Auf Audi RS 4 Avant Testfahrt: den Kofferraum voll Gepäck, die Dachbox gefüllt mit Freizeitartikeln und die Fähre nach Sylt geht in 30 Minuten. Wer jetzt erst in Flensburg steht, braucht ein Auto mit besonderen Qualitäten.
Das könnte unser Audi RS 4 Avant Testfahrt Wagen sein. Denn der Avant ist Audis Antwort auf die Frage, wie viel Gepäck eigentlich in einen Sportwagen geht. Freilich, der rote Kombi beackert diese Fahrzeugklasse nicht wirklich. Aber er serviert schnelles Fahren mit 450 PS kultiviert und alltagstauglich. Dazu ist er sogar ein bisschen sexy.
Mit dem Audi RS 2 Avant läuteten die Ingolstädter im Frühjahr 1994 eine neue Fahrzeugklasse im Hause ein: Der RS-Sportkombi war geboren. Die Co-Produktion mit Sportwagenhersteller Porsche tat Audi gut und beflügelte den RS 2 Avant trotz seines biederen Äußeren auf die Liste der deutschen Traumautos.
Kein Wunder also, dass sich das Spiel mit dem Turbolader auch in der A4-Reihe fortsetzte. Den Meilenstein bildet bis heute der RS 4 (B5), der zum Millennium erstmals mit V6-Biturbo-Technik begeisterte und für Leistungssteigerungen eine einfache und solide Basis bot.
Der Audi RS 4 Avant Testfahrt Kombi hält mit
An dieses Erlebnis knüpft der aktuelle Audi RS 4 an und hat dazu noch 200 Kubikzentimeter mehr Hubraum. Den 380 PS des RS-4-Urmodells stehen nun 450 Pferdchen entgegen, die mit einem Acht-Stufen-Wandlergetriebe (Tiptronic) verbunden sind.
Blitzschnelle Schaltvorgänge mit nahtlosem Kraftschluss lassen das maximale Drehmoment von 600 Newtonmetern im Dauerfeuer durch den dynamisch geregelten Antriebsstrang schießen.
So besteht kein Zweifel, dass der RS 4 Avant auch vollbesetzt und mit Gepäck noch am neuen Toyota GR Supra vorbeizieht. In Ruhephasen bleibt der Kraftschluss trotzdem ruhig und gesittet, ebenso wie das auf den Punkt genau abgestimmte adaptive Fahrwerk.
In 4,1 Sekunden schießt der 1830 Kilogramm schwere Kombi auf 100 km/h, um die 13 Sekunden sind es bis Tempo 200 km/h. Je nach Portemonnaie ist der Audi entweder bei 250 oder bei 280 km/h abgeregelt (RS-Dynamikpaket 6400 Euro).
Bei so viel Leistung bleibt den Kindern auf dem Rücksitz sicher das „Sind wir schon da?“ im Halse stecken.
Einen weiteren Einfluss auf das Befinden hinter dem Volant hat auch der mächtige Sound, den Audi nur nach außen durch einen Otto-Partikelfilter entschärfen musste. Sobald die Lader zupacken, stimmen sechs Zylinder ein Konzert mit Doppelfanfare an, das den Fahrer in einen Sog zieht.
Bei jedem Schaltvorgang unseres Audi RS 4 Avant Testfahrt Wagens wird der Gangwechsel durch ein deutliches Knattern aus den Rohren bestätigt. Um den Sound voll zu genießen sollte entweder die RS-Sportabgasanlage für 1200 Euro mitbestellt, oder eine Sonderanfertigung beim Tuner in Auftrag gegeben werden.
Emotion können sie in Ingolstadt noch immer. So präsentiert sich das Außenkleid des fünfsitzigen Sportkombi dynamisch, scharf und wohl proportioniert. Im Vergleich zum großen Bruder, dem RS 6, ist die Verbreiterung jedoch noch dezent ausgefallen. Und das tut dem RS 4 Avant gut.
Durch die vergleichsweise kompakten Abmessungen wird ein direktes und – geachtet der Masse von 1830 Kilogramm – leichtfüßiges Fahrverhalten ermöglicht. Nach außen hin macht die Kraftkur auf Wunsch das Optikpaket Carbon für 4000 Euro kenntlich. In Kombination mit dem tangoroten Metallic-Lack (900 Euro) und den fünfspeichigen 20-Zöllern (2300 Euro) ein Blickfang, der keine Fußnoten mehr benötigt.
