Die technischen Veränderungen an dem fünf Liter großen und von einem Kompressor beatmeten V8-Triebwerk haben außer 25 Pferdestärken mehr auch einen Zuwachs an Drehmoment gebracht. Es liegt mit 700 Newtonmetern nun auf dem Niveau großvolumiger Dieselmotoren, allerdings mit dem Unterschied, dass man beim F-Type SVR erst ab 3500 Kurbelwellen-Umdrehungen darüber verfügen kann. Der Sprintstärke tut dies keinen Abbruch: Mit 3,7 Sekunden von null auf 100 km/ht unterbietet der Neuling den vormaligen Bestwert des F-Type R um 0,4 Sekunden.
Der war auch schon kein Schnurrekätzchen mehr, fauchte vielmehr gern und oft, aber der Zug des SVR ist der Auftritt des ganz großen Katers. Der beißt ohne Warnung zu, vor allem, wenn die Gas-Kennlinie so sensibel eingestellt ist, dass bei einem Minimum überschüssigen Fußdrucks das Heck schon leicht zu tänzeln beginnt.
Die Motorkraft wird von der bekannten Acht-Gang-Quickshift-Automatik aus dem Hause ZF portioniert, und zwar so bedarfsgerecht und drehmomentkonform, dass die manuelle Übersetzungswahl mittels Schaltpaddel getrost vergessen werden kann. Nur wer den Ehrgeiz hat, die Kolbenfahrt hin und wieder in den Begrenzer zu jagen, wird mutwillig auf die Dienste des geschmeidig herauf- und notfalls über mehrere Stufen hinweg herunterschaltenden Getriebes verzichten.
Jaguar verweist gern auf seine Leichtbau-Kompetenz, die im Falle des SVR zu einer Reduzierung des Fahrzeuggewichts um weitere 50 Kilogramm gegenüber dem R-Type geführt hat. Das Datenblatt spricht deshalb von 1705 kg für das Coupé und 1720 kg für das Cabriolet. Verstärkter finanzieller Einsatz durch Kauf von Karbonpaketen (bis zu 7000 Euro das Stück) könnte diese Werte noch geringfügig mindern. Dass grundsätzlich eine gewisse Skepsis gegenüber offiziellen Herstellerangaben nicht schaden kann, zeigt manchmal ein Blick in die Zulassungspapiere oder auf die Skala einer Pkw-Waage. Es wurden auch schon 1908 Kilogramm für ein Achtzylinder-F-Type-Cabrio gemessen.
Hartes Einbremsen aus Tempi jenseits von 250 km/h quittierte die am Testwagen eingebaute Karbon-Hochleistungsbremsanlage mit leichten Schüttelbewegungen, um nach Vernichten der überschüssigen kinetischen Energie spur treu und fast stoisch den eingeschlagenen Lenkwinkel auf die Fahrbahn zu malen. Immer wieder zeigen Tests, dass Karbon-Keramik-Scheiben nicht nur einen Gewichtsvorteil haben, sondern auch resistenter gegen das so genannte „Fading“ sind, als Stahlscheiben. Dieser Unterschied ist zwar für den Einsatz auf der Rennstrecke als relevant anzusehen, für den Alltagseinsatz dürfte er eine untergeordnete Rolle spielen. Ob dies auch beim fünfstelligen Preis der Verbundbremse der Fall ist, liegt im Ermessen des Kunden.
Coupé und Cabriolet werden mit einem Durchschnittsverbrauch von 11,3 Litern je 100 Kilometern angegeben. Wer nicht völlig spaßbefreit unterwegs sein will, sollte mit 13 Litern aufwärts rechnen. Das außergewöhnliche Erlebnis von Längs- und Querbeschleunigung, das der F-Type SVR bietet, ist diesen Einsatz allemal wert. (ampnet/afb)(Fotos: Jaguar/Axel F. Busse)
Daten Jaguar F-Type SVR Coupé
Länge x Breite x Höhe (m): 4,48 x 1,92 x 1,31
Radstand (m): 2,62
Motor: V8-Front-Kompressor-Motor, 5000 ccm Hubraum
Leistung: 423 kW / 575 PS bei 6500 U/min
Max. Drehmoment: 700 Nm bei 3500–5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 322 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,7 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 11,3 Liter
CO2-Emissionen: 269 g/km
Leergewicht / Zuladung: 1705 kg / 445 kg
Kofferraumvolumen: 408 Liter
Tankvolumen: 70 Liter
Grundpreis: 138 400 Euro