AUTO BILD: Hersteller frisieren Sprit-Verbrauchswerte

Um den Spritverbrauch kleinzurechnen, bedienen sich Autohersteller bei den Verbrauchsmessungen zweifelhafter Mittel. Das gehe aus einem Report der Organisation Transport and Environment (T&E) hervor, wie AUTO BILD in der am Freitag erscheinenden Ausgabe (Heft 16) berichtet. In dem Report "Mind the gap" listet T&E 20 Tricks auf, mit denen die Autobauer bei den Tests auf Straße und Prüfstand den Verbrauch schrumpfen lassen sollen.

Die Organisation zitiert dabei auch im Auftrag der EU gefertigte Studien. Demnach nutzen die Autobauer gezielt Schlupflöcher in Vorschriften. Für niedrigere Roll- und Luftwiderstandswerte etwa ziehen sie Leichtlaufreifen mit erhöhtem Luftdruck auf, montieren alle Extras ab und kleben Fugen zu. Speziell trainierte Fahrer oder Roboter steuern den Testwagen stets am unteren erlaubten Limit. Und nach Testende reduzieren die Hersteller die ermittelten Werte noch pauschal um bis zu vier Prozent. Die Tricks, so T&E, seien für einen großen Teil der CO2-Einsparungen der letzten Jahre verantwortlich.

"Es wäre komisch, wenn die Hersteller das nicht nutzen", sagt auch Wolfgang Lohbeck, Verkehrsexperte bei Greenpeace, "zumal die Manipulationen der Testergebnisse ja völlig legal sind." Tatsächlich: Alle Optimierungen sind durch Testvorschriften gedeckt oder gar nicht geregelt. Harte Beweise dafür, dass die Autobauer tatsächlich
tricksen, gibt es nicht. Allein die Zahlen sprechen dafür: Unabhängige Labore ermittelten bei gleichen Tests mit Serienautos im Schnitt 23 Prozent mehr Verbrauch.

"Die Verbrauchsangabe entfernt sich zunehmend von der Realität", sagt Lohbeck. "Wenn selbst große Autos eine Drei vor dem Komma haben, kann etwas nicht stimmen." Der Greenpeace-Experte fürchtet, dass wegen der zuletzt stark gesunkenen Herstellerangaben die Verbraucher eigene Anstrengungen zum Spritsparen nicht mehr als so wichtig erachten.

In Großbritannien hat die Werbeaufsichtsbehörde die Autohersteller nun dazu verdonnert, ihre Anzeigen mit einem Hinweis zu versehen, dass die Verbrauchsangaben nur Vergleichszwecken dienen und möglicherweise nicht die Realität widerspiegeln. Solch eine Kennzeichnung fordert der Auto Club Europa (ACE) auch für Deutschland. Sprecher Rainer Hillgärtner: "Hersteller müssen die Kunden ausdrücklich auf den möglichen Mehrverbrauch hinweisen. Ein einzelner Hinweis im Verkaufsgespräch reicht nicht aus." (Auto Bild)

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