "C" gekennzeichnet wurden, später zum Stehen kamen, als andere, die der schlechteren Klasse "E" zugeordnet wurden. Bei der Klassifizierung ergeben sich weitere Schwierigkeiten für den Kunden, denn anders als es die Etiketten vermuten lassen, gibt es keine sieben Qualitätsklassen. Weil beim Rollwiderstand die Klasse D ausgelassen wird und bei der Nasshaftung die Klassen D und G, gewinnt der Verbraucher den Eindruck beim Kauf eines mit "C" gekennzeichneten Reifens ein deutlich hochwertigeres Produkt zu erwerben, als beim Kauf eines "E"-Reifens. Tatsächlich jedoch heben sich die Modelle qualitativ nur geringfügig voneinander ab.

Hinzu kommt, dass zwar jeder Reifen ein Label trägt, die Hersteller aber nicht jedes Reifenmodell testen. Stattdessen werden ähnliche Materialmischungen und Breiten in Gruppen zusammengefasst und errechnete Einheitswerte angegeben. Ein weiteres Problem: Weil das für Winterreifen wichtigste Kriterium, das Verhalten auf Schnee und Eis, nicht geprüft wird, sind die Etiketten für diese Reifengruppe nicht aussagekräftig. Die Bundesländer sollen die Richtigkeit der Angaben der Hersteller in Zukunft
überprüfen, doch laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist abgesehen von Thüringen kein Bundesland vorbereitet auf diese Aufgabe. (Auto Bild)

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