Cupra positioniert sich mehr und mehr als eine besonders innovative und erfolgreiche Marke im Volkswagen-Konzern. Auf der IAA 2021 in München war das Showcar Urban Rebel Racing Concept nicht mehr als ein außergewöhnlicher Blickfang.
Jetzt, ein Jahr später, hält der Wagen im Härtetest auf der Rennstrecke bereits extremste Belastungen aus. Wir waren selbst am Steuer und haben später auf dem Beifahrersitz nachdrücklich erfahren, zu welcher Leistung der Wagen in der Lage ist.
Nein, mit der Straßenversion des für 2025 angekündigten Cupra Urban Rebel hat der Renner nichts gemeinsam. Statt der angekündigten 172 kW (234 PS) für die Serie mit Frontantrieb leistet der über beide Achsen angetriebene Sportler 250 kW (340 PS) Dauerleistung und bis zu 320 kW (430 PS) in der Spitze.
In nur 3,2 Sekunden erfolgt der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100. In der Spitze sind 170 km/h möglich. Mit einer Gesamtlänge von 4,25 Metern, einer Breite von 1,98 Metern und einer Höhe von 1,46 Metern ist das Racing Concept 24 Zentimeter länger, dafür aber zwölf Zentimeter flacher als die geplante Serienvariante.
Als Basis für den 1230 Kilogramm leichten Racing Concept haben die Techniker die RX2-Plattform genommen, auf der auch die Fahrzeuge der elektrischen Rallye-Cross-Serie stehen. Die Akkus mit einer Gesamtkapazität von gerade einmal 30 kWh sind unter der Mittelkonsole und quer hinter den beiden Sitzen untergebracht. Adrien Tambay, aktueller ETCR-Weltmeister im Cupra E-Racer, sieht darin eine ideale Gewichtsverteilung.
Wie gut die ist, konnten wir zumindest ansatzweise selbst am Steuer auf einem Teilbereich der Rally-Cross-Strecke des Circuit de Barcelona-Catalunya erfahren. Unter Flutlicht ging es zunächst über das mit einer Schikane gespickten Asphaltband, dann in einer 180-Grad-Kehre auf unbefestigtes Gelände mit einer langgezogenen Rechtskurve. Schon hier zeigt sich die wahre Qualität des Racing Concept.
Klasse, wie der Kraftzwerg in der Hand liegt, im leichten Drift in der Richtung bleibt. Nach einem kurzen Linksschwenk dann die Anfahrt zum Sprung. Es geht mit möglichst hohem Tempo die kurze Erhebung hinauf – um dann mit einem Loch im Magen und einem kurzen Flug wieder aufzusetzen und den Wagen erneut im leichten Drift nach rechts in den Wartebereich zu steuern.
Das alles gelingt in der zweiten Runde schon deutlich besser und flotter. Doch wirklich schnell wird es dann mit Adrien am Steuer. Der Profi brettert mit dem Wagen schon auf dem Asphalt los, als gäbe es kein Morgen mehr.
Die Schikane scheint nicht zu existieren, so schnell sind wir durch. Vor der 180-Grad-Kehre reißt Adrien an der Handbremse und lenkt ein, der Wagen dreht sich so, dass wir schon Mitte der Kurve wieder in der neuen Fahrtrichtung sind. Durchs Gelände fegt der Urban Rebel mit brachialer Gewalt, ehe wir auf den Sprung zurasen – und recht weit fliegen. Umso heftiger ist der Aufprall und der direkt folgende Richtungswechsel im Drift, um nicht von der Strecke abzukommen.
Adrien und Cupra-Teamkollege Jordi Gené sind überaus zufrieden mit dem, was das Racing Concept leistet. Zwangsläufig stellt sich danach die Frage, ob in Zukunft ein Einsatz des Autos bei der E-Rallye-Cross-Serie geplant ist.
Werner Tietz, Forschungs- und Entwicklungsvorstand bei Seat und damit auch Cupra, hält sich da noch bedeckt. „Es gibt mehrere Formate, um im elektrischen Motorsport aktiv zu sein. Wir sind derzeit in der ETCR und bei der Extreme-e dabei. Wir werden Mitte Dezember entscheiden, was in Zukunft für uns interessant ist.“
Doch erste Hinweise darauf, wohin der Weg möglicherweise gehen könnte, gibt es schon. In der aktuellen Version des Rennspiels Forza Horizon 5 können Fans ihr Geschick und ihre Rennkünste im vollelektrischen Cupra Tavascan XE testen. Und Anfang Dezember steht für das Spiel auch der Urban Rebel Racing zur Verfügung.
Deutlicher wird Tietz hingegen im Hinblick auf den Urban Rebel, der 2025 auf den Mark kommen wird. „Der Wagen, über dessen endgültigen Namen wir noch diskutieren, wird je nach Akkukapazität eine Reichweite zwischen mindestens 300 und maximal 440 Kilometern haben.
Die Batterie wird in weniger als 20 Minuten von zehn auf 80 Prozent zu laden sein. Das Kofferraumvolumen von 410 Litern sowie das aufgrund des Radstands von 2,60 Metern gute Platzangebot für die Passagiere betont die Alltagstauglichkeit und den hohen Nutzwert des Urban Rebel“, so der Entwicklungsvorstand.
Einen Frunk jedoch werde es nicht geben. Und auch zum Preis macht Tietz eine Aussage. „Unser Auto wird etwas teurer sein als das vergleichbare Modell von Volkswagen.“ Für den Trinity hatte VW-Markenvorstand Thomas Schäfer einen Wert von deutlich weniger als 25.000 Euro genannt. (we/Wolfgang Schäffer/cen)(Fotos: Autoren-Union Mobilität/Seat)