Da irrt Herr Gabriel gewaltig – Tempolimit macht Autobahnen nicht sicherer

Herr G. spricht sich für ein Tempolimit aus. Gerne veröffentliche ich hier einen Kommentar von den Kollegen von Auto-Reporter.Net zu diesem Uralt-Thema:
Wahlkampf oder doch schon verfrühtes Sommerloch? Der SPD-Chef Sigmar Gabriel hat jetzt gegenüber der in Düsseldorf erscheinenden Tageszeitung „Rheinische Post“ gesagt, „Tempo 120 auf der Autobahn halte ich für sinnvoll, weil alle Unfall-Statistiken zeigen, dass damit die Zahl der schweren Unfälle und der Todesfälle sinkt.“ Und außerdem: „Der Rest der Welt macht es ja längst so“.

Damit folgt Gabriel im Prinzip einer entsprechenden Forderung im Wahlprogramm der Grünen, die aus „ökologischen Gründen“ für ein Tempolimit sind und sogar Tempo 80 auf Landstraßen einführen wollen. Zumindest folgt er aber nicht deren Begründung, da – so Gabriel – die Einsparung von CO2  nur sehr begrenzt sei und so das Ziel  Klimaschutz kaum vorangebracht wird. Da sind moderne Motoren und die Elektromobilität viel wirksamer.“
Ein Trost ist das jedoch nicht, zumal seine Berater wohl in den falschen Statistiken nachgelesen haben. Oder sollten sie sich sogar beim Bund für Umwelt und Naturschutz erkundigt haben, dessen Verkehrsexperte Jens Hilgenberg sogar verkündet, dass bei einem solchen Tempolimit die Unfälle mit Personenschäden um etwa ein Drittel pro Jahr zurückgehen könnten.

Im aktuellen Wahlprogramm der SPD steht allerdings eine derartige Forderung nicht und Kanzlerkandidat Peer Steinbrück reagierte diesmal prompt und richtig, in dem er aus seiner Sicht klar stellte: Eine solche Diskussion brauchen wir nicht. Bleibt zu hoffen, dass er diesmal recht behält.
Vielleicht hat er sich ja vom ADAC beraten lassen, der mit Fakten aufwarten kann und Sigmar Gabriel konterte: „Entgegen den Äußerungen Gabriels wird bei einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 km/h die Verkehrssicherheit nicht verbessert. Herr Gabriel irrt, wenn er die Unfallstatistiken für seine Argumentation bemüht, das zeigen die Erfahrungen vieler Länder, die ein allgemeines Tempolimit haben.“

Nach Angaben des Clubs liegt die Zahl der Getöteten auf Autobahnen pro eine Milliarde Kraftfahrzeugkilometer in Deutschland bei rund 1,8 – seit Jahren mit fallender Tendenz. In Österreich, wo ein Tempolimit von 130 gilt, ist die Getötetenrate auf Autobahnen 1,5-mal höher als in der Bundesrepublik.

In 2012 – so der ADAC – starben rund 3.600 Menschen im Straßenverkehr, knapp elf Prozent davon auf Autobahnen. Hier wird  jedoch rund ein Drittel aller Fahrleistungen erbracht.  Der Anteil der Getöteten und auch der Schwerverletzten ist damit weit unterdurchschnittlich. Und auch beim Vergleich von Abschnitten mit Tempolimit 120 bzw. 130 km/h mit Abschnitten ohne Beschränkungen zeigt sich kein höheres Sicherheitsniveau auf den limitierten Strecken. Knapp 40 Prozent aller Autobahnabschnitte in Deutschland sind dauerhaft oder zeitweilig geschwindigkeitsbeschränkt.

Handlungsbedarf, so der ADAC, gebe es vielmehr bei den Landstraßen, auf denen rund 60 Prozent aller Verkehrstoten zu beklagen sind. Schwere Unfälle ereignen sich vor allem an besonders unsicheren Kreuzungen, beim Überholen oder aufgrund mangelhafter Sicherung durch Leitplanken. Hier sei durch Ausbaumaßnahmen und Entschärfung von Unfallschwerpunkten das Sicherheitsniveau zu erhöhen. (Quelle: Auto-Reporter.NET/Hans H. Grassmann)

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