Der hohe Kofferraumdeckel ist ein wuchtiges Teil aus Blech, was zusätzlich noch durch die senkrecht stehenden Rückleuchten betont wird. Das haben die russischen Designer wohl auch eingesehen und dem Hinterteil des Kleinwagens beidseitig noch eine geschwungene Furche Richtung Rücklicht mit auf den Weg gegeben. Dass es sich um eine Verlegenheitslösung handelt, ist offensichtlich. Eine Chromspange hätte sicher mehr Wirkung, ohne gleich den Preis nach oben zu treiben.
Doch wer sieht sein Auto schon von außen, wenn er drin sitzt und fährt? Ein bisschen weiterentwickelt hat sich das Innenraumdesign. Unterm Strich ist alles geordnet und an seinem Platz, nur halt in Schwarz ohne einen sonstigen Farbtupfer. Das konnte der nicht mehr verfügbare Priora deutlich besser. Und die Lüftungsdüsen kennt man – vom Konkurrenten Dacia, den Renault genau wie Lada unter seine Fittiche genommen hat. Es gibt einige, wenn auch recht klein gehaltene, aber ausreichende Ablagen. Dass ausgerechnet ein Auto aus dem Mutterland von Väterchen Frost keine beheizbaren Außenspiegel hat, ist dem Preis geschuldet. Als Luxus hingegen darf die vom Fahrersitz aus zu entriegelnde Kofferraumklappe gelten. Dafür lässt sie sich von außen aber auch nicht ohne Schlüssel öffnen.
Dann ist es im Granta aber auch schon ziemlich laut. Wer sich etwas dauerhafter über der auf deutschen Autobahnen empfohlenen Richtgeschwindigkeit bewegen möchte, sollte nicht allzu empfindliche Ohren haben. Wirklich ärgerlich am Granta ist allerdings die sehr diffuse Lenkung. Sie trübt die durchaus vorhandene Fahrfreude dann doch. Vor allem bei höherem Tempo stellt sich da ein etwas schwammiges Fahrgefühl ein. Da hilft die ergonomische Form des Lenkrads wenig. Und beim Bremsen ist die unsensible Lenkung ebenfalls nicht unbedingt von Vorteil.
Die Bemühungen von Lada Deutschland, dem Granta noch etwas mehr Glanz zu verleihen, treffen nicht immer hundertprozentig ins Schwarze. So touchierte in unserem Testwagen beim Öffnen des Handschuhfachs dessen Klappe stets den Lautsprecher des optionalen CD-Radios. Und die nachgerüstete Funkfernbedienung der Zentralverriegelung blieb bei uns wirkungslos.
„Viel Auto für wenig Geld“ ist ein gern zitierter Satz, aber eben auch ein relativer, je nachdem in welchen Preisregionen man sich bewegt. Beim Granta müsste es folgerichtig „Mehr Auto für weniger Geld gibt es nicht“ heißen, wenn man von Neuwagen spricht. Der Dacia Sandero ist unter anderem einige PS schwächer, 20 Zentimeter kürzer und 6 km/h langsamer. Außer dem Preis sprechen auch das Platzangebot und der relativ durchzugsstarke Antrieb für den Lada.
Dass man im fernen Togliatti inzwischen aber auch bemerkt hat, dass europäische Käufer ihr Auto nicht zuletzt auch nach Design-Gesichtspunkten auswählen, beweist der Vesta. Das neue und moderner gestaltete Kompaktmodell der Russen, das auch in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft mitfährt, fällt durch die beiden bumerangförmigen Sicken an der Seite besonders auf. Dieses Stylingmerkmal wird auch auf das geplante SUV X-Ray übertragen. Vorher dürfte aber erst einmal der Lada Granta mit Fließheck nach Deutschland kommen. Den gibt es in Russland bereits – und er hat auf jeden Fall eine deutlich hübschere Figur. (ampnet/jri)(Fotos:Foto: Auto-Medienportal.Net)
Test Daten Lada Granta
Länge x Breite x Höhe (m): 4,26 x 1,70 x 1,50
Radstand (m): 2,48
Motor: 4-Zylinder-Benziner, Einspritzung, 1596 ccm
Leistung: 64 kW / 87 PS bei 5100 U/min
Max. Drehmoment: 140 Nm bei 3800 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 168 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 11,8 Sek.
Verbrauch (Durchschnitt nach EU-Norm): 6,6 Liter
CO2-Emissionen: 150 g/km (Euro 6)
Effizienzklasse: E
Leergewicht / Zuladung: 1135 kg / 400 kg
Kofferraumvolumen: 480 l (erweiterbar)
Max. Anhängelast: 900 kg
Wendekreis: ca. 11 m
Bereifung: 175/65 R14
Basispreis: 6990 Euro