Die Lamborghini Geschichte: „Du bist ein Bauer, was willst Du eigentlich!“

Gallardo LP 550-2 Valentino Balboni: Inspiriert vom Stil der 70er Jahre Sportwagen zieht sich in der auf 250 Exemplare limitierten Version (192.780 Euro) ein Farbstreifen von vorne bis zum Heckspoiler. Innen dominiert schwarzes Leder, die Mittelkonsole bedeckt weißes Leder. Der 550 PS starke V10 ist eine perfekte Synthese aus Drehfreude, Durchzugskraft und stets überschäumendem Temperament. Und so klingt er auch: ein Genuss in vielen Tonarten. Die Kraft wird über die Hinterräder zur Straße gebracht: ein Novum im aktuellen Lamborghini-Programm mit Allradantrieb. 3,9 Sekunden reichen ihm bis 100, erst bei 320 km/h ist Schluss. Auch alle fahrdynamischen Details wurden neu abgestimmt. Foto: djd/Interpress/Lamborghini

Die Wahre Geschichte um den italienischen Supersportwagen – Enzo Ferraris Rüffel war der Startschuss für den Siegeszug des Lamborghinis

Der geheimnisvolle Nimbus von Automobili Lamborghini ist verbunden mit dem Mann, der die Inspiration, die Fähigkeit und den unbändigen Willen hatte, seinen Traum wahr werden zu lassen – Ferruccio Lamborghini. Seine Eltern waren Bauern, aber Ferruccio Lamborghini erbte ihre Liebe zu Land und Erde nicht. Von klein auf an zeigte er Interesse an Technologie und Mechanik. Von 1959 an produzierte er Traktoren – sehr erfolgreich. Mit diesem soliden finanziellen Hintergrund stürzte er sich in ein neues Abenteuer: der Produktion von Sportwagen.
Die Geschichte hat allerdings ein Vorspiel. Ferruccio schenkte seiner Frau einen weißen Ferrari, den er sich immer auslieh, wenn er Geschäftsfreunde beindrucken wollte. Doch nach jeder Fahrt war die Kupplung hin. Der Wagen kam in die Werkstatt und immer war eine teure Rechnung fällig. Das ärgerte Ferruccio und er fragte einen seiner Mechaniker, ob man das nicht selber reparieren könnte. „Kein Problem“, sagte dieser, „das sind die gleichen Kupplungsscheiben wie in unseren Traktoren.“ Ferruccio rastete total aus, setzte sich ins Auto und fuhr nach Modena zu Enzo Ferrari. „In Deine wunderschönen Autos baust Du Scheiben, die in meinen Traktoren sind“, sagte er voller Wut. Doch Enzo Ferrari ließ ihn abblitzen: „Du bist ein Bauer, was willst Du eigentlich“. Darauf Ferruccio „bene, morgen fange ich an eigene Autos zu bauen.“

Bei Null angefangen
„Die Geschichte ist einfach unglaublich“, erzählt uns Testfahrer Valentino Balboni, der alles hautnah miterlebt hat. „Ferruccio hatte kein Geld, aber er wollte Enzo unbedingt zeigen, dass es besser geht. Zuerst holte er sich die besten Leute von Ferrari. Die haben von Null angefangen und alles selber gemacht, wirklich alles. Die ersten Autos waren im wahrsten Sinne des Wortes Handarbeit. An Ideen mangelte es nicht, viele der Werkzeuge kann man übrigens noch in unserem Museum sehen“, so Balboni.
Die Autofabrik auf dem flachen Land, in Sant’Agata, begann1964 erste Sportwagen auszuliefern. Die Legende nahm ihren Anfang. Jahr für Jahr wurden Autos produziert, die dem Ideal an Schönheit und Perfektion nacheiferten. Und sie entsprachen mehr als alles andere Lamborghinis Wunsch „nichts als das Beste“. Der angreifende Stier auf dem Firmenwappen zierte schon den ersten Sportwagen. Der Firmenchef (Sternzeichen Stier) liebte das Symbol als Ausdruck seines vorwärtsdrängenden, mitunter ungestümen Charakters.

1964 entstand der legendäre 350 GT, dessen 12-Zylinder übertraf die Leistung aller Ferraris deutlich. Dann kam der Miura und kratzte deutlich an der 300 km/h-Marke, was Enzo Ferrari ebenfalls mächtig ärgerte. Seit dem Miura tragen alle Modelle die Namen von berühmten spanischen Kampfstier-Zuchten: Islero, Espada, Jarama, Urraco, Jalpa. Mit einer Ausnahme: der futuristisch gestylte Countach. Einer, der aus der Zukunft zu kommen scheint.
Weltwirtschaftskrise
1972 stoppten Öl-Embargo und die generelle Rezession in der Welt den Verkauf drastisch. Um sein Landmaschinenunternehmen zu stützen, trennte sich Ferruccio 1973 notgedrungen von seiner geliebten Automobilfirma. So richtig Glück hatte jedoch niemand mit den Stieren, die Marke wechselte bis 1998 gleich vier Mal den Eigentümer, wurde zum Spielball manch windiger Gesellen. Doch den Fahrzeugen hat das nicht geschadet. Bahnbrechende Modelle wie der Geländewagen LM 002, der erste SUV weltweit (!), Countach und Diablo gehören wie die vielen Vorgänger immer noch weltweit zu den faszinierendsten und gefragtesten Supersportwagen.
Heute hat das Haus des Bullen einen starken Besitzer.

Am 24. Juli 1998 nahm Audi die Marke unter seine Fittiche. Endlich hatte das Haus des Bullen einen Partner mit technischer Kompetenz und finanzieller Stärke. Die „Supercars“ aus Sant‘ Agata konnten jetzt endlich wieder voll durchstarten. Und das taten sie auch. Vor allem, als der heutige Geschäftsführer Stephan Winkelmann die Geschäfte übernahm. Mit Weitsicht und Geschick positionierte der erfahrene Automobilmanager die Marke ganz weit oben und fuhr ein Rekordjahr nach dem anderen ein.
Den Erfolg erlebte Firmengründer Ferruccio Lamborghini jedoch nicht mehr. Nach 1972 befasste er sich vorwiegend mit Weinanbau, das hochklassige Weingut in Umbrien existiert weiterhin unter seinem Namen. Am 20. Februar 1993 starb der geniale Visionär, der für seine Verdienste zum „Commendatore“ und zum „Cavaliere del lavoro“ (Ritter der Arbeit) ernannt wurde, an einem Herzanfall. Natürlich zog ein Lamborghini-Traktor in seiner Heimatstadt Renazzo den Wagen mit dem Sarg. (we/djd)

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