Porsche Cayenne Turbo S_2013_1

Teilt den Verkehr wie Moses das Meer. Porsche Cayenne Turbo S

Brüll, Schwabe, brüll! Mit einem Porsche Cayenne Turbo S auf Probefahrt – wow. Nicht nur die Power unter der Haube, auch der Sound ist eines der wichtigen Kriterien beim Kauf eines Porsches. Und da ließen sich die Macher des neuen Porsche Cayenne Turbo S nichts vormachen. Er brüllt so laut wie er schnell fährt. Wir begaben uns mit dem massivem Muskelprotz und seinem 4,8 Liter V8 Motor auf Probefahrt.

Unter seiner Haube steckt das stärkste Triebwerk, das man bei den Schwaben aktuell mit Straßenzulassung bekommt. Mit mehr Ladedruck für die beiden Turbos und einer neuen Motorsteuerung holen die Entwickler noch einmal 50 PS und 50 Nm aus dem Achtzylinder, die wie eine weitere Trainingseinheit für den Bodybuilder wirken. Mit jetzt 550 PS und imposanten 750 Nm jedenfalls stemmt er sein Gewicht mit einer solchen Leichtigkeit, als wäre er eigentlich zwei Klassen kleiner. Dabei ist der Porsche Macan doch noch gar nicht auf dem Markt.

Er teilt den Verkehr wie Moses das Meer

Optisch eher dezent und von außen deshalb nur an ein paar Anbauteilen in Wagenfarbe oder Glanzschwarz zu erkennen, bricht sich der Turbo S auf der linken Spur allein mit seiner gewaltigen Präsenz Bahn. Er teilt den Verkehr wie Moses das Meer und jagt ungehindert voran, bis ihm erst weit jenseits von 250 Sachen irgendwann die Puste ausgeht. 283 km/h stehen im Datenblatt und stempeln den Turbo S zu einem der schnellsten Geländewagen im Land.

Dabei macht sich das Dickschiff trotz seiner guten zwei Tonnen so leicht, dass es jeden etwas beherzteren Tritt aufs Gaspedal mit einem vehementen Satz nach vorn quittiert und die Passagiere tief in die weiter ausgeschnittenen Sportsessel presst. Bei so einem Antritt ist es kein Wunder, dass es der Turbo S sogar mit dem 911 Carrera S aufnehmen kann – zumindest bis Tempo 100. Dafür brauchen beide nämlich die gleiche Zeit: 4,5 Sekunden.

Doch man darf Stärke nicht mit Schärfe verwechseln. Natürlich hat Porsche auch am Fahrwerk gearbeitet und einen Sport-Modus programmiert. Deshalb federt der Turbo S ein wenig straffer und der Wankausgleich müht sich wacker, um den Karosserieaufbau zu beruhigen. Auf Tastendruck brüllt der Motor noch lauter und die Achtgang-Automatik schaltet schneller. Aber bei aller Kraft fehlt dem Turbo S vor allem auf einer kurvigen Landstraße die Kompromisslosigkeit eines Cayenne GTS. Dem fehlen zwar 130 PS, 1,2 Sekunden auf Tempo 100 und bei Vollgas ist schon gute 20 km/h früher Schluss. Aber wenn es statt ums Schaulaufen auf der Einkaufsmeile und das Schnellfahren auf der Autobahn um Kurvengeschwindigkeiten und Rundenzeiten geht, ist er die bessere Wahl. Und um die 60.000 Euro billiger ist er obendrein. Schließlich schlägt Porsche auf den normalen Turbo nochmal stolze 30.000 Euro drauf und verkauft den Turbo S für exakt 151.702 Euro. Auch das muss man seinen Nachbarn erst einmal erklären können.

Porsche Cayenne Turbo S

– Alternative zu: Mercedes ML 63 AMG und den M-Versionen von BMW X5 und X6
– Passt zu: allen Landmenschen mit weiten Wegen und engem Terminplan
– Sieht gut aus: vor dem Reitstall und am Rande der Rennstrecke
– Wann kommt er: ab sofort
– Was kommt noch: erst mal nichts mehr, schließlich ist jetzt der Macan an der Reihe

Mag ja sein, dass einen diese dann tatsächlich nicht mehr leiden können. Doch dafür macht man sich andernorts automatisch neue Freunde: den Tankwart zum Beispiel. Denn auch wenn der Verbrauch genau wie beim normalen Turbo auf dem Prüfstand mit 11 Litern noch halbwegs im Rahmen liegt, fährt man einen Cayenne Turbo S in der Praxis nur unter größter Zurückhaltung mit weniger als 20 Litern. Auch wenn der Tank 100 Liter fasst, hat man deshalb reichlich Gelegenheit, die Freundschaft mit dem Tankwart zu vertiefen und sich einen roten Teppich ausrollen zu lassen.

Porsche Cayenne Turbo S – Technische Daten:
Fünftüriger, fünfsitziger Geländewagen der Oberklasse, 4,8-Liter-V8-Benziner mit Bi-Turbo, 405 kW/550 PS, maximales Drehmoment: 750 Nm, 0-100 km/h: 4,5 s, Vmax: 283 km/h, Verbrauch 11,5 Liter, CO2-Ausstoß: 270 g/km, Preis 151.702 Euro (dmd)

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