24 Stunden von Le Mans, Rennbericht: Doppelsieg für Porsche RS Spyder

RS Spyder, Van Merksteijn Motorsport: Jos Verstappen, Jeroen Bleekemolen, Peter van Merksteijn. foto: autodino/porsche

Motorsport: 24 Stunden von Le Mans, Rennbericht: Doppelsieg für Porsche RS Spyder

Besser hätte die Le Mans-Premiere für den Porsche RS Spyder
nicht ausfallen können: Der Sportprototyp aus Weissach feierte beim
härtesten Langstreckenrennen der Welt einen Doppelsieg in der LMP2-Klasse.
Nach einer fehlerfreien Fahrt ohne jegliche technische Probleme kamen Jos Verstappen, Jeroen Bleekemolen und Peter van Merksteijn (alle Niederlande) als Erste ins Ziel. Das Trio vom Team Van Merksteijn Motorsport hatte acht Runden Vorsprung auf den zweitplatzierten RS Spyder von John Nielsen, Casper Elgaard (beide Dänemark) und Porsche-Werksfahrer Sascha Maassen (Aachen). Von den Startplätzen eins und zwei ins Rennen gegangen, …

… kontrollierten die beiden Teams mit dem 476 PS starken RS Spyder von Beginn an das Rennen. Pech hatten dagegen die drei Teams in der seriennahen GT2-Kategorie mit dem Porsche 911 GT3 RSR. Nach der Doppelführung im Zeittraining und zu Beginn des Rennens machten ein Unfall und ein technischer Defekt die Hoffnungen auf eine Wiederholung des Vorjahressieges zunichte.

„Ich freue mich, dass die Erwartungen unserer Kundenteams Van Merksteijn Motorsport und Essex erfüllt wurden. Der RS Spyder hat bewiesen, dass er nicht nur schnell, sondern auch besonders zuverlässig ist. Aber auch die professionelle Arbeitsweise der Teams war ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg“, sagte Porsche-Motorsportchef Hartmut Kristen. „Auch die Performance des GT3 RSR war hervorragend. Doch leider haben gleich zwei Autos durch einen unglücklichen Unfall in der Anfangsphase ihre Chance auf einen Sieg verspielt.“

RS Spyder, Van Merksteijn Motorsport: Jos Verstappen, Jeroen Bleekemolen, Peter van Merksteijn. foto: autodino/porsche

„Dieser Erfolg ist etwas ganz Besonderes in meiner Rennfahrer-Laufbahn“,
sagte der ehemalige Formel-1-Fahrer Jos Verstappen überglücklich. „Wer in Le Mans gewinnt, geht in die Geschichtsbücher ein. Für mich ist es
zusätzlich bedeutend, weil ich nie zuvor ein 24-Stunden-Rennen gefahren
bin. Das Auto war unglaublich zuverlässig und fantastisch zu fahren. Es hat von der ersten bis zur letzten Minute riesigen Spaß gemacht.“ Auch
Teamkollege Peter van Merksteijn, der Besitzer des niederländischen Teams, war völlig aus dem Häuschen. „Das ist der Wahnsinn“, sagte der 52-Jährige.
„Jeder im Team hat unermüdlich gearbeitet. Vor allem Jos ist gefahren wie
ein junger Gott. Mein Job war eigentlich nur, den RS Spyder ohne Blessuren wieder an die Box zu bringen und nicht zuviel Zeit auf Jos und Jeroen zu verlieren. Und das ist mir geglückt. Die Unterstützung von Porsche war ausgezeichnet und die Zusammenarbeit hätte nicht besser sein können.“ Nur eine außerplanmäßige Reparatur störte den Ablauf. Der Unterboden hatte sich beim Räubern über die Randsteine gelockert und musste befestigt werden.

In die Freude der Essex-Piloten über den zweiten Platz mischte sich ein
wenig Wehmut. Im ersten Renndrittel hatte das dänische Team lange geführt – und sich daher berechtigte Hoffnungen auf einen Le Mans-Sieg gemacht. Zwei schleichende Plattfüße und ein zusätzlicher Boxenstopp wegen Elektronikproblemen kostete die Siegchance. „Es ist dennoch sehr bewegend, dass wir bei unserem ersten 24-Stunden-Rennen als Team Zweite wurden“, sagte John Nielsen, der als Fahrer und Teamchef fungiert und 1990 bei dem Langstreckenklassiker einen Gesamtsieg geholte hatte. Auch Sascha Maassen stellte dem Essex-Team ein gutes Zeugnis aus. „Ich habe mich auf Anhieb in meinem Gastteam wohlgefühlt und war überrascht, mit welchem Engagement und welcher Zielstrebigkeit da gearbeitet wird“, sagte der Porsche-Werksfahrer, der in der American Le Mans Series für das werksunterstützte Penske-Team startet. „Es war ein Highlight, den RS Spyder hier in Le Mans zu fahren.
Dank der außergewöhnlich guten Balance und Straßenlage des Autos hatte man auch in den ultraschnellen Passagen immer volles Vertrauen ins Fahrzeug.“

