Kritik an neuer Verbrauchsnorm der Autohersteller

Auch die neue Verbrauchsnorm, mit der Autohersteller den Spritverbrauch ihrer Fahrzeugmodelle bewerben, geht an der Realität vorbei. Nach Informationen von AUTO BILD (Heft 36) unterscheiden sich die Ergebnisse des zukünftig weltweit gültige Normverbrauchszyklus kaum von den Messwerten der alten Norm. Zwischen Herstellangaben und den tatsächlichen Verbrauchswerten wird also auch künftig eine große Lücke klaffen.

Der sogenannte WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) soll den Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) ersetzen, mit dem Autohersteller seit 1996 den Werksverbrauch ermitteln. Im WLTP soll deshalb der reale Fahrbetrieb besser abgebildet werden. Auf dem Prüfstand werden Testfahrzeuge mit höherer Geschwindigkeit und ungleichmäßigem Beschleunigen gefahren und simulieren den Verbrauch im Stadtverkehr, auf der Landstraße und auf der Autobahn. Dennoch unterscheiden sich die Messwerte der neuen Norm nur minimal von der Vorgängerversion. Das liegt zum einen daran, dass der verbrauchsungünstige Stadtverkehr mit nur noch einem Drittel statt wie zuvor zwei Dritteln in die Gesamtwertung einfließt. Zum anderen bleiben Zusatzausstattungen wie Klimaanlage oder Sitzheizung unberücksichtigt. Zudem gilt es als offenes Geheimnis, dass Hersteller elektronische Steuergeräte in ihre Modelle einbauen, die eine Verbrauchsmessung erkennen und auf dem Prüfstand extrem sparsam fahren.

„Die zukünftigen Werksangaben werden sich nur um zwei bis vier Prozent von den alten unterscheiden“, glaubt der Umwelt- und Verkehrsexperte Axel Friedrich. „Große Autos kommen tendenziell sogar etwas besser weg als vorher, kleine etwas schlechter.“ Das kann der Autoindustrie nur recht sein: für verbrauchsintensive Neuwagen drohen ihnen künftig hohe Steuern und viele Länder berechnen die Kfz-Steuern nach dem CO2-Ausstoß. Die Einführung der Norm war ursprünglich für 2013 geplant, die Autolobby soll den Termin um vier Jahre nach hinten geschoben haben.(autobild)

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