Neuvorstellung Renault Twingo


Renault Twingo. Foto: autodino/Auto-Reporter/Renault

Neuvorstellung Renault Twingo: Dynamisch, praktisch, gut

Eingefleischte Twingo-Fans werden es Renaults Design-Chef Patrick LeQuément nur nach heftigem Schlucken verzeihen: Die Neuauflage des französischen Minis, der in den letzten 14 Jahren immerhin 2,4 Millionen vornehmlich weibliche Käufer fand, sieht längst nicht mehr so knuffig wie sein Vorgänger aus.

Und vor allem: Es fehlen ihm die Kulleraugen, die den Kleinen im Straßenbild so unverwechselbar machten. Stattdessen prägen jetzt das Gesicht des um 17 Zentimeter auf 3,60 Meter gewachsenen Twingo II der sehr prominent platzierte Renault-Rhombus, große Klarglas-Scheinwerfer unter tropfenförmigen Deckgläsern und ein großer Lufteinlass in der Frontschürze. Das sieht nicht schlecht aus, verleiht der Front, die sich ohne Kühlergrill zudem im neuen Renault-Markengesicht präsentiert, sogar mehr Dynamik. Und auch wenn dadurch die sehr eigenständige Optik der Vergangenheit angehört, die zweite Karriere des ab September mit einem Basispreis von 9250 Euro bei uns in Deutschland erhältlichen Twingo sollte dadurch nicht gefährdet sein. Zumal er trotz mehr Sicherheits- und Komfort-Ausstattung in etwa zum gleichen Preis angeboten wird.


Renault Twingo. Foto: autodino/Auto-Reporter/Renault

Ansonsten hat der nach wie vor nur als Dreitürer angebotene Twingo nämlich in allen Belangen zugelegt. Ein Teil seines Längenzuwachses wurde zwar für einen optimierten Fußgängerschutz im Frontbereich abgezweigt, doch profitierte auch der Innenraum davon. In Kombination mit dem für dieses Segment langen Radstand von 2,36 Meter verfügen nun auch größer gewachsene Mitmenschen über genügend Kopf- und Beinfreiheit. Noch besser ist dran, wer sich statt der durchgängigen Rücksitzbank (Authentique, Dynamique, GT) eine Ausstattung mit zwei bis zu 23 Zentimeter in der Längsrichtung verschiebbaren Rücksitzen (beim Expression und Initiale serienmäßig) ordert. Denn dann sitzen die Mitfahrer nicht nur noch bequemer, sondern auch die Ladekapazität kann von 230 auf 285 Liter erweitert werden. Bei umgeklappter Bank bzw. Sitzen lässt sich der durch die 1,18 Meter breite Hintertür sehr leicht zu beladene Gepäckraum auf 951 bzw. 959 Liter erhöhen.


Renault Twingo. Foto: autodino/Auto-Reporter/Renault

Das Armaturenbrett ist klar strukturiert und ohne Verspieltheiten. Die wichtigsten Instrumente hat der Fahrer gut im Blick und die Bedienung ist weitestgehend selbsterklärend. In puncto Multimedia der Audio-Connection-Box allerdings nur, wenn man sich bereits mit iPod, MP3-Player, USB-Stick und einigem mehr auskennt. Die Sitze sind straff gepolstert und geben vernünftigen Seitenhalt. Die verwendeten, gut verarbeiteten Materialien sind je nach Variante durchaus wertig, wobei das Hartplastik bei der Basis-Linie Authenthique zwangläufig häufiger vorkommt als bei der Spitzen-Ausstattung Initiale.

Für den Vortrieb sorgen von Verkaufsbeginn an drei 1,2-Liter-Benziner und eine weitere Premiere erstmals ein Selbstzünder, die übrigens alle nicht mehr als 140 Gramm Kohlendioxyd pro Kilometer ausstoßen. Der Basismotor leistet 60 PS / 43 kW und soll lediglich 5,6 Liter Benzin benötigen. Renault Deutschland sieht jedoch in der 75 PS / 56 kW -16 Ventil-Version das Volumenmodell, was ab 10 700 Euro zu haben sein wird. Das dritte Triebwerk, der TCE mit 100 PS / 74 kW, ist dem Twingo GT (ab 12 400 Euro) vorbehalten. Der Turbomotor bietet ein maximales Drehmoment von 145 Newtonmeter bei 3000 Umdrehungen und konsumiert dennoch nur 5,9 Liter. Ein erfolgreiches Downsizing, an dem sich die Franzosen ja bereits sein einiger Zeit erfolgreich erproben. Das 1,5-Liter-Turbodiesel-Aggregat schließlich verfügt über 64 PS / 47 kW bei einem maximalen Drehmoment von 160 Nm bei 1900 Umdrehungen. Ein Verbrauch von 4,3 Litern bedeuten gleichzeitig 113 g/km CO2, womit der 1,5 dCi neuer Spitzenreiter in der internen Renault-Rangliste ist, aber dennoch zwei Nachteile aufweist. Zum einen liegt der Einstiegspreis bei 11 900 Euro und zum anderen verfügt er über keinen Partikelfilter. Und der wird vor Einführung der Euro-Norm 5 auch nicht kommen. Dieses „Problem“ ist in den anderen Hauptmärkten wie Frankreich, Italien und neuerdings auch Großbritannien eben kein Problem.

Bei ersten Testfahrten, bei denen allerdings nur der Diesel- und der TCE-Motor zur Verfügung standen, zeigte sich, dass auch die Fahrwerks-Techniker ihre Schulaufgaben gemacht haben. Sie adaptierten das Fahrwerk vom Clio und legten es mit einer etwas anders ausgelegten McPherson-Vorderachse mit unteren Dreieckslenkern sowie einer H-förmigen Verbundlenker-Hinterachse mit Schraubenfedern und separaten Dämpfern komfortabel aus, ohne die Agilität zu vergessen. In Verbindung mit einem gut abgestuften Fünfgang-Getriebe und der geschwindigkeitsabhängigen elektrischen Servolenkung ließ sich so der Selbstzünder nicht nur flott auf der Autobahn, sondern auch zügig durch Kurven bewegen, wobei die Seitenneigung minimal ist. Einen „Lebensretter“ in Form von ESP besitzt der Twingo allerdings leider nicht. Ab nächstem Jahr soll er dann optional erhältlich sein.

Für noch mehr Fahrspaß sorgte natürlich die GT-Version, die manchem durch eine straffere Feder- und Dämpferabstimmung vielleicht zu hart ist. Das ist allerdings von Renault auch gewollt, da mit dem GT zusammen mit dem Dynamique unterscheidet er sich von den anderen Varianten noch durch unterschiedlich gestaltete Stoßfänger und Kühllufteinlässe – die Zielgruppe erreichen möchte, die sich für den ersten Twingo nicht so richtig erwärmen konnte. Diejenigen Autofahrer eben, die nicht so sehr auf Praktikabilität, sondern auch auf Dynamik setzen. Ob die jetzigen, vorsichtigen Unterschiede bereits dafür ausreichen, werden die kommenden Monate zeigen. Auf jeden Fall hat Renault schon mal angekündigt, dass es bald zusätzlich einen Twingo Sport geben wird. (ar/hhg)Von Hans H. Grassmann (autodino/autoreporter)

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