Motorsport: FIA Tourenwagen-WM 2008

R. Huff. foto: autodino/gm

FIA Tourenwagen-WM 2008
Die (vielleicht) verrückteste Stadtrundfahrt der Welt

Für Rob Huff ist der Stadtkurs von Macau „die verrückteste Strecke der Welt – vielleicht liegt er mir ja gerade deshalb so besonders“. Huff kämpft am Wochenende auf der 6,117 Kilometer langen Strecke beim Saisonfinale der Tourenwagen-WM noch um Platz 2 in der Endabrechnung. Er hat 13 Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten Gabriele Tarquini…

Das ist eine Menge Holz. „Aber in Macau kann immer eine Menge passieren“, weiß Huff. „Auch schon in der Qualifikation. Auf einen guten Startplatz wird eine ganze Menge ankommen. Und zwischen den beiden Rennen bleibt den Teams nur wenig Zeit zum Reparieren. Das kann auf einer so atemberaubenden Strecke wie Macau mit Ausschlag gebend sein.“

Huffs Teamkollege Alain Menu weiß um die Reize des Spielerparadieses auf einer Halbinsel vor Hongkong. „Die Piste besteht eigentlich aus zwei Strecken in einer“, charakterisiert der Genfer. „Man hat einen sehr schnellen Teil mit der berühmt-berüchtigten Mandarin-Kurve, in der man im sechsten Gas bei Vollgas und im leichten Drift im Millimeterabstand an den Leitplanken entlang schrammt – das ist die aufregendste Kurve, die ich je in einem Tourenwagen gefahren bin. Und man hat einen engen, kurvigen Stadtverkehr im rückwärtigen Teil, in dem man ein sehr agiles Auto braucht.“

Genau das ist der Chevrolet Lacetti allerdings, der am Wochenende in Asien seine Abschieds-Vorstellung in der WM gibt. „Unser Auto war in Macau schon immer ganz besonders handlich“, weiß Huff. „Auf allen Stadtkursen, auf denen wir gefahren sind, waren wir mit dem Lacetti auf Anhieb schnell. In Macau kamen Alain und ich schon aufs Podium.“ Menu und auch Nicola Larini hoffen beim Endlauf auf den Gewichtsvorteil. „Ich trete mit 30 Kilogramm weniger an als in Okayama“, verweist Larini auf das Platzierungsgewicht. „Deswegen bin ich sehr zuversichtlich. Außerdem liebe ich Stadtkurse; das kommt sicher gut.“

Larini muss 48 Kilogramm Platzierungsgewicht mitschleppen, Menu nur 44 Kilogramm: „Genau so viel, wie ich WM-Punkte habe. Sonst habe ich keine Zuladung.“ Huff dagegen ist in 70 Kilogramm ebenso schwer beladen wie Tabellenführer Yvan Muller, Weltmeister Andy Priaulx – oder sein direkter Vize-WM-Rivale Tarquini.
Der Stadtkurs, auf dem am selben Wochenende auch der prestigeträchtige Formel 3-Grand Prix stattfinden wird, passt sich dem Stadtbild des Spielerparadieses in China – eine Mischung aus Las Vegas und Babylon auf asiatisch – an: Er belohnt die Wagemutigen. „Je näher man an die Leitplanken herantraut, desto höher das Gripniveau“, beschreibt Menu. „Das ist ein Tanz auf der Rasierklinge.“


N. Larini. foto: autodino/gm

Das Wetter wird diese Lotterie nicht zusätzlich verschärfen: Für die gesamte Woche sind Sonnenschein mit Temperaturen von bis zu 29 Grad vorhergesagt. Das Chevrolet Werksteam machte sich am Wochenende auf den 12-stündigen Flug nach Hongkong. Von dort aus führt eine Fährverbindung in einer knapp 90-minütigen Überfahrt an den Pier von Macau – und damit auch fast mitten hinein ins Fahrerlager, das in Wurfweite des Fährhafens liegt.

Das Rennwochenende beginnt bereits am Donnerstag mit einem halbstündigen Erkundigungstest. Freies Training und Qualifikation finden schon freitags statt; für den Samstag haben die Organisatoren extra einen Reparatur-Tag eingeplant, falls es bei der Zeitenjagd zu viel Leitschienenkontakt gegeben hat. Die beiden 50 Kilometer langen Rennen finden am Sonntagmorgen um 5:05 Uhr und 6:25 Uhr mitteleuropäischer Zeit statt. (we)

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