Unser Genesis GV60 Sport Plus AWD Test Fahrzeug hat es in sich. Und ob kamerabasierte Rückspiegel (noch) Spielerei oder (bereits) Stand der Technik sind, sei dahingestellt. Nachts auf der Autobahn ist ihnen der analoge Rückspiegel in diesem Fall jedenfalls klar überlegen.
Und während das Blickfeld auf der Beifahrerseite so in Ordnung geht, ist der Winkel des Displays auf der Fahrerseite aus unserer Sicht zu spitz, so dass der Kopf weiter als nötig gedreht werden muss. Wer den Blinker setzt bekommt – je nach Fahrtrichtungsanzeige – entweder im linken oder rechten digitalen Rundinstrument einen entsprechenden zusätzlichen Weitwinkelblick auf das seitliche Umfeld. Dass auch eine Frontkamera Bilder liefert, erübrigt sich da schon zu erwähnen.
Das Menü des Infotainmentsystems bietet ebenfalls allerlei für den Spieltrieb: Sei es, dass der Sound eines Verbrennungsmotors eingestellt werden kann, sei es, dass das Radio statt Nachrichten oder Musik atmosphärische Geräusche wie das Knistern eines Kaminfeuers oder Fußstapfen im Schnee und mehr erklingen lassen kann. Wer’s braucht…
Und wie steht es um die nackten Fakten? Der Genesis GV60 zeigt auch hier den meisten Konkurrenten das Heck. Hier wird nicht bei 180 km/h abgeregelt, nein, auch nicht bei 200. Der flotte Stromer darf sich bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h ungehindert austoben. Da ist der serienmäßige Allradantrieb eine willkommene Zugabe.
Unter das Kapitel Spielerei darf auch der eingangs erwähnte Drehknopf für die Fahrprogramme fallen. Der Einsteller taucht erst auf, nachdem sich die beleuchtete „Kristall“-Halbkugel einmal vertikal um 180 Grad nach unten gedreht hat.
Oder die Seitenwangen des Fahrersitzes: Wird die Sportstufe aktiviert, blasen sie sich auf und nehmen den Oberkörper in die Zange. Oder der Boost-Knopf am Lenkrad, der den ohnehin schon – selbst im Eco-Mode – nicht schwachen GV60 noch einmal förmlich nach vorn katapultiert. Als Gimmick obendrauf gibt es noch einen Drift-Modus.
So flott er auf der Straße ist, so flott lädt er auch. Vorausgesetzt die Zapfstelle des Stromanbieters spielt mit, zieht der Genesis im Idealfall dank 800-Volt-Technik nach Herstellerangaben an einer 350-kW-Schnellladestation in nicht einmal 20 Minuten genug Energie, um den Akku von zehn auf 80 Prozent zu bringen.
Der Verbrauch geht mit um die 21 Kilowattstunden je 100 Kilometer absolut in Ordnung. Bei zu 70 Prozent geladener Batterie gab der Bordcomputer eine Restreichweite von 220 Kilometern an. Die Rekuperationsstärke lässt sich in vier Stufen bis hin zum i-Pedal einstellen, wobei es sich hinter dem Lenkrad im ersten Monat beim Wechsel der Intensität allerdings so anfühlt, als ob der Wagen plötzlich gegen einen stärkeren oder eben geringeren Widerstand anfahre.
Lob verdient der weit gefasste Erfassungsbereich Winkel des Querverkehrswarners, der zudem auch noch durch Vibrationen im Lenkrad auf sich aufmerksam macht. Mit dem auch in Kurven Spur haltenden Autobahnassistenten und der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage mit Wiederanfahrfunktion ist der GV60 auch ansonsten natürlich auf der Höhe der Zeit.
Keine Frage, mit dem GV60 ist Genesis ein in vielfacher Hinsicht bemerkenswerter Einstieg in die verbrennerfreie Elektromobiliät gelungen. Das hat seinen Preis: Der Testwagen brachte es auf 84.730 Euro. Da kann ein Bentley bei Weitem nicht mithalten. (we/Jens Riedel/cen)(Foto: Autoren-Union Mobilität/Genesis)
Daten Genesis GV60 Sport Plus AWD Test Fahrzeug
Länge x Breite x Höhe (m): 4,51 x 1,89 x 1,58
Radstand (m): 2,90
Antrieb: 2 Elektromotoren, Allradantrieb, Automatik
Leistung: 360 kW / 490 PS
Max. Drehmoment: 700 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,0 Sek.
Elektr. Reichweite: 466 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 19,1 kWh
Effizienzklasse: A+
CO2-Emissionen: 0 g/km (WLTP)
Leergewicht (EU)/ Zuladung: min. 2220 kg / max. 420 kg
Preis: 71.010 Euro
Testwagenpreis: 84.730 Euro