Einen Königsweg wird es nicht geben

Neben Downsizing und Motoraufladung gehört die Aufmerksamkeit mehr und mehr der Weiterentwicklung von Getrieben. Foto: EUROFORUM/Gust/Auto-Reporter.NET

„Der Umgang mit Energie ist der Megatrend für die Entwicklung künftiger Antriebs- und Fahrzeugkonzepte“, stellte Dr. Manfred Klüting von der BMW AG kürzlich beim 9. Internationalen CTI Symposium „Innovative Fahrzeuggetriebe. Hybrid- und Elektroantriebe“ in Berlin fest. Aber „einen Königsweg wird es nicht geben“. Dafür seien die globalen Anforderungen und unterschiedlichen nationalen Rahmenbedingungen zu verschieden. Während die klassischen Statussymbole „Zylinder“ und „PS“ immer mehr an Bedeutung verlören, würden nun Faktoren wie „Effizienz“ und „Umwelt“ immer wichtiger…

Nicht nur die Anmerkung, dass BMW mit dem Maßnahmenpaket Efficient Dynamics bereits vor Jahren auf diesen neuen Trend reagiert habe und von 1995 bis 2008 CO2-Einsparungen von 25 Prozent realisieren konnte, macht deutlich, wie das CO2, von der Politik anhaltend ausgepeitscht, die Autobranche mittlerweile so im Griff hat, dass der Kraftstoffverbrauch immer seltener ins Spiel gebracht wird. Autokäufer muss das verärgern.

Rund zwei Drittel des Einsparerfolgs seien durch Innovationen im Antrieb erreicht worden, sagte Klüting. Ein stabiler Trend in der sich wandelnden Autoindustrie sei neben dem Downsizing und der Motoraufladung die Weiterentwicklung der Getriebe. BMW habe beispielsweise durch das 8-Gang-Getriebe Effizienzsteigerungen von acht Prozent erreicht. Die Potenziale manueller Getriebe seien nicht so groß, aber auch noch nicht ausgeschöpft. Für alle Getriebearten gelte, dass ihr Gewicht möglichst niedrig sein müsse. „Auch wenn die konventionellen Antriebe noch lange eine Rolle spielen werden, wird die Elektromobilität kommen“, so Klüting weiter.

Der Erfolg von Elektrifizierungskonzepten hänge aber mehr vom Energiespeicher als vom Energiewandler ab. Bei der Elektrifizierung des Antriebsstrangs spielten konventionelle Getriebe zunächst weiter eine wesentliche Rolle. Auch dürften die Kosten der Hybridisierung nicht vergessen werden. Es stelle sich nicht nur die Frage, wie modular die Elektrifizierung gestaltet werden könne, sondern auch welche und wie viele Getriebe für die unterschiedlichen Konzepte wie Range-Extender oder Hybride nötig seien. Das Ziel der Kostenreduktion dürfe angesichts der großen Kosten für die Elektrifizierung nicht vergessen werden.

Mit der Elektrifizierung, der Einbindung von Elektromotoren in den Antriebsstrang, aber auch dank weiterer Verbesserungen bei der Energierückgewinnung seien ebenso Verbesserungen der Allradtechnik zu erreichen, erklärte der Leiter der Getriebeentwicklung bei Porsche, Gerd Bofinger auf dem Berliner Symposium. Moderne Allradantriebe müssten nicht nur die Balance zwischen Agilität und Stabilität und eine hervorragende Beherrschbarkeit gewährleisten, sondern auch effizient sein. Mit der „Hang-On-Kopplung“ und Gewichtsersparnissen im Antriebsstrang durch Leichtbau habe Porsche bereits wesentliche Effizienzsteigerungen erzielen können. Porsche sei bereits am effizientesten.

Auf die Besonderheiten des Marktes für CVT-Entwicklungen ging Kazutoshi Noma (Jatco Ltd.) ein. Traditionell sei der Anteil an CVTs in Japan am höchsten. Dennoch habe Jatco in den letzten Jahren auch in den Schwellenländern expandiert. Vor allem angesichts der Verkehrsbedingungen in den asiatischen Großstädten seien CVTs von Vorteil. Jatco arbeite weiter an der Optimierung dieser Technik und sehe noch Potenziale zur weiteren CO2-Reduktion. Die neuen CVTs seien um zehn Prozent kleiner, 13 Prozent leichter und hätten 30 Prozent weniger Reibungsverluste.
Ein Ergebnis der Podiumsdiskussion des 9. CTI Symposiums war, dass konventionelle Antriebe noch lange nicht von Elektromotoren abgelöst würden. Allerdings differenziere sich die Getriebe- und Antriebstechnik angesichts der Elektrifizierung des Antriebsstrangs und der unterschiedlichen globalen Mobilitäts- und Fahrkomfortbedürfnisse weiter.

„In den nächsten 40 Jahren müssen 90 Prozent CO2-Reduktion erreicht werden“, erklärte Masanori Ueda von Nissan Motor. Und das ließe sich nur mit Elektro- und Brennstoffzellen-Fahrzeugen umsetzen. Der Schlüssel für den Erfolg der Elektroautos sei die Batterie. Entscheidend für die Elektromobilität seien aber auch die Energiebereitstellung, die Energiespeicherung und die Optimierung der Mobilität durch intelligente Verkehrsprojekte. Mit den neuen Batteriekonzepten könne bereits doppelt so viel Kraft und Energie gespeichert werden wie mit konventionellen Li-Ionen-Batterien. Außerdem seien die beschichteten Li-Ionen Batterien nur halb so groß, sagte Ueda. Gelingen müsse es der Batterieindustrie aber auch, in allen Bereichen Kosten zu reduzieren.

Offensichtlich ging von den Redebeiträgen des Symposiums durchweg Zuversicht aus, dass die Autobranche den Herausforderungen einer umweltfreundlichen Mobilität gewachsen sein wird. „In den letzten zehn Jahren haben wir mehr Innovationen hervorgebracht als in den letzten 50 Jahren”, stellte Bernd Eckl von der GETRAG Corporate Group fest und verwies auf die großen Effizienzsprünge bei Doppelkupplungsgetrieben. Eine Herausforderung bleibe die Kostenseite. Als zentraler Regler im Antriebsstrang von parallelen und seriellen Hybriden sowie von Range Extendern und Elektrofahrzeugen werde das Getriebe seine Bedeutung auch bei einer zunehmenden Elektrifizierung behaupten. Auto-Reporter.NET/wr)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert