Lexus RX 450h L

Durchwachsener Eindruck: Lexus RX 450h L

So viel vorab: wenn ein SUV wie der Lexus RX 450h L Null Off Road Tauglichkeit hat und als Zugfahrzeug nicht funktioniert, weil der Hersteller dem Lexus RX 450h L für den Anhängerbetrieb weder eine Kugelkopfkupplung noch die Erlaubnis dazu anbietet, dafür aber in der Topversion knapp 80.000.-€ kostet, dann ist mir das – milde ausgedrückt – zu wenig Gegenwert fürs Geld!

Doch der Reihe nach. Oder wie Falco sagen würde: „Was kann er denn, was hat er denn, wer glaubt er, dass er is‘?“

Der Lexus RX 450h L ist das erste SUV mit sieben Sitzplätzen von Lexus in Deutschland, er hat eine um elf Zentimeter verlängerte Karosserie, die sich nun exakt auf fünf Meter streckt und zwei zusätzliche Sitzplätze in der dritten Reihe hat.

Kostenpunkt: mindestens 67 000 Euro. Das sind rund 8000 Euro mehr, als für die kürzere Variante zu bezahlen sind.

Das Spitzenmodell der gestreckten Version in der Ausstattungsstufe Luxury Line kommt auf 79 800 Euro, alle RX L haben einen Hybridantrieb mit einer Systemleistung von 313 PS (230 kW) und Allradantrieb, den ein eigener Elektromotor für die Hinterachse bei Bedarf realisiert.

Nun sind fünf Meter Länge zwar durchaus Gardemaß, doch bleibt das Platzangebot in der dritten Reihe mit ihren beiden getrennt aufklappbaren Sitzen eingeschränkt.

Wenig Fußraum und vor allem der hohe Fahrzeugboden machen die Personenbeförderung im Heck des Lexus RX 450h L für Erwachsene nur auf der wirklich kurzen Strecke akzeptabel, Kindern und Jugendlichen gefällt die Mitfahrt auf der letzten Bank, wo sich ja schon in der Schulzeit die besonders coolen Kerle wohl fühlen, wahrscheinlich eher.

Der Einstieg nach hinten ist einfach, denn die Außensitze der zweiten Reihe lassen sich elektrisch nach vorne bewegen, insgesamt um 15 Zentimeter in Längsrichtung verschieben.

Lexus RX 450h L InnenraumDie Sitzlehnen klappen obendrein auf Tastendruck fast von alleine um, was auch der Vergrößerung des Kofferraums dient.

Der bietet wenigstens 176 Liter bis zur Gepäckabdeckung, wenn alle sieben Sitze gebraucht werden und lässt sich bei dachhoher Beladung auf 1656 Liter vergrößern, wenn nur Fahrer und Beifahrer an Bord sind.

Eine elektrisch öffnende Heckklappe gehört im Premiumsegment einfach dazu, ihre sensorgesteuerte Bedienung mit einem Fingertipp aufs Markenlogo erlaubt elegantere Bewegungsabläufe als das ungelenke Beinschlenkern unterm Wagenheck.

Das Hybridsystem des langen Lexus ist identisch mit dem seines kürzeren Bruders. Zwei Elektromotoren, einer mit 167 PS (123 kW) vorn und einer mit 68 PS (50 kW) hinten sowie 335 Newtonmeter und 139 Newtonmeter Drehmoment, unterstützen den 3,5-Liter-V6-Benziner tatendurstig. Sie helfen dem RX-Hybrid beim flinken Zwischenspurt auf die Sprünge und greifen ein, wenn Hilfe beim Konsumverzicht oder im Fall mangelnder Traktion gefordert wird.

Die Eigenschaft der E-Maschinen, bereits aus dem Stand heraus ihr volles Drehmoment zu entwickeln, macht das Lexus-SUV trotz seines opulenten Leergewichts von wenigstens 2205 Kilogramm hinreichend agil und spritzig. Das ist vor allem deshalb begrüßenswert, da der V6 als Saugmotor ohne Aufladung und Direkteinspritzung arbeitet und seine maximale Durchzugskraft in Höhe von 335 Nm erst bei 4600 Umdrehungen in der Minute erreicht.

Für die Energieversorgung der Elektromotoren ist ein Nickel-Metallhydrid-Akku zuständig, der aus 240 Einzelzellen eine Spannung von 288 Volt generiert, die von der Leistungselektronik auf 680 Volt angehoben wird. Geladen wird die Batterie unterwegs vom Generator des Verbrennungsmotors oder durch die Umpolung der elektrischen Antriebsmotoren im Schubbetrieb.