Jos Verstappen. foto: autodino/porsche

Auch die Teams der seriennahen GT2-Klasse waren mit dem Porsche 911 GTR3 RSR viel versprechend ins Rennen gestartet. Im Training hatte Porsche-Werksfahrer Patrik Long (USA) mit einer Rundenzeit von 3:58,152
Minuten erstmals die magische Vier-Minuten-Grenze in der Sportwagenkategorie unterboten und zusammen mit dem deutschen Werksfahrer Wolf Henzler (Nürtingen) eine Doppel-Pole geschafft. Auch im Rennen führten zunächst souverän zwei Porsche 911 GT3 RSR. Nach zwei Stunden machte eine unglückliche Kollision zwischen Long und seinem Landsmann Seth Neiman die Siegchancen zunichte. Für das französische Team IMSA Performance Matmut mit Long, Werksfahrer Richard Lietz (Österreich) und Raymond Narac (Frankreich) war das Rennen zu Ende. Der 911er des Teams Flying Lizard Motorsports (USA) konnte das Rennen zwar wieder aufnehmen, lag aber mehr als 30 Runden zurück und wurde mit Porsche-Werksfahrer Jörg Bergmeister (Langenfeld), Neiman und Johannes van Overbeek (USA) am Ende Sechster. Dabei drehte Bergmeister mit 3:59,887 Minuten die mit Abstand schnellste Rennrunde in der GT2-Kategorie.

Den fünften Platz im GT2-Klassement sicherten sich Wolf Henzler, Alex
Davison (Australien) und Horst Felbermayr sen. (Österreich). Sie hatten
sich bis Mitternacht mit einem Ferrari einen spannenden Kampf um die Spitze geliefert, fielen aber wegen einer einstündigen Reparatur in der Nacht weit zurück. „Von dem einen technischen Defekt abgesehen, lief unser 911er wie ein Uhrwerk. Aber in unserer Klasse liegen die Konkurrenten so eng beieinander, dass man einen Rückstand nur ganz schwer aufholen kann“, sagte Henzler.

Rennergebnis LMP2
1. Verstappen/Van Merksteijn/Bleekemolen (NL), Porsche RS Spyder, 353
Runden
2. Nielsen/Elgaard/Maassen (DK/DK/D), Porsche RS Spyder, 345 Runden
3. Ragues/Lahaye/Cheng (F/F/CHN), Pescarolo Judd, 333 Runden
4. Pla/Amaral/Smith (F/P/GB), Lola AER B05-40, 324 Runden
5. Barazi/Vergers/Moseley (DK/NL/GB), Zytek 07S, 304 Runden
6. Devlin/Rostan/Jeanette (GB/F/USA); Radical AER SR9, 297 Runden

Rennergebnis GT2
1. Bruni/Melo/Salo (I/BRA/FIN), Ferrari F 430 GT, 326 Runden
2. Malucelli/Ruberti/Babini (I), Ferrari F 430 GT, 318 Runden
3. Kaffer/Ehret/Nielsen (D/D/DK), Ferrari F 430 GT, 317 Runden
4. Aucott/Ferté/Daoudi (GB/F/F); Ferrari F 430 GT, 312 Runden
5. Davison/Henzler/Felbermayr sen. (AUS/D/A), Porsche 911 GT3 RSR, 309 Runden
6. Bergmeister/Van Overbeek/Neiman (D/USA/USA), Porsche 911 GT3 RSR, 289 Runden

Jeroen Bleekemolen. foto: autodino/porsche

Daten und Fakten: 24 Stunden von Le Mans
Das 55 Fahrzeuge starke Starterfeld des 24-Stunden-Rennens von Le Mans bilden zwei unterschiedliche Sportfahrzeug-Kategorien: Sportprototypen und Seriensportwagen. Am Technischen Reglement des Langstreckenklassikers orientiert sich die europäische Le Mans Series (LMS), in der 2008 drei RS Spyder am Start sind. Das amerikanische Pendant American Le Mans Series (ALMS) hat das Reglement leicht modifiziert. Dort liegen die LMP1- und die LMP2-Fahrzeuge dichter beieinander. Alle Rennwagen starten in Le Mans gleichzeitig; es gibt eine Gesamtwertung und eine Wertung der einzelnen Klassen.

Das sind die vier Klassen:
Klasse LMP1: Sportprototypen mit bis zu 750 PS und einem Mindestgewicht von 900 Kilogramm (in der ALMS: 750 PS/925 Kilogramm). Leistungsgewicht: rund 1,2 kg/PS.
Klasse LMP2: Sportprototypen mit rund 475 PS (mit Saugmotor) und 825
Kilogramm Mindestgewicht (in der ALMS: 475 PS/800 Kilogramm).
Leistungsgewicht: rund 1,7 kg/PS. In dieser Klasse startet der Porsche RS
Spyder.
Klasse GT1: Stark modifizierte Seriensportwagen mit bis zu 650 PS und einem Mindestgewicht von 1.125 – 1.325 Kilogramm (in der ALMS: 650 PS/1.125 – 1.325 Kilogramm).
Klasse GT2: Leicht modifizierte Seriensportwagen mit 450 bis 470 PS und
einem Mindestgewicht von 1.125 – 1.325 Kilogramm (in der ALMS: 450 bis 470 PS/1.125 – 1.325 Kilogramm). In dieser Klasse ist der Porsche 911 GT3 RSR am Start. (we)

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