Ausgeglichen, sicher und spielerisch schießt er trotz leicht untersteuerndem Grundcharakter durch die Kurven. So entsteht viel Fahrspaß, den der große Bruder RS 6 Avant aufgrund des Massegefühls so nicht bieten kann. Auch der Spritverbrauch unseres Audi RS 4 Avant Testfahrt Autos spielt mit 13 Litern im Mittel in einer anderen Liga. Die Grenze zu 20 Litern Verbrauch wird nur auf der Rennstrecke oder auf einer freien Bundesautobahn geknackt. Das geht für ein fünfsitziges Heizkraftwerk in Ordnung.
Doch der RS 4 hat Eigenarten, die der Käufer vorher kennen sollte. Die Turbocharakteristik ist trotz sechs Kammern und zwei Ladern ausgeprägt. Auf diese Weise sind sparsame Touren möglich, die mit hohem Komfort einhergehen, andererseits fehlt unter 3500 Umdrehungen in der Minute spürbar Leistung.
Die entfaltet sich ab 4000 U/min dann wie aus der Kanone gefeuert und sorgt immer wieder für einen neuen Aha-Effekt. Wer die geballte Ladung für zwischendurch sucht, findet hier den Traumkombi. Wer jederzeit bulliges Drehmoment zu brauchen glaubt, wird erst mit dem potenten V8-Biturbo aus dem gleichen Hause glücklich.
Der Innenraum unseres Audi RS 4 Avant Testfahrt Wagens besticht mit einem erlesenen Menü aus legendären Formen und Verarbeitungsdetails. Carbon (Dekoreinlagen: 1000 Euro), Alcantara, Klavierlack, hochwertige Häute mit roten Ziernähten – hier hat die Entwicklungsabteilung das Lächeln der Enthusiasten als Ziel gesetzt.
Die Topausstattung setzt das dynamische Formenspiel im Interieur erst so richtig in Szene. Mit einem Audi-Sport-Schriftzug, der bei geöffneter Tür auf den Boden projiziert wird, tritt die RS-Abteilung leider einen Schritt zu kurz. Dicke Hose á la „Fast & Furious“ muss in dieser Klasse nicht sein. Danke sagen wir aber für die tolle Verarbeitung und die stilechte Konzeption der Ausstattung. Mit BMW M und Mercedes-AMG liegt der RS 4 Avant in puncto Authentizität gleichauf.
Wie so oft hat ein Audi seinen Preis. Ab 81.400 Euro ist das aktuelle Modelljahr des Audi RS 4 Avant zu bekommen. Bis zur Rundum-Sorglos-Ausstattung unseres Testwagens mit abgesteppten Sportsitzen, Dynamik-Paket und MIB müssen gut 37.000 Euro nachgeschossen werden.
Damit ist der Powerkombi für die meisten Autofans preislich wenig attraktiv. Schade eigentlich, denn alles in einem Auto zu bekommen erzeugt im RS 4 Avant einen unwiderstehlichen Reiz. (we/ampnet/deg)(Fotos: Auto-Medienportal.Net/Dennis Gauert)
Daten Audi RS 4 Avant Testfahrt Auto
Länge x Breite x Höhe (in m): 4,78 x 1,87 x 1,34
Motor: V6-Ottomotor, 2894 ccm, Bi-Turbo, Direkteinspritzung
Kraftübertragung: Acht-Stufen-Direktschaltgetriebe, Allradantrieb
Leistung: 450 PS (331 kW) bei 5700 – 6700 U/min
Max. Drehmoment: 600 Nm bei 1900 – 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 280 km/h (250)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,1 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 9,2 Liter
Testverbrauch: 14 Liter SP
Realverbrauch: 12 Liter SP
Abgasnorm: Euro 6d-Temp-Evap-ISC
CO2-Emissionen: 208 g/km
Leergewicht: 1830 kg
Kofferraumvolumen: 495-1495 Liter
Basispreis: 81.400 Euro
Testwagenpreis: 118.905 Euro