Die Systemleistung von 313 PS reicht für eine Sprintzeit von 0 auf 100 km/h in acht Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 180 km/h limitiert, den Durchschnittsverbrauch gibt Lexus mit sechs Litern Benzin auf 100 Kilometer an.

Im realen Betrieb werden daraus schnell acht Liter und – je nach Fahrweise – mehr.

In der Stadt kann der RX 450h L kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen. Die „EV-Taste“ auf der Mittelkonsole gibt dem E-Antrieb den Vorzug.

Allerdings reicht der wirklich nur für aller kürzeste Distanzen von wenigen Kilometer, spätestens dann, wenn das Einfädeln in fließenden Verkehr auf einer Beschleunigungsspur mehr Leistungseinsatz verlangt, springt der Benzinmotor wieder an, weil die Energiereserven der Batterie nicht mehr genügen. 65 Liter Benzin sind im Tank untergebracht, das genügt für praxisnahe Distanzen und Fahrzeiten.

Die Bedienung des Hybrids erfordert Konzentration. Zwar sind die meisten Funktionen selbsterklärend und lassen sich nach kurzer Eingewöhnung mühelos kontrollieren, doch ist die Zahl der Schalter und Tasten nicht eben klein.

Auch der über einen verschiebbaren Controller gesteuerte Cursor auf dem zentralen Farbmonitor findet nicht immer auf Anhieb die gewünschte Position und schießt gerne über Ziel hinaus. Voller Verwöhnaroma sind dagegen die Federung und die Bremsen, beide Systeme versehen unaufgeregt und sanft ihre Aufgaben, ohne vorschnell an Grenzen zu stoßen.

Vergleichsweise schwergängig ist die elektrisch unterstützte Lenkung, ohne jedoch passable Rückmeldungen von Fahrbahnbeschaffenheit und Traktionszustand zu liefern. Der RX-Chauffeur erlebt bisweilen einen vom Fahrzeug deutlich entkoppelten Zustand.

Dennoch sind Komfort und Qualität gewiss die tragenden Argumente, die einen Käufer des Lexus-SUV-Hybrids überzeugen können. Die Verarbeitung ist nahezu perfekt, die Materialwahl überzeugend und das Ausstattungsvolumen beeindruckend.

Verkehrszeichenerkennung etwa, Fernlicht-Assistent, Spurhaltewächter und Pre-Crash-Safety gehören bei allen Ausstattungsversionen dazu. Leichtmetallräder gibt es sowieso, den Fahrmodusregler und das Audiosystem auch. Selbst elektrisch verstellbare Sitze finden sich schon im Basismodell.

All dies sind Posten, die bei Audi, BMW oder Mercedes für teures Geld extra geordert werden müssen. Daher erwartet Lexus im Modellmix auch einen entsprechend hohen Anteil von höherwertigen Ausstattungen.

Lediglich fünf Prozent der Kunden würden sich für das Grundmodell entscheiden, so die Prognose. 60 Prozent wählen die Luxury Line, 35 Prozent die Executive-Ausführung. An der RX-Modellreihe soll der lange RX etwa 20 Prozent Anteil haben und so das Absatzvolumen der Baureihe beträchtlich erhöhen.

Aufgrund der eingangs erwähnten – nicht vorhandenen SUV Tugenden – wie wenigstens minimale Off Road Tauglichkeit und fehlendem zumindest optionalem Anhängerbetrieb in Verbindung mit diesem hohen Preis, macht mir der Lexus RX 450h L einen eher durchwachsenen Eindruck. (we/ampnet/mk)(Fotos: Lexus)

Daten Test Lexus RX 450h L

Länge x Breite x Höhe (m): 5,00 x 1,90 x 1,70
Radstand (m): 2,79
Motor: V6-Benziner, 3456 ccm
Leistung: 193 kW / 262 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 335 Nm bei 4600 U/min
Elektromotor: 123 kW / 167 PS vorn, 50 kW / 68 PS hinten
Max. Drehmoment: 335 Nm vorn, 139 Nm hinten
Systemleistung: 230 kW / 313 PS
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 6,0 Liter
CO2-Emissionen: 138 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: 2205 kg / 635 kg
Kofferraumvolumen: 176–1656 Liter
Böschungswinkel vorne / hinten: 16,3 Grad / 22 Grad
Bodenfreiheit: 200 mm
Max. Anhängelast: keine
Wendekreis: 11,8 m
Bereifung: 225/65 R18
Luftwiderstandsbeiwert: 0,33
Preis: 67 000 Euro

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