Vorstellung Peugeot 308: Den Golf im Visier


Peugeot 308. Foto: Auto-Reporter/Peugeot

Vorstellung Peugeot 308: Den Golf im Visier

Der neue Peugeot-Chef Christian Streif lässt keinen Zweifel an seinem Ziel, die Löwenmarke neu auszurichten. Gutes Fahrverhalten, guter Kraftstoffverbrauch und besonders gute Qualität stehen jetzt oben auf der Prioritätenliste. Deswegen musste sich der neue Peugeot 308 schon vor dem Produktstart mit den besten messen. Viele tausend Testkilometer auf deutschen Straßen und viel Diskussionen mit deutschen Autokäufern hat er bis heute schon überstehen müssen. Und der Preis ist auch kein Friedenangebot des Herrn Streif: 14 850 Euro für das Basismodell. Der billigste Golf kostet mit weniger Ausstattung schon 16 300 Euro.

Seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit wird der 308 in Deutschland erleben und nicht daheim in La France. Das Unternehmen möchte den Rückenwind der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt nutzen und präsentiert ihn am 15. September 2007. Ziel aller Bemühungen ist es – wie schon so oft in den vergangenen Jahrzehnten – mit dem Golf mithalten zu können, wenn schon nicht bei den Verkaufszahlen, so doch zumindest bei Technik und Komfort, Nachhaltigkeit und Qualität.

Peugeot 308. Foto: Auto-Reporter/Peugeot

So viel können wir nach unseren ersten Runden durch die Straßen des Elsaß heute schon sagen: Der 308 hat sich dem Golf technisch und bei der Qualität stark angenähert. Bei der Optik überragt er den Markführer nicht nur in der Länge des vorderen Überhangs. Peugeot setzt gegen das norddeutsch zurückhaltende Design ein Kontrastprogamm. Das riesige Löwenmaul des 308, seine langen Katzenaugen-Scheinwerfer in der flachen Motorhaube, seine Van-artige Form mit flacher Windschutzscheibe und einigen Sicken, die Dynamik symbolisieren sollen, bieten Stoff für Diskussionen und eine so große Distanz zum Golf, dass vielen das als Kaufreiz schon reichen mag.

Peugeot 308. Foto: Auto-Reporter/Peugeot

Innen geht es weniger kontrovers als harmonisch zu. Dort herrscht eher die sportliche Eleganz mit weichen Formen, sanften Übergängen vor mit klassischen Rundinstrumenten im Blickfeld des Fahrers. Der Rest der Bedien- und Anzeigeelemente steckt in der Mittelkonsole, über der der Bildschirm des Bordcomputer nach oben ausfährt. Die Bedienung gibt insgesamt keine Rätsel auf. Bei der Fahrt wird sie aber bei Radio und Navigation wegen der kleinen und eng zusammenliegenden Tasten nicht gerade erleichtert.

Auffällig im Innenraum ist das überall spür- und sichtbare Bemühen um gute Materialien, deren gute Gestaltung und die Verarbeitungsqualität. Nicht, dass es beim Vorgänger 307, der übrigens noch in China und in Südamerika weiter produziert werden wird, auffällig schlecht gewesen wäre. Aber die Verbesserung ist sichtbar. Schon bei der einfachsten der fünf Ausstattungsvarianten (Filou, Tendance, Sport, Sport Plus und Platinum) geht es nicht etwa unelegant oder gar ärmlich zu. Die Ausstattung des Filou kann sich sehen lassen, in Richtung Augenschmaus verändert sich das Erlebnis allerdings mit der Volllederausstattung im Platinum. Da beginnen die Preise allerdings erst bei rund 25 000 Euro.

Beim Fahrverhalten sieht man sich bei Peugeot auf den Spuren eines aktuellen Audi. Sportlich will man daherkommen, aber nicht etwa hart oder unkomfortabel. Das gelingt. Die Lenkung arbeitet präzis und nach Art der Kompaktklasse recht direkt. Die im Vergleich zum Vorgänger breitere Spur verschafft dem 308 auch in Kurven mehr Gelassenheit. Bei Geradeauslauf, Abroll- und Windgeräuschen gibt es nichts zu meckern.


