Auto-Energieausweis bevorzugt schwere Modelle

AutonewsAuto-Lobby setzt ihre Interessen durch: Gewichtsbonus für schwere Autos / Frankreich und Italien legen Protest in Brüssel ein

Die Proteste gegen den in diesem Jahr erscheinenden Auto-Energiepass werden immer lauter. Grund: Das Öko-Label – bekannt von Waschmaschinen und Kühlschränken – bevorzugt schwere Autos und damit vor allem Fahrzeuge deutscher Hersteller. Das berichtet AUTO BILD in der am Freitag erscheinenden Ausgabe (Heft 14/2011). Trotz scharfer Proteste von Verbänden und aus der Politik hat der Verband der
Automobilindustrie (VDA) im Bundeswirtschaftsministerium seine Interessen durchgesetzt. Aus Insiderkreisen verlautete, Deutschlands Autohersteller hätten Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) davon überzeugt, dass prestigeträchtige aber schwere Fahrzeuge wie zum Beispiel die Mercedes S-Klasse nicht als Verlierer dastehen dürften…

Deshalb sei nun nicht nur der CO2-Ausstoß maßgebend für das Öko-Label, sondern auch das Gewicht eines Autos. So wird etwa ein Fiat 500
1.4 16V mit 139 Gramm CO2-Ausstoß nur in Klasse F eingestuft, ein Audi Q7 3.0 TDI dagegen bekommt ein B – obwohl er 50 Gramm mehr ausstößt.

„Für den Verbraucher sind keine Vorteile erkennbar“, sagt Volker Lange, Präsident des Importeursverbands VDIK. Das Öko-Label helfe kaum bei der Suche nach einem umweltfreundlichen Fahrzeug. Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) spricht sogar von einer „Mogelpackung“. Es gehe weniger um Klimaverträglichkeit, sondern vielmehr um „die Befindlichkeit der deutschen Autoindustrie“. Schwere Autos bekommen einen Gewichtsbonus – einen Anreiz, leichte und verbrauchsarme Autos zu konstruieren, gäbe es nicht mehr. Wie widersinnig der neue Öko-Pass ist, zeigt ein Beispiel: Wäre der BMW X6 xDrive 40d werkseitig rund 120 Kilo schwerer, käme es in die Energieeffizienzklasse B – trotz rund 200 Gramm CO2-Ausstoß je Kilometer. Zum Vergleich, ein Smart MHD mit 103 Gramm CO2-Ausstoß
kommt nur in die drittschlechteste Klasse E.

Die Formel benachteiligt vor allem Kleinwagen aus Frankreich und Italien. Diese Staaten haben in Brüssel nun Protest eingelegt mit der Begründung, dass der deutsche Energiepass den Wettbewerb innerhalb Europas schwächt. Auch Auto-Importeure, mit immerhin 35 Prozent Marktanteil bei Neuzulassungen, fühlen sich in den Gesprächen übergangen: „Eine frühzeitige Einbindung in die Abstimmungsprozesse hätte hier sicherlich für mehr Klarheit gesorgt“, so VDIK-Chef Lange. [autobild]

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