AUTO BILD: VDA macht Front gegen EU-Klimaziele 2020

Internes Arbeitspapier fasst Forderungen an EU-Gesetzgeber zusammen / Mit Lobby-Tricksereien zum Klimaziel, so die Zeitung / Aktuelle Vorabinformation aus Heft Nr. 50, Erscheinungstermin 14.12.2012

Die von der EU für 2020 geplanten Klimaschutzziele drohen durch Tricksereien der Auto-Lobbyisten aufzuweichen, so AUTO BILD. Laut eigenen Aussagen liegt der Zeitschrift ein Arbeitspapier des Verbandes der Deutschen Automobilwirtschaft (VDA) mit dem Titel "Revision Langfristziel 2020" vor, das die Forderungen der deutschen Autohersteller an die EU-Gesetzgeber zusammenfasst.

Unter anderem soll der widersprüchliche CO2-Bonus für schwergewichtige Autos beibehalten und auch der unrealistische Verbrauchszyklus NEFZ als Grundlage aller Verbrauchsmessungen bis 2020 festschreiben werden, so AUTO BILD. Ob das EU-Ziel, bis 2020 einen CO2-Grenzwert von 95 Gramm pro Kilometer festzuschreiben, so erreicht wird, scheint fraglich. Wolfgang Lohbeck, Verkehrsexperte von Greenpeace, kritisiert gegenüber AUTO BILD (Heft 50) die VDA-Methoden: "Es ist abenteuerlich, wie die deutschen Hersteller mit kurzsichtigen Rechentricks nicht nur den Klimaschutz, sondern auch ihre eigene Zukunftsfähigkeit untergraben. Das schon lange mögliche Drei-Liter-Auto rückt weiter in die Ferne."

Dass die Lobby-Arbeit der Hersteller wirkt, zeige sich an den aktuell geltenden Vorgaben: Kein Hersteller überschreite 2012 die von der EU festgeschriebenen Grenzwerte für den CO2-Ausstoß, so das Blatt. Den Grund sieht AUTO BILD darin, dass auf Drängen der Auto-Lobbyisten die EU ihr ursprüngliches Ziel von 120 Gramm CO2 pro Kilometer beim Flottenverbrauch bereits im Vorfeld auf 130 Gramm erhöhte. Durchgesetzt hat die Industrie auch, dass sämtliche Vorgaben zunächst einmal nur für zwei Drittel aller zugelassenen Autos gelten.

Das fehlende Drittel fließt erst von 2015 an in die Berechnung ein. Hinzu komme die widersprüchliche Regelung, dass schwerere Autos mehr CO2 ausstoßen dürfen als
leichte. Dieser CO2-Bonus für Fahrzeuge der Luxusklasse kommt vor allem der deutschen Automobilbranche zugute und habe auch dazu beigetragen, dass Neuwagen in Europa seit 2009 im Schnitt 53 Kilogramm schwerer geworden sind.

Eine weitere Mogelpackung seien die Angaben der Hersteller zum Normverbrauch von Neuwagen, der sich laut eigener Einschätzung in den vergangenen fünf Jahren um 14
Prozent verringert haben soll. Eine Studie belege indes, so AUTOI BILD, dass der Verbrauch tatsächlich nur um sechs Prozent sank. Auch bei Elektromobilität lassen sich die
EU-Gesetzgeber stark von der Auto-Lobby beeinflussen: Obwohl die Stromerzeugung durchaus Treibhausgase verursacht, gehen Elektrofahrzeuge bis 2016 mehrfach mit einem CO2-Ausstoß von 0 Gramm in die Bilanz ein. Das heißt, dass für jedes verkaufte E-Mobil bis zu 3,5 Autos mit Nullemission zum Flottenverbrauch gezählt werden dürfen.
In ihrem aktuellen Papier fordert der VDA die 2,5-fache Anrechnung von E-Autos bis zum Jahr 2023. (AUTO BILD)

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