Der Lamborghini Urus SE ist ein Plug-in-Hybrid. Das nach dem Ur-Rind benannte Sport-SUV trägt praktisch zwei Herzen in der Brust: Einen Elektro- und einen Verbrennungsmotor und soll so 80 Prozent weniger CO2 emittieren.
Der Antrieb des Urus SE leistet 800 PS (588 kW), 130 PS mehr als das bisherige Spitzenmodell „Perfomante“, bei nur noch 20 Prozent des Verbrauchs. Ob sich das im Alltag realisieren lässt, hängt stark vom Fahrer ab: Lädt er die Lithiumionen-Batterie möglichst oft an der Steckdose und gönnt sich nur ab und zu den Sound des V8-Motors, kann das gelingen.
60 Kilometer fährt der Urus SE rein elektrisch. Der Preis steht noch nicht fest, dürfte aber deutlich über 200.000 Euro liegen.
Mit rund zweieinhalb Tonnen ist er nicht unbedingt leicht, soll sich aber möglichst leichtfüßig fahren. Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann: „Beim Beschleunigen aus der Kurve fühlen sich unsere Autos sehr leichtfüßig an, und das bleibt auch beim Urus SE so. Das erreichen wir unter anderem mit Hinterradlenkung und Software.“
Und jeder Menge Drehmoment: 950 Newtonmeter sind es beim Urus SE. Lamborghini hat sich vorgenommen, den CO2-Ausstoß der Neuwagen bis 2025 um 50 Prozent zu reduzieren. Danach geht es weiter: Der Nachfolger des Urus-Baureihe soll ab 2029 vollelektrisch unterwegs sein, ebenso das vergangenes Jahr vorgestellt 2+2-Coupé, der Lanzador, der 2028 kommt. 80 Prozent weniger CO2 bei den Neuwagen will die Marke dann 2030 erreichen.
Um die letzten 20 Prozent zu eliminieren, müssten auch die Sportwagen wie der Zehnzylinder-Huracán vollständig elektrifiziert werden. Technisch wäre das machbar, aber was sagen die Fans der Marke dazu? „Es ist schwer zu sagen, wie unsere Kunden in fünf oder zehn Jahren reagieren. In meinen Augen ist es möglich“, sagt der Lamborghini-Chef. Bisher gehört der Motorsound der Acht-, Zehn- und Zwölfzylinder zum Markenkern der Autos aus Sant’Agata Bolognese. Aber das könnte sich ändern: „Die junge Generation achtet mehr auf die Umwelt als unsere Generation das getan hat.“
Winkelmann hat sich vorgenommen, auch seine Elektroautos mit Emotion aufzuladen. Möglicherweise ändert sich aber vorher die Gesetzgebung, die neue Verbrenner in der EU ab 2035 praktisch verbietet. „Wer weiß, was nach der Europawahl passiert“, so Winkelmann. Er lässt zwar keinen Zweifel daran, dass auch Lamborghini künftig klimaneutral betrieben werden müssen. Aber wie das geschieht, da gibt es verschiedene Wege.
Zum Beispiel mit klimaneutralen Kraftstoffen: „Mit synthetischem Benzin wollen wir die Hybridisierung möglichst lange am Leben erhalten. Damit würde man nach 2035 auch dazu beitragen, die vielen Verbrennern auf der Welt klimaneutral zur betreiben.“
Was Hybridisierung bedeuten kann, zeigt Lamborghini mit dem Sportwagen Revuelto. Der 6,5-Liter-V12-Saugmotor wird von drei Elektromotoren unterstützt. Gemeinsam leisten sie Über 1000 PS (736 kW) und beschleunigen den Wagen in 2,5 Sekunden auf 100.
Mit synthetischen Kraftstoffen wäre dieses Vergnügen klimaneutral möglich. Doch deren Einsatz wird derzeit durch die EU-Gesetzgebung erschwert. „Lamborghini verkauft Träume und keine Mobilität“, betont Stephan Winkelmann. Wie diese Träume ohne CO2 möglich aussehen können, da schlagen auch bei ihm zwei Herzen in der Brust. (we/cen)(Fotos: aum/Lamborghini)