Audi RS e-Tron GT Test

Gartensound und 60 Prozent Porsche: Audi RS e-Tron GT Test

Kaum zu glauben, aber in unsere Audi RS e-Tron GT Test Fahrzeug stecken ca. 60 Prozent an Teilen, die auch beim Porsche Konkurrenzmodell Taycan zu finden sind.

„Der Porsche Taycan ist nicht wirklich ein Wettbewerber für unser Auto“, betont Victor Underberg. Er ist Leiter Technische Entwicklung bei der Audi Sport GmbH in Neckarsulm. Die Kollegen aus Zuffenhausen hätten ihr Produkt klar sportlicher positioniert und es spreche einen anderen Kundenkreis an als der Audi. Dessen Kürzel GT (Gran Turismo) soll eine Synthese aus Eleganz, Komfort und Dynamik signalisieren.

Audi RS e-Tron GT Test
Audi RS e-Tron GT Test

In den Kategorien Karosserieform, Proportionen, Abmessungen und Leistung ist das Audi RS e-Tron GT Test Auto am ehesten mit dem Audi RS 7 vergleichbar, der den E-Sportler nur um 20 Millimeter Länge überragt und rund zehn Millimeter höher ist. Den 600 PS (441 kW) des V8-Verbrenners hält der rund 200 Kilo schwerere e-Tron 440 kW entgegen.

Da die beiden E-Maschinen an Vorder- und Hinterachse keinen Abgasstrom zum Leistungsaufbau brauchen, sprintet er mit einem Drehmomentvorteil von 30 Newtonmetern (Audi e tron GT 0-100) in 0,3 Sekunden schneller auf Tempo 100 (RS 7 = 3,6 Sekunden).

Audi RS e-Tron GT Test – Sound aus dem Garten

In zwei grundverschiedenen Biotopen aber blüht das, was für viele Autofahrer essenzieller Bestandteil des Fahrerlebnisses ist: Wenn dem Gemüseauflauf Pfeffer und Salz fehlen oder dem Kaffee der Duft, bleibt der Genuss meist auf der Strecke.

Audi RS e-Tron GT Test
Audi RS e-Tron GT Test

Würze und Aroma des Autofahrens werden auch von Sinneseindrücken bestimmt, die nichts mit Längs- oder Querdynamik zu tun haben, sondern mit Schallwellen.

Wer das Bollern eines V8-Motors als Ohr-Gasmus erlebt, dem ist das Surren eines noch so leistungsstarken E-Renners zu schal.

Deshalb hat Audi bei seinem Elektro-Topmodell – unserem Audi RS e-Tron GT Test Fahrzeug – besondere Sorgfalt auf die akustische Begleitung des Vortriebs gelegt.

„Wir haben bewusst keinen Verbrennungsmotor imitiert“, erklärt Rudolf Halbmeir. Er ist von Hause aus Musiker, arbeitet bei Audi als Sounddesigner und ihm kam der Zufall zu Hilfe.

In seinem Garten habe er ein Kunststoffrohr gefunden, drei Meter lang, 80 Millimeter im Querschnitt. „Ich habe einen Lüfter an ein Ende gestellt und am anderen Ende gehorcht, was herauskam. Das war ein ganz spezielles, tiefes Wummern – und ich wusste sofort, dass ich die Soundbasis gefunden hatte,“ berichtet Halbmeir.

Audi RS e-Tron GT Test
Audi RS e-Tron GT Test

Im Audi-Soundlabor haben er und sein Kollege Stefan Gsell dann auf digitalem Weg den Feinschliff vorgenommen. Mittels einer speziellen Software wurde die Frequenzstruktur verschiedener Klangdateien bearbeitet, dazu gehörten Synthesizer-Töne ebenso wie Geräusche, die von einem Akkuschrauber stammen könnten.

Das komplette Repertoire des e-Tron GT besteht jetzt aus einem Sample von 32 Klängen, darunter auch das Kunststoffrohr aus dem Garten.

Akustische Absonderungen sind aus Gründen des Fußgängerschutzes bei niedriger Geschwindigkeit für alle Elektroautos vorgeschrieben. Das so genannte AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System) erzeugt ein Warngeräusch, das von einem Lautsprecher im vorderen Bereich des Autos abgestrahlt wird.

Ab etwa 20 km/h Tempo wird der Ton immer leiser, ab 60 km/h ist er nicht mehr zu hören. Der Audi RS e-Tron GT bespielt Außen- und Innenwelt über die komplette Tempo-Bandbreite mit seinem speziellen Klang, erst ab etwa 160 km/h werden Wind- und Abrollgeräusche so dominant, dass der synthetisch modulierte „Motor“- Sound keine Rolle mehr spielt.

Audi RS e-Tron GT Test
Audi RS e-Tron GT Test

Das Soundpaket ist beim Elektro-RS inklusive und es sind verschiedene Klangvariationen einstellbar. Für das Schwestermodell e-Tron GT kostet es 500 Euro Aufpreis.

