André Citroën gehörte zu den kreativsten Köpfen der europäischen Automobilindustrie und war bekannt für ungewöhnliche Ideen, um seine Marke ins rechte Licht zu rücken, und das ist wörtlich zu nehmen. Vor 100 Jahren staunten die Pariser, als der Eiffelturm, das neue Wahrzeichen der Stadt, mit dem Schriftzug „Citroën“ erstrahlte. Hochseilakrobaten und Zirkusartisten hatten mehr als 600 Kilometer Kabel verlegt und 250.000 Glühbirnen installiert. Jetzt geht es um mehr.
Damals elektrisierte die Marke die französische Hauptstadt. Bis 1936 diente der Eiffelturm als Leuchtreklame für Citroën, als Michelin, inzwischen neuer Eigentümer aus Kostengründen den Stecker zog. Heute regiert in Paris, die, höflich ausgedrückt, autokritische Bürgermeisterin Hidalgo, und deshalb war eine Wiederholung der Werbeaktion zum Jubiläum unmöglich. Aktuell geht es aber auch um mehr.
Citroën plant die automobile Welt zu elektrisieren. „Wir wollen als Pionier die Elektrifizierung vorantreiben“, erklärte Markenchef Thierry Koskas bei der Vorstellung des C5 Aircross die Strategie des Unternehmens.
Das neue Flaggschiff der Marke rollt als Mildhybrid, Plug-in-Hybrid und als vollelektrische Version im Lauf des Jahres auf den Markt. Als Bühne hatten die Verantwortlichen das Palais de Tokyo gewählt, das 1937 aus Anlass der Weltausstellung von Paris eröffnet worden war. Der C5 Aircross steht zudem am Ende der Runderneuerung der gesamten Modellpalette, die damit in gerade einmal zwei Jahren abgeschlossen wurde.
Im Vergleich zum Vorgängermodell wuchs der Nachfolger, der wie der Peugeot 3008 und der Opel Frontera die Medium-Plattform des Stellantis-Konzerns nutzt, in allen Bereichen. In der Länge legte das Modell um 15 Zentimeter auf 4,65 Meter zu, und der Radstand wuchs um sechs Zentimeter, wovon vor allem die Passagiere in der zweiten Reihe profitieren. Citroën verzichtet beim C5 Aircross bewusst auf eine Siebensitzer-Version. „Dafür haben wir den C3 Aircross mit sieben Sitzen“, erklärte Koskas.
Der neue C5 Aircross entspricht weitgehend des im vergangenen Oktober auf dem Pariser Automobilsalon vorgestellten Studie und bricht mit dem rundlichen Design seines Vorgängers. Die Frontpartie entspricht der neuen Designsprache des Unternehmens und zeigt das ursprüngliche Markenzeichen sowie eine straffe und markante Form.
Die Matrix-Scheinwerfer präsentieren sich in horizontalen Linien, die durch ein glänzendes schwarzes Band verbunden sind. Von der auf der Pariser Messe gezeigten Studie wurde auch die ausgefallene Kombination der Heckleuchten übernommen, die von den Kreativen des Hauses zu „Light Wings“ befördert wurden. Trotz seiner wuchtigen Form kommt der C5 Aircross mit einer deutlich verbesserten Aerodynamik zu den Kunden, was sich, so ein Markensprecher, für die Elektroversion auf der Autobahn in „eine um 30 Kilometer verbesserte Reichweite“ übersetzt.
Der Mensch hinter dem Lenkrad blickt auf eine gut ablesbare Informationszentrale, und über den zentralen Bildschirm – mit 13 Zoll der größte im Stellantis-Konzern – und von den Marketing-Poeten zum „Waterfall-Screen“ erhoben, lassen sich die verschiedenen Einstellungen steuern.
Der Wahlhebel für die Automatik und andere Bedieneinheiten wurden aus dem Stellantis-Teilelager übernommen. Die gewählten Materialien machen einen wertigen Eindruck, und sind gut verarbeitet. Als Sitze kommen auf allen Plätzen die neuen „Advanced Comfort“-Sitze zum Einsatz. Außerdem soll die so genannte Advanced-Comfort -Federung das „Gefühl eines fliegenden Teppichs“ erzeugen, wobei allerdings niemand sagen kann, wie sich so ein fliegender Teppich anfühlt.
Bei den Antrieben wählten die Entwickler für die Basisversion den bewährten 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder, der 136 PS (100 kW) leistet und von einem neun kW (12 PS) starken Elektromotor unterstützt wird. Dieser Mild-Hybrid-Antrieb soll eine Reichweite (nach WLTP) von 900 Kilometern erreichen.
Der E-Motor ist in das neue e-DCS6-Doppelkupplungsgetriebe integriert.
Für die Version mit Plug-in-Hybridtechnik kommt ein 1,6-Liter-Turbovierzylinder zum Einsatz, der 150 PS (110 kW) leistet und mit einem 92 kW (125 PS) starken E-Motor verbunden ist, was eine Systemleistung von 195 PS (143 kW) ergibt. Die Kraftübertragung übernimmt ein Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Im Stadtverkehr sind so, verspricht Citroën, 100 vollelektrische Kilometer möglich.
In der Abteilung Elektroantrieb gehen zwei Versionen an den Start. Die Variante mit 157 kW (210 PS) und einem 73 kWh starken Akku kommt auf eine Reichweite von 520 Kilometern. Die stärkere „Long Range“-Variante mit 170 kW (230 PS) muss nach maximal 680 Kilometern an die Ladesäule.
Die Preise für den neuen C5 Aircross sollen für die Einstiegsversion bei 33.900 Euro beginnen. Die Plug-in-Hybrid-Version soll weniger als 40.000 Euro kosten, und die Elektro-Variante bei unter 45.000 Euro starten. Damit liegt der C5 Aircross deutlich unter den Tarifen der Konzernmodellen von Opel und Peugeot. (aum)(Fotos: Stellantis via Autoren-Union Mobilität)