Audi A6 Avant e-Tron Performance Test
Wer den neuen Audi A6 Avant e-Tron Performance zum ersten Mal sieht, reibt sich verwundert die Augen. Mit klassischer Kombi-Optik hat dieses knapp fünf Meter lange Geschoss wenig gemein. Die flache, gestreckte Silhouette erinnert eher an ein Shooting Brake, die sanft abfallende Dachlinie mündet in ein coupéhaftes Heck.
Der Singleframe-Grill? Nur noch eine dezente Andeutung beim Audi A6 Avant e-Tron Performance Test Fahrzeug. Stattdessen dominieren schmale LED-Scheinwerfer mit digitalen Lichtsignaturen die nahezu geschlossene Front. Am Heck sorgt ein durchgehendes OLED-Leuchtenband für Aufsehen, das je nach Situation mit Warn- oder Begrüßungsanimationen aufwartet.
Versenkte Türgriffe, glatte Flächen und ein cW-Wert von 0,24 komplettieren das aerodynamische Konzept. Optionale Digital-Außenspiegel unterstreichen den futuristischen Anspruch.
Innenraum unseres Audi A6 Avant e-Tron Performance Test Fahrzeug
Das Cockpit präsentiert sich als typisches Audi-Erlebnis – materialreich, lichtstark, technisiert. Stoffbezogene Sportsitze mit Kunstleder-Details, textilverkleidete Türpaneele und gebürstetes Aluminium schaffen eine hochwertige Atmosphäre.
Das Curved-Panoramadisplay erstreckt sich über die gesamte Armaturentafel: 11,9 Zoll für die Instrumentenanzeige, 14,5 Zoll Touchscreen mittig, optional ein 10,9-Zoll-Beifahrerdisplay. Das Augmented-Reality-Head-up-Display projiziert Navigationshinweise direkt auf die Straße. Selbst das Panoramadach lässt sich per Flüssigkristalltechnik abdunkeln – eine Spielerei, die man sonst eher aus Luxuslimousinen kennt.
Beim Platzangebot zeigt sich der Avant großzügig. Dank eines Radstands von knapp drei Metern herrscht vorne wie hinten ausreichend Beinfreiheit. Der Kofferraum fasst zwischen 502 und 1.422 Liter, unter der Fronthaube verbirgt sich ein zusätzlicher 27-Liter-Frunk.
Die Sportsitze bieten guten Halt und Langstreckenkomfort. Allerdings offenbart sich im Fond eine Schwäche: Großgewachsene Mitfahrende sitzen mit angewinkelten Knien – die massive Batterie im Unterboden fordert ihren Tribut.
Ladetechnik: Schnell, aber nicht perfekt
Die neue Premium Platform Electric (PPE), gemeinsam mit Porsche entwickelt, ermöglicht ein 800-Volt-System mit theoretisch bis zu 270 kW Ladeleistung. Im Idealfall soll die Batterie von 10 auf 80 Prozent in 21 Minuten geladen sein.
In der Praxis erreichte der Testwagen diese Spitzenwerte nicht, blieb jedoch konstant zwischen 210 und 240 kW – ausreichend für eine Kaffeepause. Praktisch: Die zwei Ladeanschlüsse (CCS links, Typ 2 rechts) erleichtern das Rangieren an engen Ladesäulen.
Deutlich weniger überzeugend fällt die AC-Ladeleistung aus. Mit mageren 11 kW dauert eine vollständige Ladung über neun Stunden – in dieser Preisklasse eine Enttäuschung. Die Batterie bringt es auf 100 kWh brutto, 94,9 kWh netto.
Die WLTP-Normreichweite von bis zu 720 Kilometern bleibt Theorie. Realistisch sind etwa 500 Kilometer, da sich der Verbrauch bei mäßig-sportlicher Fahrweise um 25 kWh einpendelt. Wer zurückhaltend fährt, kommt mit 20 kWh aus – akzeptabel, aber nicht herausragend. Die Rekuperation leistet bis zu 220 kW und lässt sich über Lenkrad-Paddel stufenlos regeln.
Audi A6 Avant e-Tron Performance Test: Fahrdynamik überzeugt
Der Heckantrieb liefert 270 kW (367 PS) und 565 Nm Drehmoment. In 5,4 Sekunden erreicht der Stromer Tempo 100, bei 210 km/h greift die elektronische Abregelung. Die kraftvolle, aber nie ruppige Beschleunigung zeigt deutsche Ingenieurskunst von ihrer besten Seite.
Die optional verfügbare Luftfederung des Audi A6 Avant e-Tron Performance Test Fahrzeug verleiht dem 2,2 Tonnen schweren Avant eine erstaunliche Agilität. Bodenwellen werden souverän ausgeglichen, gleichzeitig bleibt das Fahrwerk straff genug für kurvige Landstraßen.
Im Dynamic-Modus entfaltet der Wagen seine sportliche Seite: präzise Lenkung, ein verspieltes, aber beherrschbares Heck. Der Balance-Modus verwandelt ihn in einen spurtreuen Langstrecken-Gleiter, mit dem Autobahnkilometer fast im Flug vergehen.
Assistenzsysteme nerven gelegentlich
Das Umfeld wird von zahlreichen Sensoren und Kameras überwacht, was Rangieren selbst in engen Tiefgaragen erleichtert. Allerdings reagiert der Spurassistent zu nervös, der Tempowarner meldet sich bereits bei geringfügigen Geschwindigkeitsüberschreitungen penetrant zu Wort. Immerhin lassen sich viele Systeme nach kurzer Eingewöhnung individuell anpassen oder deaktivieren.
Preis: Premium kostet – besonders bei Audi
Der Audi A6 Avant e-Tron Performance startet bei 77.200 Euro. Mit Extras wie Luftfahrwerk, digitalen Außenspiegeln, AR-Head-up-Display und Panorama-Glasdach überschreitet die Rechnung schnell die 90.000-Euro-Marke. Damit bewegt sich der Avant auf Augenhöhe mit BMW i5 und Mercedes EQE – bleibt aber ein kostspieliges Vergnügen.
Fazit: Elektromobilität als Weiterentwicklung
Der Audi A6 Avant e-Tron Performance demonstriert, wie sich Elektromobilität anfühlen sollte: kultiviert, kraftvoll, hochwertig – und so vertraut, dass der Umstieg vom Verbrenner kaum auffällt.
Er steht für das, was deutsche Hersteller lange versäumt haben: Elektromobilität nicht als radikalen Bruch, sondern als logische Weiterentwicklung zu begreifen. Wer ihn fährt, möchte nicht mehr aussteigen. Wer die Rechnung bezahlt, schluckt allerdings zweimal. (Fotos: Audi/aum/Frank Wald)
Technische Daten Audi A6 Avant e-Tron Performance Test Fahrzeug
Länge x Breite x Höhe | 4,93 x 1,92 x 1,53 m |
Radstand | 2,95 m |
Antrieb | Elektrisch, 270 kW (367 PS), Heckantrieb |
Max. Drehmoment | 565 Nm |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h | 5,4 Sekunden |
WLTP-Durchschnittsverbrauch | 17,0-14,8 kWh |
Batteriekapazität brutto/netto | 100 kWh / 94,9 kWh |
Reichweite (WLTP) | 628-720 km |
Max. Ladeleistung | 11 kW AC / 270 kW DC |
Leergewicht / Zuladung | 2.260 kg / 500 kg |
Kofferraumvolumen | 502-1.422 Liter + 27 Liter Frunk |
Anhängelast | 2.100 kg |
Preis | ab 77.200 Euro |