Zusatzkosten für Sonderausstattungen im Gegenwert eines Kompaktwagens sind in dem Preissegment, das der RS e-Tron GT repräsentiert, nichts Ungewöhnliches.

Der Audi RS e-Tron GT Test Wagen in der eigenwilligen Lackierung „Taktikgrün“ (+1050 Euro) kann als profundes Beispiel für diesen Mechanismus gelten.

Carbondach (+3750 €), Keramikbremsanlage (+5600 €), Optikpaket Carbon glänzend (+4300 €), Assistenzpaket plus (+5010 €), 21-Zoll-Sonderfelgen (+2500 €) und Matrix-LED-Scheinwerfer (+2150 €) stellen nur die kostspieligsten Extras einer fast zwei Dutzend Punkte umfassenden Sonderausstattungsliste dar.

Die zwischen den Achsen eingebaute, aus 396 Zellen bestehende 800-Volt-Batterie hat eine Nettokapazität von 83,7 Kilowattstunden (kWh). Nach WLTP-Regularien ermittelt, gibt Audi die Reichweite mit maximal 472 Kilometern an.

Audi RS e-Tron GT Test
Audi RS e-Tron GT Test

Umständliches Rangieren an der Ladesäule entfällt, da sich an beiden Vorderkotflügeln eine Ladebuchse befindet. Die Reichweite, so viel hat sich inzwischen herumgesprochen, hängt unter anderem von Lademodus und Ladeleistung ab.

An einer öffentlichen Säule mit durchschnittlich zehn kW angesteckt, wollte der Bordrechner des Audi RS e-Tron GT Test Fahrzeugs auch bei Übernachtaufenthalt nicht mehr als 375 Kilometer versprechen. Die allerdings hielten der praktischen Überprüfung von gefahrener und mutmaßlich verbleibender Strecke stand. Als Gesamt-Testverbrauch wurden 26,2 kWh/100 km protokolliert.

In Sachen Fahrdynamik und -komfort ist der RS e-tron GT über jeden Zweifel erhaben. Das brachiale Beschleunigungsvermögen über die klassische Viertelmeile zu erleben, ist ein Kick aus dem automobilen Feinkostregal und dauert im Schnitt zwischen 12 und 13 Sekunden. Aber der Elektro-Athlet kann auch gelassen und entspannt.

Wer Gelegenheit hat, ihn über kurvige Landstraßen zu bewegen, dürfte erstaunt sein über das ausgewogene Fahrverhalten, den Komfort der Luftfederung und die Leichtigkeit, mit der sich ein 2,3-Tonnen-Trumm wieder und wieder um die Kehren zirkeln lässt. Ohne synthetisch zu wirken, vermittelt die leichtgängige Lenkung jederzeit präzisen Zugriff auf die Fahrtrichtung.

Dass die hinteren Seitenfenster wegen des Karosseriezuschnitts nicht ganz versenkbar sind und die Bedienung für die manuelle Aufstellung des Heckspoilers in den Tiefen des Touchscreen-Menüs erst einmal gefunden sein will, ist zu verschmerzen.

Zusätzlich zu 350 Litern Kofferraum hinten, der mit 66 Zentimetern eine erfreulich niedrige Ladekante hat, kommt ähnlich dem R8 Coupé noch der Stauraum für einen Bordtrolley unter der Fronthaube hinzu. Die Kabine lässt den Insassen vorn einen Bewegungsspielraum von 1,44 m Breite und hinten 1,38 Metern.

Audi RS e-Tron GT Test Fazit: Wenn Teslas Model S tatsächlich der Maßstab ist, dann übertrifft ihn der RS e-Tron GT vor allem in der Güte, dem Ambiente, der Aufgeräumtheit und der Verarbeitungsqualität im Innenraum.

Das erste in Deutschland gefertigte Elektroauto der Marke punktet mit tadellosen Fahrleistungen und gediegenem Komfort. Wenn es dann noch gelingt, in der Praxis den in Aussicht gestellten Aktionsradius zu erreichen, bleibt nur die Finanzierung als letzte Hürde. (we/aum/afb)(Fotos: Autoren-Union Mobilität/Axel F. Busse)

Daten Audi RS e-tron GT Test Fahrzeug

Länge x Breite x Höhe (m): 4,99 x 1,96 x 1,40
Radstand (m): 2,90
Antrieb: 2 Elektromotoren
Audi e-tron GT PS / Leistung 440 kW / 598 PS
Drehmoment: 830 Nm
Batteriekapazität: 93,4 kWh
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,3 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Audi e-tron GT Reichweite (WLTP-Reichweite: 472 km)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 22,5 kWh/100 km
Testverbrauch: 26,2 kWh/100 km
Effizienzklasse: A+
CO2-Emissionen: 0 g/km
Leergewicht / Zuladung: 2360 kg / 440 kg
Kofferraumvolumen: 350 (h.) / 85 Liter (v.)
Wendekreis: 11,6m
Bereifung: 235/55 R 21 vorn, 305/30 R 19 hinten
Luftwiderstandsbeiwert: 0,24
Audi e-tron GT Basispreis: 140.000 Euro
Testwagenpreis: 179.920 Euro