Mercedes SLS AMG

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Wie im DTM-Mercedes-Benz befindet sich die Sitzschale im SLS in einer Sicherheitszelle aus hochfestem Carbon. Durch ihre spezielle Form bietet die mit dem Überrollkäfig und dem Aluminium-Spaceframe verschraubte Sicherheitszelle einen noch besseren Schutz für Schultern, Hüfte und Beine des Fahrers. Foto: wmd/Auto-Reporter.NET

Flügeltüren sind kein Sicherheitsrisiko

Das Szenario, das ein Mercedes SLS AMG nach einem Überschlag auf dem Dach liegen bleibt, ist nach einem Unfall durchaus realistisch. Und hier stellt sich die Frage: Wie kommt der Fahrer in solch einer Situation schnellstmöglich aus dem Sportwagen heraus? Oder wie können Rettungskräfte die Insassen nach einem Unfall versorgen? Die Angst, dass man aus dem Mercedes-Benz Flügeltürer nur beschwerlich geborgen werden kann, ist unbegründet…

Sollte also der Sportwagen nach einem Unfall in Dachlage auf seinen Flügeltüren liegen, erkennt eine Steuerung den Positionszustand des SLS AMG und führt innerhalb von nur einigen Sekunden zwei Sensorabfragen durch. Sollte sich innerhalb dieses kurzen Zeitraums der SLS AMG nicht bewegt haben, werden vier pyrotechnische Elemente aktiviert, die jeweils über einen Bolzen einen Hebel mechanisch auslösen.

Durch diesen sekundenschnellen Vorgang werden von beiden Flügeltüren die zwei Dachscharniere gelöst. Der pyrotechnische Auslöser ist in jedem Türscharnier eingebaut, der beim SLS AMG vom Steuergerät Rückhaltesysteme ausgelöst wird. Das spezielle Sicherheitssystem für den Flügeltürer ist eigentlich simpel, kann aber nach einem Überschlag lebensrettend sein. Das Prinzip: Der pyrotechnische Auslöser im Türscharnier öffnet über einen Bolzen die Sperrklinke, der Fanghaken wird freigegeben, der federbetätigt vom Haltebolzen des Fangarmes weggedreht wird. Schließlich wird durch die Federkraft das Türscharnier vom Scharnierarm weggedrückt. Auch wenn es sich komplizierter anhört als es in der Praxis ist, so können nach dem Öffnen des Türschlosses die Flügeltüren problemlos von den Scharnierarmen waagerecht abgezogen werden.

Wie der Mercedes-Benz SLS AMG ist auch die rennsporttaugliche GT3-Version mit den vier pyrotechnischen Elementen an den Scharnieren der Flügeltüren ausgerüstet. Auch hier ermöglichen sie einen schnellen Ausstieg des Fahrers oder den raschen Zugang von Rettungskräften, sollte der Sportwagen nach einem Unfall auf dem Dach liegen bleiben. Allerdings erfolgt im Gegensatz zum Serien-SLS AMG bei der GT3-Version keine automatische Auslösung über ein Steuergerät, sondern sowohl der Fahrer als auch die Rettungskräfte können durch einen Aktivierungsschalter eine manuelle Auslösung vornehmen. Der Fahrer kann dies innen über einen Schalter auf der Mittelkonsole tun, von außen kann man an einem gut erkennbaren Ring unterhalb der Windschutzscheibe die Auslösung aktivieren – beide sind mit „Emergency Exit“ gekennzeichnet. Danach werden die vier pyrotechnischen Elemente gezündet, sie lösen dann jeweils die zwei Dachscharniere der beiden der Flügeltüren. Dass man sich beim SLS AMG GT3 für ein manuelles System entschied, beruht auch auf einer Empfehlung der obersten Motorsportbehörde FIA.

Das Sicherheitsniveau des Mercedes-Benz GT3-Rennwagens wurde mithilfe zahlreicher Crash-Versuche im Mercedes-Benz Technology Center in Sindelfingen abgesichert. Dort wird auch die passive Sicherheit aller Serienmodelle Mercedes-Benz- und AMG-Modelle entwickelt und geprüft. Hier wurde auch der statische Dacheindrücktest, der die Belastung bei einem Überschlag simuliert, durchgeführt. Dabei drückt ein Stempel mit einer exakt definierten Kraft auf den so genannten A-Säulen-Knoten. Ergebnis: Der unter der Dachhaut angebrachte Überrollkäfig aus hochfestem Stahl kehrt nach der Prüfung nahezu wieder in seine Ausgangsform zurück. Da wundert es nicht, dass während der Entwicklung des SLS AMG GT3 der größtmögliche Schutz für den Rennfahrer im Falle eines Unfalls im Fokus der Ingenieure stand. Derart aufwändige Crash-Versuche im GT3-Segment des Motorsports sind nach heutigem Stand einzigartig. (Auto-Reporter.NET/Peter Hartmann)

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