Nun hat ja meine Frau ihren eigenen Blog, der so mit Beauty und Kosmetik zu tun hat. Da dachte ich mir, tust ihr mal einen Gefallen und schreibst etwas Nettes über sie das Thema…
Laut Lexikon ist Kosmetik die Kunst, die Schönheit des „ äußeren Körpers zu erhalten und zu fördern. Auf meine Frau übertragen, ist es jedoch eher die Kunst, auch nach stundenlangem Sitzen vor dem Schminkspiegel nicht einzuschlafen. Mit wachsender Begeisterung legt sie entweder ihre wasserfeste, getönte Tagescreme oder, wenn es Abend wird, die cremig leicht und puderig zarte Nachtcreme auf. Mit jeder neuen Gesichtsrubbelcreme beziehungsweise jedem weiteren Wimpernduschbalsam bewundere ich meine Gattin mehr. Sie scheint trotz ihrer zahlreichen Emulsionen und Cremes, ihrer Nagelunter- und Brillantlacken, diverser Nagelöle und Härter, immer noch den Durchblick zu haben. Ihre neueste Errungenschaft ist ein abziehbarer Nagellack, der zumindest theoretisch den Lackentferner überflüssig macht.
Doch so viel Auswahl hat eben auch entscheidende Nachteile. Zum einen vermag sich meine Frau einfach nicht über ein passendes MAKEUP entscheiden, zum anderen war ich unlängst gezwungen, meinen Deospray aus unserem Spiegelschrank zu entfernen, weil er einfach, aus der Sicht meiner Ehefrau, zuviel Platz wegnahm. Trotz dieser Farbenvielfalt passen ihr Rouge nie zum Kleid und die Schuhe nicht zu den Lidschatten. Ich weiß natürlich um die Probleme meiner Gattin und habe dafür auch vollstes Verständnis, wenn wir nicht gerade, wie heute, zu einem wichtigen, geschäftlich relevantem Mittagessen bei Bergers eingeladen sind.
„Wie lange noch, Schatz?“
„Fünf Minuten, nur noch die Schuhe.“
1 Stunde später…
„Keine Schuhe, ich habe einfach keine gescheiten Schuhe!“
„Liebling, manches Schuhgeschäft wäre froh, wenn es deine Auswahl hätte!“
„Sei nicht zynisch, Ralf. Oder kannst du mir sagen, welches Paar zu dem Oktoberrotlippenstift und den Smaragdblaulidschatten passen?“
„Nein. Ich weiß nur, dass mit meinem Rasierwasser alle Schuhe harmonieren und wir jetzt schon eine halbe Stunde zu spät sind!“
„Stell‘ dich bitte nicht so an, Bergers sind auch nie pünktlich. Weißt du noch, wann sie das letzte Mal zum Essen erschienen sind? Um viertel nach eins, obwohl wir uns für ein Uhr verabredet hatten!“
„Ja, ich erinnere mich. Sie ließen uns eine Viertelstunde allein am Tisch sitzen. Angeblich habe sie, hahaha, die passende Bluse nicht finden können.“
„Siehst du. Und du regst dich wegen ein bisschen Verspätung so auf.“
„Aber Liebling, ich rege mich nicht auf. Ich möchte nur anmerken, dass ich soweit fertig bin und seit 11/2 Stunden auf dich warte.“
„Dieser Rock – unmöglich!“
So gegen 14.00 Uhr, bei Bergers wurde vermutlich gerade der Dessert gereicht, höre ich sie sporadisch rufen, dass sie bald fertig sei und ich nur nicht so drängeln solle!
Die Zeit verging mir während des Western mit John Wayne und des anschließenden Tatort wie im Fluge und ich lag schon im Bett, als sie Stunden später schluchzend aufgab und gänzlich ungeschminkt das Bad verließ.
„Dieses unnatürlich wirkende MAKEUP“, sagte meine Frau, nachdem sie ihre Fassung irgendwo, irgendwann wiedergefunden hatte, „nie mehr!“
„Du hast recht“, antwortete ich erleichtert. „Die Kosmetikhersteller sind schuld. Immer die -“
„Immer dieselben Farben“, ergänzte sie. „Gut, dass du auch so denkst. Bei der nächsten Einladung probier‘ ich mal ganz andere! Und andere Schuhe! Du wirst sehen, dann bin ich ruckzuck fertig.“
Ich werde sehen – oder auch nicht. Denn vermutlich werden wir – zumindest von Bergers – nie mehr eingeladen.