Peugeot 308. Foto: Auto-Reporter/Peugeot

Alles in Ordnung. Nur beim Kraftstoffverbrauch zeichnen sich Fragezeichen ab. Fakt ist: BMW kann es beim Mini Cooper Clubman besser, obwohl der Motor gemeinsam entwickelt wurde: Der Mini Cooper Clubman mit dem 1,6 Liter Vierzylinder mit 88 kW / 120 PS wird mit einem Verbrauch von 5,5 Litern pro 100 km und einem Kohlendioxidausstoß von 132 Gramm pro Kilometer angegeben. Beim Peugeot mit dem 1,6 VTi-Motor vom selben Band liegt der Durchschnittsverbrauch um 1,2 Liter oder 20 Prozent und der CO2- Ausstoß um 27 g/km höher. Wie das?

Natürlich wirkt sich das um 200 Kilogramm höhere Leergewicht des 308 (1352 kg) ebenso aus wie das insgesamt aerodynamisch ungünstigere Konzept eines hoch bauenden Fahrzeugs. Es liegt sicher aber auch an der Entscheidung, den 308 zunächst nur mit einer Fünf-Gang-Handschaltung auszustatten und auf die beim Mini eingebaute Start-Stopp-Automatik zu verzichten. Aber das alles zusammen bringt kein Fünftel Mehrverbrauch. Da müssen sich noch weitere Optimierungsspielräume verstecken. Das Automatikgetriebe, das zum Ende des Jahres lieferbar sein soll, hebt den Verbrauch im Schnitt noch einmal um 0,6 Liter pro 100 km an.

Wenn die Palette der Motoren erst einmal komplett ist, sollen drei Benziner und drei Diesel zur Wahl stehen. Unterhalb des 1,6 Liter VTi wird es einen 1,4 Liter Benziner mit 70 kW / 95 PS und darüber den 1,6 Liter THP mit 110 kW / 150 PS geben. Der bietet das für einen Benziner dieser Klasse ungewöhnlich hohe Drehmoment von 240 Newtonmeter (Nm) schon ab 1400 Umdrehungen pro Minute. Bei den Diesel werden der 1,6 Liter HDi in zwei Leistungsstufen (66 kW / 90 PS und 80 / KW / 109 PS) und ein Zwei-Liter mit 100 kW /136 PS angeboten werden.

Bei unseren Touren im Elsaß empfanden wir den stärkeren 1,6-Liter-HDi im 308 als ein gelungenes Paket für den Alltag. Der 150-PS-Benziner mit seiner Beschleunigung in 8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von 213 km/h bringt sicher mehr Fahrspaß. Aber den bezahlt man mit einem Mehrverbrauch von 2,4 Litern pro 100 km oder doppelt so viel Euro pro Kilometer.

Allen Bemühungen um die Herz und Verstand der deutschen Autokäufer zum Trotz, blieb Peugeot auch angesichts des deutlich aufgewerteten 307-Nachfolgers 308 realistisch. Den Golf kann man auch mit diesem Design und guten Preisen in Deutschland nicht von seinem ersten Platz in der Zulassungsstatistik der Kompaktklasse vertreiben. Aber 4000 Autos wollen die Franzosen hierzulande nach der IAA schon noch verkaufen. (ar/Sm)

Daten: Peugeot 308 1,6 HDi
Länge x Breite x Höhe: 4,28 m x 2,04 m (inkl. Spiegel) x 1,50 m
Leergewicht, Zuladung: 1387 kg – 1397 kg; 405 kg bis 407 kg
Motor (Bauart, Hubraum): 1,6 l Vierzylinder-Diesel mit Rußfilter (FAP)
Max. Leistung: 80 kW / 109 PS
Max. Drehmoment: 240 Nm (Overboost 260 Nm) bei 1750 U/min
Verbrauch NEFZ im Mittel: 4,7 Liter
CO2-Emission: 125 g/km
Beschleunigung 0 auf 100 km/h:11,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 181 km/h
Kofferraum: 348 bis 1201 Liter
Basispreis: als Fünftürer (Tendance): 20 450 Euro

Von Peter Schwerdtmann(autoreporter)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert