Formel 1: Der Fahrer schaltet in Singapur 71-mal pro Runde

Nico Rosberg
Schalten und Lenken will gelernt sein, Trockenübung von Nico Rosberg. In Singapur kommt es mit 71 Gangwechseln zu mehr Schaltvorgängen als auf jeder anderen Rennstrecke. Das entspricht über 3.648 Gangwechseln während des Rennens. Foto: wmd/Auto-Reporter.NET

In dieser Saison muss das Getriebe eines Formel-1-Rennwagen fünf Rennen in Folge seinen Dienst tun. Alle Teams mussten laut Reglement vor Saisonstart 30 Auswahlmöglichkeiten für die Getriebeübersetzung festlegen. Dies bedeutet aber nicht, dass man ausschließlich 30 Getriebeübersetzungen verwenden kann. Denn innerhalb dieses Bereichs darf das Übersetzungsverhältnis zwischen den Rennwochenenden an die jeweilige Streckencharakteristik angepasst werden…

Das Team wählt die 30 erlaubten Übersetzungs-Varianten auf der Grundlage seiner Erfahrung aus den Testfahrten und der Rundensimulationen aus. Die festgelegten Getriebeübersetzungen müssen die Anforderungen aller 19 Strecken erfüllen, also sowohl in langsamen Kurven wie in Monaco als auch auf langen Geraden wie in Monza.

Der Stadtkurs in Valencia weist beispielsweise mit 64 Gangwechseln pro Runde (knapp über fünf Kilometer lang) die meisten Schaltvorgänge aller bisherigen Strecken aus – nur in Singapur kommt es mit 71 Gangwechseln zu mehr Schaltvorgängen. Das entspricht über 3.648 Gangwechseln während des Grand Prix, der Saisondurchschnitt liegt bei 3.100 Vorgängen. Unglaublich, so schalten die Fahrer in Valencia durchschnittlich alle 85 Meter. Im Vergleich hierzu wird in Monaco alle 61 Meter und im belgischen Spa alle 143 Meter geschaltet. Das 40 kg leichte F1-Getriebe arbeitet bei bis zu 130°C und überträgt im höchsten Gang eine Kraft von rund 5000 Nm. Und es besteht aus mehr als 500 Einzelteilen, dazu zählen neben den Getriebeteilen auch Befestigungspunkte für die Aufhängung, die hintere Crash-Struktur und etliche Komponenten der Hydraulik.

Kann ein Getriebe überhaupt den hohen Belastung standhalten? Ja, denn während des Lebenszyklus von fünf Rennen führt ein Getriebe mehr als 25.000 Gangwechsel durch, bei einer Fahrstrecke von etwa 3.000 Kilometer. Auf langsameren Rennstrecken sorgt die gewählte Übersetzung für eine geringere Geschwindigkeit, somit muss das Getriebe für eine längere Zeit ein höheres Drehmoment übertragen. Gleichzeitig wird mehr in den niedrigen Gängen gefahren, wobei die Lager stärker belastet werden. Während eines Gangwechsels muss das Getriebe auch Drehmomentspitzen standhalten. Die Folge: je öfter geschaltet wird, desto stärker wird das Getriebe gefordert.

In der Formel 1 wird unfassbar schnell geschaltet. Wenn man die Übertragung des Drehmoments durch das Getriebe als Grundlage nimmt, dauert ein Gangwechsel null Sekunden! Hintergrund: Die Dauer des mechanischen Schaltvorgangs beträgt weniger als 0,05 Sekunden; ist also drei Mal so schnell wie das Blinzeln eines Auges. Bei 250 km/h würde ein Formel 1-Auto in dieser Zeit beinahe 3,5 m oder rund zwei Drittel der Fahrzeuglänge zurücklegen. (Auto-Reporter.NET/Peter Hartmann)

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